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Rubinrotes Herz, eisblaue See

Rubinrotes Herz, eisblaue See

Titel: Rubinrotes Herz, eisblaue See
Autoren: Morgan Callahan Rogers
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bin dran gewöhnt«, sagte er. »Stella kann prima kochen, aber ihr Kaffee war schon immer zu stark. Na, was soll’s.«
    »Kannst du ihr nicht zeigen, wie man einen guten Kaffee macht?«
    »Ja, könnte ich. Aber wozu?« Er zuckte die Achseln. »Man muss miteinander auskommen. Und Stella war immer gut zu mir.«
    Zu meiner eigenen Überraschung sagte ich: »Ja, das war sie. Sie hat sich gut um dich gekümmert.«
    Er lächelte, als hätte ich ihm ein Geschenk gemacht, das er sich gewünscht, mit dem er aber nicht gerechnet hatte. Er nickte und sagte: »Wenn du so jemanden findest, dann kümmerst du dich um ihn. Das ist das Beste, was du tun kannst, für dich und für den anderen.«
    Daddy sah aus dem vorderen Fenster des Steuerhauses. Ein kräftiger, sommersprossiger Finger schlang sich um den schmalen roten Henkel des kleinen Bechers. Eine Blase aus Zärtlichkeit schwebte von meinen Zehen bis in meinen Kopf. Ich dachte: Dieses Bild will ich für immer in mein Gedächtnis weben. Ich setze es neben den Tag, als Bud und ich an der Boje getaucht sind, neben die vielen Male, als Grand und ich die Boote begrüßt haben, und neben den Augenblick, als Carlie mir den Horizont gezeigt hat.
    Dann verschluckte sich der Motor der Florine und verstummte.
    »Mist«, sagte Daddy. »Sie läuft in letzter Zeit nicht so richtig rund. Lass mich mal versuchen.«
    Ich erhob mich aus dem Liegestuhl, sorgsam darauf bedacht, mir nicht den Rücken oder das Bein zu verrenken, und trat zur Seite. Daddy drehte den Zündschlüssel. Nichts. Nicht mal ein Stottern.
    »Verdammt. Ich wird wohl runtergehen und an ihr rumbasteln müssen.«
    »Lass uns erst essen«, sagte ich. »Ein bisschen draußen in der Sonne sitzen.« Die wankelmütigen Möwen waren weitergezogen und schwebten jetzt um die Molly B herum, weit draußen am Horizont.
    Ich ging hinaus an Deck und öffnete die Kühltasche, die wir mitgenommen hatten. Die Sonne massierte mir mit warmen Fingern den Nacken, und es fühlte sich so gut an, dass ich vor Wonne seufzte. Ich atmete die salzige Luft ein, trunken vom Sommer. Ich klappte einen Liegestuhl auf, setzte mich vorsichtig hinein und streckte die Beine aus.
    Daddy warf den Anker aus, dann setzte er sich auf einen umgedrehten Ködereimer. »Gute Idee«, sagte er. »Vielleicht braucht sie einfach mal ‘ne Pause.«
    »Vielleicht brauchst du auch mal eine.«
    »Nein, ich bin zäh.« Er blinzelte in die Sonne, und ich bemerkte, dass einer seiner Schneidezähne sich verfärbt hatte, er war fast blau.
    »Ist was mit deinem Zahn?«, fragte ich.
    »Ja. Stella will, dass ich zum Arzt gehe, aber bisher stört er mich nicht. Sieht ‘n bisschen komisch aus, aber das tue ich ja auch.«
    Ich biss in mein Erdnussbutter-Marmeladen-Sandwich und trank ein Glas kalte Milch. Wir aßen, ohne zu reden. Wahrscheinlich war die Stille der Grund, weshalb wir den Wal sahen. Er kam etwa drei Meter neben unserem Boot aus dem Wasser, schlug einen Bogen mit seinem langen, glänzenden Rücken, schwamm einen Moment an der Oberfläche und tauchte dann wieder unter.
    »Ein Zwergwal«, sagte Daddy.
    Wir warteten, und der Wal glitt erneut an unserem Boot entlang, in einer ruhigen, geschmeidigen Bewegung. Wir konnten ihn so deutlich sehen, als wäre er über den Wellen. Dann tauchte er auf, stieß eine Fontäne aus seinem Blasloch und verschwand kopfüber in Richtung Molly B. Die riesige Schwanzflosse klatschte auf das Wasser und bespritzte Daddy und mich mit salziger Gischt.
    Wir ließen sie auf unserer Haut trocknen, während wir unser Mittagessen beendeten. Ich hielt mein Gesicht in die Sonne, und Daddy stand auf und öffnete die Luke, die zu dem engen Motorraum führte.
    »Wir bringen sie wieder in Gang, und dann machen wir uns auf den Heimweg«, sagte er und kletterte hinunter. Ich stellte seinen Werkzeugkoffer neben die Luke.
    Kurz nachdem er angefangen hatte, am Motor herumzuschrauben, schlief ich ein. Die Sonne und das allgemeine Wohlgefühl machten mich träge, und gemeinsam mit dem Wal sank ich tiefer und tiefer, schwamm durch die endlose Weite des Ozeans.
    Als ich wieder aufwachte, war die Sonne vom Mittagsstand auf ungefähr zwei Uhr weitergewandert. Mein Rücken tat weh, und mein Gesicht brannte. Der Motor war immer noch still. Verdammt, dachte ich, wir müssen per Funk Hilfe holen.
    »Daddy?«, rief ich. Mühsam rappelte ich mich aus dem Liegestuhl hoch und hinkte zur Luke. »Hast du die verflixte Kiste immer noch nicht in Gang gekriegt?«
    Er saß mit dem Kopf
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