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Rueckkehr nach Glenmara

Titel: Rueckkehr nach Glenmara
Autoren: Heather Barbieri Sonja Hauser
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betrachtete versonnen die Kirche und ihren Turm, die er so viele Jahre lang morgens als Erstes zu Gesicht bekommen hatte.
    Nie wieder.
    Es war vorbei.
    Sein Nachfolger würde in wenigen Tagen übernehmen, mit Sicherheit jung und voller Energie, aus Kenia oder Kamerun. Vielleicht auch ein älterer Geistlicher, der nach einer Tätigkeit in der Werbebranche oder als Jurist erst in späteren Jahren seine Berufung gefunden hatte, ein der Welt zugewandter Mann. Ein anderer jedenfalls als Dominic Byrne.
    Dominic Byrne war nicht mehr erwünscht, so viel stand fest.
    Die Welt veränderte sich, und er hatte es versäumt, sich mit ihr zu ändern. Er war ein Artefakt für den Keller der Vatikanischen Museen; er spürte fast, wie der Staub sich auf seine Kleidung legte. Byrne lud seine Habseligkeiten in seinen Wagen, die Kleidung im Koffer, die Bücher in einer Kiste. Als Erstes würde er seinen Cousin besuchen, um wieder ins Lot zu kommen. Vielleicht würde er auch weiterfahren, bis die Straße endete, und mit der Fähre übers Meer, wohin,
wusste er nicht. So weit hatte er nicht vorausgedacht, ein merkwürdiges Gefühl für einen Mann mit einem so strukturierten Leben wie dem seinen. Seine noch ein paar Tage zuvor festgefügte Welt weichte auf. Er kam sich vor wie ein Schmetterling, der aus seinem Kokon schlüpft. Es war Zeit, sich von seiner Berufung zu verabschieden. Damit hatte er nicht gerechnet, doch es erschien ihm von Gott, von der Natur, vorherbestimmt zu sein.
    Nur die Straße hinter der Kirche war frei von Menschen, und die würde er nehmen.
    Er sah den Vögeln nach, die nach Norden, in ihre Sommerreviere, zogen, zu den Inseln und Stränden, wo es jetzt warm genug war. Er würde es ihnen gleichtun. Mrs. Flynn verkaufte mit den anderen Spitze bei dem Fest, tanzte, sang, feierte. Er hinterließ ihr einen Zettel. Es würde eine Weile dauern, bis seine Abwesenheit auffiel. Niemand würde merken, wie der Mini den Hügel hinauffuhr und Pfarrer Byrne mit ihm verschwand.
     
    Aileen suchte die Menge nach Rosheen ab. (Sie hatte Rosheens Tanzschuhe aufs Bett gelegt, wo sie sie sehen würde, in der Hoffnung, dass sie das ceili besuchte.) Rourke lächelte ihr von seinem Posten auf der Straße aus zu, wo er den Verkehr regelte. Er sah adrett aus mit seinem Umhang und der Mütze. Ein Mann in Uniform , hatte sie ihn beim Verlassen des Hauses am Morgen geneckt. Ihm gefiel die neue Unterwäsche, besonders die Quaste, obwohl eine einzige Nacht natürlich nicht alles ins Lot bringen konnte. Doch vielleicht genügte sie, sie davon zu überzeugen, dass sie, wenn sie sich Mühe gaben, die alte Leidenschaft wiederentdecken
konnten, und dass Aileen auch dann noch genug Aufmerksamkeit bekommen würde, wenn die Kinder aus dem Haus wären.
    Moira ließ die Straße nicht aus den Augen, auf der möglicherweise Cillian herannahen würde. Sie sei aufgeregt wegen der vielen Besucher, behauptete sie, doch Aileen wusste es wie alle anderen besser. Für den Fall des Falles blieben die Frauen wachsam.
    Sile saß in ihrer Tanzkleidung neben Aileen. Ihre Truppe würde gleich auf der kleinen Bühne am Ende der Straße auftreten mit Rince Mor na Tine, Staicin Eorna, An Rince Mor und der Belagerung von Ennis. »Sie kommt bestimmt, Mam.« Sile ergriff die Hand ihrer Mutter.
    Und sie tanzten. Alle. Die Gäste und die Frauen. Sile mit ihren Ringellocken, der Spitze an Kragen und Ärmelaufschlägen, dem Haarreif und der weißen bawneen , der traditionellen Wolljacke mit dem grünen, verzierten Band. Auf die Mitte des Leibchens hatte Aileen das Kreuz mit den vier Himmelsrichtungen gestickt, aus deren Mitte sich die fünfte vertikal erhob. Das kosmische Viereck, das Symbol des Lebens. Familie, Dorf, alle miteinander verbunden, trotz der Widrigkeiten und Tragödien. Ihre Schritte hallten im Rhythmus mit ihrem eigenen Herzschlag und dem ihrer Mutter, mit dem von Aileen und Oona und Bernie und Sullivan, der die Hand um Kates Taille gelegt hatte, und vielleicht sogar mit dem von Rosheen, die ganz am Rand stand, wo Aileen sie nicht sehen konnte. Der Klang von Williams Fiedel verzauberte den Ort. Fasst euch an den Händen , rief der cruit -Spieler mit seiner Harfe.

    Immer mehr Leute verstopften die Straßen. Der Mann vom Fish-and-Chips-Stand musste Fisch nachordern; das Pub hatte regen Zulauf; die Schmuckstände machten gute Umsätze; Oonas Mann Padraig verkaufte jede Menge von seinem Honig, und bei Denny, der ausnahmsweise nicht für die Hühner, sondern für
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