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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur
Autoren: Deon Meyer
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allerersten Mal, ich meine, er ist ein Kerl für die Drecksarbeit, genau wie ich, wir werden nie dazugeholt. Da dachte ich, ich horche mal lieber an der Tür, denn mir schwante nichts Gutes. Ich bin also raus auf den Flur gegangen, und da habe ich gehört, wie der Scheich – also Suleiman – gesagt hat: »Wir können kein Risiko eingehen, es steht zu viel auf dem Spiel.«
    W: »Es steht zu viel auf dem Spiel.«
    M: Genau. Dann sagte der Scheich zu Rayan: »Erzähl dem Rat, wie Ismail sich regelmäßig wegschleicht.«
    W: Weiter.
    M: Weiter weiß ich nicht, denn danach haben sie mich geschnappt.
    W: Wie?
    M: Der Imam hat mich vor der Tür erwischt. Ich dachte, er wäre drinnen. Sie hätten alle drin sein müssen.
    W: Und dann sind Sie weggerannt.
    M: Ja, dann bin ich weggerannt, und die Scheißkerle haben auf mich geschossen. Ich sag Ihnen, diese Leute sind skrupellos. Extrem.
    W: Okay, kommen wir also noch einmal auf den Montag zurück. In diesem Bericht haben Sie »viele plötzliche Aktivitäten« erwähnt …
    M: Ja, in den letzten zwei Wochen. Da braut sich etwas zusammen.
    W: Wie kommen Sie darauf?
    M: Monatelang hat sich der Rat einmal pro Woche getroffen. Und jetzt plötzlich drei, vier Mal. Was würden Sie daraus schließen?
    W: Sie wissen aber nicht, warum.
    M: Muss mit der Schiffsfracht zusammenhängen.
    |18| W: Erzählen Sie noch einmal von dem Anruf. Suleiman und Macki.
    M: Das war letzten Freitag. Macki hat den Scheich angerufen. Aber der Scheich ist aufgestanden und raus in den Flur gegangen, deshalb konnte ich nicht alles verstehen.
    W: Woher wussten Sie, dass es Macki war?
    M: Weil der Scheich sagte: »Hallo, Sayyid.«
    W: Sayyid Khalid bin Alawi Macki.
    M: Das ist er. Und im Rausgehen hat der Scheich Macki gefragt: »Irgendwelche Neuigkeiten über die Schiffsladung?« Und dann sagte er: »September.« Wie zur Bestätigung.
    W: Ist das alles?
    M: Das war alles, was ich von ihrer Unterhaltung gehört habe. Als der Scheich wieder hereinkam, sagte er zu den anderen: »Schlechte Nachrichten.«
    W: »Schlechte Nachrichten.« Was hat das zu bedeuten?
    M: Woher soll ich das wissen? Es könnte heißen, dass die Ladung unvollständig ist. Oder der Zeitplan ungünstig. Es konnte sonstwas sein.
    W: Und dann?
    M: Dann sind sie gegangen, der Scheich und die beiden Mitglieder des Höchsten Rats. Sie gingen runter in den Keller. Das bedeutet: top secret.
    W: Die Schiffsladung trifft also im September ein? Diese Schlussfolgerung haben Sie gezogen?
    M: Mehr kann man sich nicht zusammenreimen.
    W: Heißt das ja?
    M: Ich glaube es jedenfalls.
    W: Und diese Fracht. Haben Sie eine Ahnung, was das sein könnte?
    M: Wissen Sie, wenn Macki damit zu tun hat, sind es garantiert Diamanten.
    W: Was will der Rat mit Diamanten, Ismail?
    M: Das weiß nur der Höchste Rat.
    W: Und niemand sonst hat etwas erwähnt?
    |19| M: Natürlich wurde darüber geredet, unter den gewöhnlichen Mitgliedern. Aber nur hinter vorgehaltener Hand.
    W: Wo Rauch ist … Was haben diese gewöhnlichen Mitglieder gesagt?
    M: Sie haben behauptet, es ginge um Waffen. Für Anschläge vor Ort.
    W: Was soll das heißen?
    M: So lautete das Gerücht. Dass sie Waffen einschmuggeln wollten. Für einen Anschlag, hier. Zum ersten Mal.
    W: Ein islamistischer Anschlag? In Südafrika?
    M: Ja. Hier. In Kapstadt. An unserem schönen Kap.

3
    (2. August 2009. Sonntag.)
    Im sechsten Stockwerk der Wale Street Chambers, im Direktionsbüro des Präsidentiellen Nachrichtendienstes, kurz 9,5 studierte Janina Mentz die Mitschrift äußerst aufmerksam. Nachdem sie fertig war, setzte sie die Brille ab, legte sie auf den Schreibtisch und rieb sich die Augen.
    Sie hatte nicht gut geschlafen. Die Neuigkeit des gestrigen Abends nagte an ihr, dieses Gerücht über eine Fusion. Abstrus genug, um wahr zu sein.
    Doch was sollte dann aus ihr werden?
    Sie galt nämlich als Protegé Mbekis, des vorherigen Präsidenten und Gründers der PIA. Und obwohl Mentz im Streit um die Führung des Landes keine Position bezogen hatte und ihre Leute ausgezeichnete Arbeit leisteten, blieb dieses Stigma an ihr haften. Außerdem war sie neu, noch keine dreizehn Monate im Amt, und ihr fehlte der notwendige Erfolgsnachweis, um auf eine neue Stelle pochen zu können. Und nicht zuletzt war sie weiß.
    Was stimmte an dem Gerücht? Mo Shaik als Chef der Dachorganisation? Mo, der Bruder Schabirs. Schabir, dieser wegen |20| Korruption verhaftete Halunke und ehemalige Freund des neuen Präsidenten.
    Nichts schien
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