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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur
Autoren: Deon Meyer
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stellvertretender Direktor, zuständig für Nachrichtentechnik. Seine langen schwarzen Haare reichten ihm bis zum Hintern. Ihn hatte Mentz geerbt.
    Rajkumars Vorteile bestanden in seinem phänomenalen Intellekt und seinem breiten Wissen über elektronische und digitale Kommunikation. Er verkörperte in allem ein Extrem: feinfühlig, aber sozial unbeholfen. Er hatte die Unterarme auf den Tisch gelegt, die dicken Finger verschränkt und starrte intensiv seine Hände an, als sei er vollkommen davon gefesselt.
    Mentz hob langsam den Blick. »Haben wir sonst noch irgendwelche Beweise?«
    Rajkumar, stets eifrig zur Stelle, antwortete: »Der E-Mail-Verkehr des Höchsten Rats ist erheblich reger geworden. Ich glaube, Ismail hat recht, da braut sich etwas zusammen. Aber was die Gründe angeht, bin ich mir nicht so sicher …«
    »Tau?«
    |23| »Mich stören die Nachrichten aus Zimbabwe. Macki besitzt keinen Einfluss mehr – er und Mugabe haben sich überworfen.«
    »Also kommt die Ware vielleicht gar nicht aus Zimbabwe?«
    »Möglicherweise nicht. Sie könnte auch direkt aus Oman kommen oder aus einer ganz anderen Richtung. Angola wäre eine Möglichkeit.«
    »Und die Vermutung, dass sie Anschläge am Kap planen?«, fragte Mentz.
    »Da bin ich mit Raj einer Meinung. Erstens würden Terroranschläge hierzulande ihre Verbündeten verärgern. Die Hamas und die Hisbollah sind äußerst dankbar für die Sympathie und Unterstützung seitens unserer Regierung. Zweitens: Welchen Nutzen zögen sie daraus? Welches Ziel sollten sie angreifen? Mir fällt nichts ein, was sie damit erreichen könnten. Und drittens: Welches Motiv könnten sie haben? – Afghanistan«, fuhr der Anwalt fort, »das ist ihr neuer Brennpunkt. Die Mudschaheddin brauchen Waffen und Vorräte, aber woher sollen sie sie beziehen? Pakistan hat sich mit den USA verbündet und schottet seine Grenzen ab, die Transporte aus dem Mittleren Osten stehen unter strenger Beobachtung der NATO. Somalia kommt wegen der Seeräuber nicht mehr in Frage.«
    »Der Opiumpreis ist ebenfalls am Boden«, ergänzte Rajkumar. »Die Taliban sind nicht mehr so gut bei Kasse wie früher.«
    »Von wo aus transportieren sie also ihre Ladung?«, fragte Masilo und gab auch gleich die Antwort: »Von hier aus.«
    »Wie denn?«
    »Keine Ahnung. Per Schiff?«
    »Warum nicht?«, sagte Rajkumar. »Afghanistan hat keine Küste, aber der Iran.«
    »Dann könnte man die Waffen auch von Indonesien aus verschiffen. Dort gibt es viele radikale Muslime.«
    »Gute Idee. Aber so weit denken sicher auch die Amerikaner, die in diesem Gebiet zahlreiche Kriegsschiffe stationiert haben.«
    Sie sahen Mentz an. Die Direktorin nickte und schob die Akten |24| zu einem ordentlichen Stapel zusammen. »Trotz allem hat Ismail von einem Anschlag hier bei uns gesprochen.«
    »Das war doch nur ein Gerücht unter den einfachen Mitgliedern.«
    »Wie Sie wissen, verbreiten sich Informationen von oben nach unten, Raj.« Mentz sah Masilo an. »Wie schnell können wir Ismail Mohammed ersetzen?«
    »Das wird nicht einfach. Die Sache mit Ismail hat sie misstrauisch gemacht. Sie versammeln sich nicht mehr in dem Haus an der Schotsekloof. Wir müssen erst ihren neuen Treffpunkt ermitteln. Wenn es einen gibt.«
    »Das hat absolute Priorität, Tau. Spür sie auf. Und ich will einen Ersatz für Ismail.«
    »Das wird aber eine Weile dauern.«
    »Sie haben weniger als einen Monat.«
    Tau schüttelte den Kopf. »Mevrou, wir haben uns in den letzten drei, vier Jahren kaum noch für diese Gruppe interessiert. Es ist eine geschlossene Gesellschaft. Ismail hatte es gerade so geschafft, sich einzuschleusen.«
    »Wir brauchen aber einen zweiten Informanten.«
    »Ich werde eine Liste zusammenstellen.«
    »Raj, warum können Sie ihre E-Mails nicht lesen?«
    »Weil sie eine Verschlüsselungstechnik benutzen, die wir noch nie gesehen haben. Es könnte eine Variante des 128-Bit-Codes sein, aber Tatsache ist, dass wir ihn bisher nicht knacken konnten. Wir bleiben am Ball und untersuchen jede einzelne Sendung. Früher oder später wird ihnen ein Fehler unterlaufen, indem sie vergessen, eine Nachricht zu kodieren. So etwas passiert immer irgendwann.«
    Mentz dachte einen Augenblick nach und sagte dann: »Hier ist etwas im Busch, meine Herren. Alle Zeichen deuten darauf hin. Der E-Mail-Verkehr, das plötzliche Vorgehen gegen Ismail, die Gerüchte, die angebliche Schiffsladung, und das nach zwei Jahren Funkstille. Ich will wissen, was da los ist. Wenn Sie
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