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Rubinrotes Herz, eisblaue See

Rubinrotes Herz, eisblaue See

Titel: Rubinrotes Herz, eisblaue See
Autoren: Morgan Callahan Rogers
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Beer und sahen hinaus aufs Meer.
    »Na, habt ihr wieder irgendwelche Häuser abgebrannt?«, fragte Patty.
    »Das war keine Absicht«, verteidigte ich mich. »Außerdem ist es gar nicht abgebrannt.«
    »War doch nur ein Scherz. Diesen reichen Pinkeln schadet es gar nicht, wenn sie ab und zu mal etwas Feuer unterm Hintern kriegen.«
    »Lasst uns über was anderes reden«, sagte Carlie. Sie holte tief Luft und atmete geräuschvoll aus. »Ist das nicht herrlich?« Sie zog ihren einen Träger von der Schulter. »Habe ich schon einen Sonnenbrand?«
    »Du bist doch gerade erst gekommen«, sagte Patty.
    »Naja, aber bei meiner irischen Haut…«, entgegnete Carlie und begann, ihre Beine mit Babyöl einzureiben.
    »Was ist mit mir?«, fragte Patty. Carlie schnaubte nur. Alles, was wir von Patty sehen konnten, war gleichmäßig goldbraun.
    »Und ich, bin ich braun?«, fragte ich.
    Carlie nahm die Sonnenbrille ab und musterte meine Schultern. »Nein, du hast meine Haut geerbt. Aber dein Vater, der wird im Handumdrehen braun.«
    »Wie geht’s dem alten Herrn?«, erkundigte sich Patty. Ich wollte gerade protestieren, er war nämlich überhaupt nicht alt (obwohl er zwölf Jahre älter war als Carlie), aber Patty sah meinen Gesichtsausdruck und zeigte mir ihre Grübchen. »Ist nur so eine Redensart, Florine«, sagte sie. »Dein Daddy ist ein echter Hingucker.«
    »Was ist ein Hingucker?«, fragte ich.
    »Ihm geht’s gut«, erwiderte Carlie, ohne auf meine Frage einzugehen. »Er ist draußen bei seinen Hummern.«
    »Also alles wie immer«, sagte Patty. »Übrigens, jemand vermisst dich.«
    »Wer denn?«
    Patty grinste anzüglich. »Du weißt schon.« Ich konnte Carlies Gesicht nicht sehen, aber sie musste Patty einen Blick zugeworfen haben, denn Patty sah zu mir, und ihr Grinsen verschwand. Sie griff nach ihrer gelben Häkeltasche und nahm einen Dollar aus dem Portemonnaie. »Wie war’s, wenn du dir ein Eis holst? Ich geb dir eins aus«, sagte sie zu mir. »Ist das in Ordnung?«, fragte sie Carlie.
    »Du hast Sand auf der Nase«, sagte Carlie zu mir und wischte ihn weg. »Hol dir ruhig ein Eis, aber dann kommst du gleich zurück, okay?«
    Ich rannte über den heißen Sand und den noch heißeren Steg zum Kiosk. Davor war eine Schlange, und ich hatte das Gefühl, stundenlang anstehen zu müssen, obwohl es wahrscheinlich nur ein paar Minuten waren. Ich holte mir ein Vanilleeis mit Schokostreuseln und machte mich vorsichtig auf den Rückweg, um mich nicht zu bekleckern.
    Auf halbem Weg zu unserem Platz bemerkte ich den Mann bei Carlie und Patty. Er war braun gebrannt, noch dunkler als Patty, und hatte schwarzes Haar. Er lag rücklings auf der Decke, die Ellbogen aufgestützt, und unterhielt sich mit Carlie, die ihm mit angezogenen Knien gegenübersaß.
    Ich biss die Spitze meiner Eiswaffel ab und ging auf sie zu. Der Mann sah zu mir auf, ein Auge wegen des grellen Sonnenlichts zugekniffen. Als er mich anlächelte, schob sich ein schief stehender Zahn über seine Unterlippe. »Hi«, sagte er. »Und du bist Florine?« Sein Haar war mit Brillantine zurückgekämmt und glänzte. Seine Augen waren blau. Sein Blick wanderte von mir zu Carlie. »Scheint eher nach ihrem Vater zu schlagen«, sagte er. »Sie hat deine Haarfarbe, aber sie wird mal größer als du. Vor allem an bestimmten Stellen.« Patty kicherte. Ich aß den Rest von meinem Eis und kam zu dem Schluss, dass ich ihn nicht mochte. »Gehst du mit mir spazieren?«, fragte ich Carlie.
    Sie sah mich über den Rand ihrer Sonnenbrille hinweg an. Ihr Gesicht war leicht gerötet. »Na klar.« Sie stand auf und wischte sich den Sand ab. Der Mann betrachtete ihre Beine. Er bewegte die Hüften und streckte seine Brust noch ein wenig mehr heraus.
    »Wer ist das?«, fragte ich, als wir außer Hörweite waren.
    »Mike«, sagte Carlie. »Ein Kunde aus dem Lobster Shack. Bloß ein Freund.«
    »Ist das der, der dich vermisst?«
    »Was meinst du damit?«
    »Patty hat gesagt, jemand vermisst dich.«
    Carlie zuckte die Achseln. »Keine Ahnung«, sagte sie. »Ist auch nicht wichtig. Ich vermisse ihn nicht.« Sie blieb stehen, reckte sich und sah hinaus aufs Meer. Dann sagte sie: »Komm her. Stell dich vor mich.« Ich tat es, und sie beugte sich hinunter und zeigte auf die Linie, wo das Meer und der Himmel sich trafen. »Siehst du den Horizont?«
    »Ja.«
    »Wenn du durch diese Linie gehen und auf der anderen Seite herauskommen könntest, wärst du in einer völlig anderen Welt. Wäre das nicht
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