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Rubinrotes Herz, eisblaue See

Rubinrotes Herz, eisblaue See

Titel: Rubinrotes Herz, eisblaue See
Autoren: Morgan Callahan Rogers
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wir auf dem Weg zum Mulgully Beach waren, tippte Carlie mit ihren rosa lackierten Fingernägeln im Takt auf Petunias Lenkrad. Ihre Locken fielen wie rote Bänder auf ihre Schultern. I said a we gotta go, dröhnte es aus dem Radio. Dottie Butts, meine beste Freundin, und ich hatten mal einen ganzen Nachmittag vor dem Radio gehockt und uns Louie Louie immer wieder angehört, weil uns jemand erzählt hatte, der Song wäre versaut. Aber wir verstanden die Worte kaum. Dottie meinte, es klinge, als hätte man dem Sänger die Zunge in Streifen geschnitten. Schließlich hatten wir immerhin zwei Zeilen zusammen: »Every night, at ten, I lay her again. I fuck that girl then I went away . Aber vielleicht irrten wir uns auch. Ich fragte Carlie, wie der Text ihrer Meinung nach lautete, aber sie zuckte nur die Achseln. »Keine Ahnung«, sagte sie. »Wahrscheinlich geht es nur um den Rhythmus.«
    Als wir am Strand ankamen, zahlte Carlie eine Gebühr, und wir stellten Petunia auf dem staubigen Parkplatz ab. Die Autos glänzten in der Sonne so stark, dass ich die Augen zusammenkneifen musste.
    »Lass das«, sagte Carlie. »Davon kriegst du Falten über der Nase, und dann siehst du schon mit zwanzig alt aus. Wir besorgen dir am Strandkiosk eine Sonnenbrille.« Sie drehte den Rückspiegel zu sich und zog sich die Lippen in Knallrosa nach, dann nahmen wir den Picknickkorb, eine alte Decke und unsere Handtücher und machten uns auf den Weg. Als sich Carlie in der Umkleide die Unterhose auszog, schimmerte ihr Schamhaar wie Kupfer. Feuerbusch. Den Ausdruck hatte ich eines Tages im Lobster Shack aufgeschnappt, als ich darauf wartete, dass Carlie Feierabend hatte. Am Nebentisch saßen zwei Männer, und ich hörte, wie der eine zum anderen sagte: »Die Rothaarige da, die hat bestimmt ‘nen Feuerbusch.« Als ich Carlie jetzt nackt sah, dachte ich genau dasselbe. Sie zog den Badeanzug über ihre Hüften und ihre kleinen Brüste und streifte sich die Träger über die Schultern. Ich tat dasselbe mit meinem mageren, unbehaarten Körper und wünschte mir sehnlichst irgendwelche Rundungen oder Ausbuchtungen, die darauf hindeuteten, dass ich auch zur Frau wurde. »Wart’s nur ab«, hatte Carlie vor einer Weile zu mir gesagt, als ich mich mal wieder über meinen kindlichen Körper beschwerte. »Noch eine kleine Weile, dann wirst du so traumhaft aussehen, dass die Jungs deinetwegen vor die Wand laufen.« Das machte mir ein wenig Hoffnung.
    Als wir fertig waren, sagte Carlie: »Na, dann komm«, und wir nahmen unsere Sachen und gingen zum Strandkiosk. Sie kaufte mir eine rosafarbene, schmetterlingsförmige Sonnenbrille, dann hüpften wir quiekend mit unseren nackten Füßen über die glühend heißen Bohlen des Holzstegs.
    »Los, Tempo!«, rief Carlie. Wir rannten, so schnell wir konnten, bis zum Ende der Bohlen und schauten hinunter auf den gleißend hellen Sand und die flaschengrünen, schaumgekrönten Wellen. Dort unten waren mehr Leute, als ich sonst in einem ganzen Jahr zu sehen bekam, auf Decken ausgebreitet oder tobend und kreischend im Wasser.
    Als wir auf halbem Weg nach unten waren, stand eine Frau im schwarzen Badeanzug von ihrer gelben Decke auf und winkte uns zu. »Hey, Florine«, rief Patty, und wir liefen zu ihr und warfen unsere Sachen auf die Decke.
    »Ist das heiß!«, sagte Carlie. »Ich muss mich erst mal abkühlen.« Sie nahm meine eine Hand, Patty die andere, und dann rannten sie mit mir ins Wasser. Bevor ich auch nur Zeit hatte zu schreien, packte mich eine Welle, schleuderte mich herum wie ein Wäschebündel, schleifte mich über den Sandboden und spuckte mich wieder auf den Strand, wo Carlie mich auffing.
    »Na, hast du Schiss?«, fragte sie. Natürlich hatte ich Schiss, aber wir warfen uns immer wieder hinein, bis wir völlig zerschunden und erschöpft waren. In der Pause zwischen zwei Wellen tauchten wir unter und versuchten, so gut wie möglich den Sand aus dem Badeanzug zu spülen. Dann schleppten wir uns zurück zur Decke, Carlie und Patty vorneweg, ich hinterher. Vor mir gingen die zwei schönsten Frauen, die ich kannte. Obwohl sie beide eher klein waren, bewegten sie sich sehr aufrecht und stolz. Sie warfen gleichzeitig den Kopf zurück, und ihr nasses Haar schleuderte salzige Wasserspritzer durch die Luft. Als ich meinen Kopf zurückwarf, verlor ich das Gleichgewicht und wäre beinahe hingefallen.
    Als wir es uns auf der Decke bequem gemacht hatten, aßen wir Sandwiches mit Erdnussbutter und Traubengelee, tranken Root
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