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Korvals Nemesis (German Edition)

Korvals Nemesis (German Edition)

Titel: Korvals Nemesis (German Edition)
Autoren: Sharon Lee , Steve Miller
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Tag 51,
Standardjahr 1393,
Lytaxin,
Erobs Gelände
    •  •  •  •  •
     
    Er kam zu spät.
    Fluchend ging Val Con neben dem regungslosen Körper, der am Waldrand lag, auf die Knie nieder. Vorsichtig drehte er ihn um und seufzte, als er das verzerrte Gesicht erkannte. Beldyn chel’Mara. Einst war sie ein Scout gewesen.
    Die Wunde, die sie während des Kampfes erlitten hatte, war zwar schlimm, jedoch keinesfalls fatal. Nein, der Schmerz, der sich auf ihrem toten Gesicht abzeichnete, erzählte eine ganz andere Geschichte: Agentin chel’Mara hatte verstanden, dass man ihr folgte – und wer dies tat. Ihre Schleife würde ihr die Berechnung präsentiert haben, dass dieser Jemand sie einholen würde, ehe sie ihr Schiff erreicht hatte, und würde darüber hinaus die geringe Wahrscheinlichkeit bestimmt haben, mit der sie einen Kampf gegen ihn gewinnen würde, erschöpft und panisch, wie sie sich fühlte.
    Also hatte sie sich den implantierten Befehlen unterworfen und die letzte Routine des Loops akzeptiert: Selbstmord, um der Gefangenschaft zu entgehen.
    Dem Commander die Qualen von zwölf Dutzend Höllen zu wünschen, würde aus dieser Entfernung nichts nützen – zudem hatte er keine Zeit zu verlieren.
    Mit schnellen und ruhigen Fingern ging er durch die offenen und versteckten Taschen der Agentin, holte alles heraus, selbst die Münzen und ihre Lizenzen. Er stopfte sich die Beute in die Tasche seiner Weste, erhob sich und machte einen Schritt zurück. Jeden Moment …
    »Wer ist es?« Miris Stimme war atemlos. Er hob eine Hand, warnte sie, zählte: »Eins, zwei, drei, vier, fünf –«
    Beldyn chel’Maras Körper glühte in hellem Schein auf. Val Con hob einen Arm vor seine Augen, fühlte die Hitze und den Gestank des brennenden Fleisches, wie beides über sein Gesicht fuhr, hörte das Knistern der Einäscherung und dann – nichts.
    Vorsichtig senkte er den Arm wieder.
    Das dünne Gras, auf dem der Körper der Agentin gelegen hatte, war etwas angekokelt. Sonst war nichts übrig geblieben.
    »Wer«, wiederholte Miri, die sich nahe an seinen Ellbogen gestellt hatte, »war das?«
    Er sah in ihre kritischen grauen Augen hinab.
    »Agentin des Wandels Beldyn chel’Mara.«
    »Selbstmord?«
    Er nickte, zögerte, ehe er seine eigene Frage stellte, da er vor seinem eigenen Auge noch einmal sah, wie das Tor aufgestoßen wurde, er die ersten Schüsse über seinen Kopf pfeifen hörte, zu Boden ging, sich abrollte, den langen Körper gekrümmt …
    »Mein Vater?«
    »Clonak hat ihn rechtzeitig in einen Autodoc bekommen. Scheint nicht weiter besorgt zu sein. Es ist wohl an mir, Sorgen zu haben, glaube ich.« Sie benutzte ihren Ärmel, um ihr feuchtes Gesicht abzuwischen.
    »Wenn wir diese Lebenspartner-Verbindung haben – und ich sage ja gar nicht, dass das eine schlechte Sache ist –, dann müssen wir das eine oder andere an der Feinabstimmung regeln. Alles, was ich weiß, ist: Du hattest Angst, du warst wütend und dann warst du fort. Clonak sagte, verantwortlich sei die Abteilung, und ich habe die Fassung verloren, weil ich dachte, sie hätten dich erwischt.«
    »Ja, an der Feinabstimmung müssen wir in der Tat arbeiten. Damit haben wir ein Projekt, mit dem wir uns während unserer ungestörten Stunden beschäftigen können.«
    »Davon werden wir wohl für eine Weile nicht viele haben. Diese Leute werden nicht aufgeben, oder?«
    »Nein«, erwiderte er und umschlang ihre Hüfte in einer kurzen, auf absurde Weise beruhigenden Umarmung. »Tatsächlich weisen Clonaks Aussagen darauf hin, dass die Abteilung im Gegenteil vielmehr Phase 2 ihres Plans startet.«
    »Phase 2? Was bedeutet das?«
    »Sie bewegen sich offener, vernichten ihre Feinde, lösen den Rat der Clans auf und etablieren sich selbst als Regierung.«
    Miris Augen weiteten sich. »Meinen die das ernst?«
    »Sehr ernst«, versicherte Val Con ihr. »Viel schlimmer noch – die Chancen stehen gut, dass sie Erfolg haben werden.« Er trat einen Schritt zurück und holte die Sammlung von Beldyn chel’Maras Besitztümern aus seiner Tasche. »Und irgendwo hier ist … ah!« Er hielt es hoch, Miri zuckte zusammen und seufzte.
    »Schiffsschlüssel. Großartig. Jetzt müssen wir lediglich noch das Schiff finden.«
    »Das dürfte nicht schwierig sein«, sagte er und drückte auf den richtigen Knopf. Das Gerät wurde in seiner Hand lebendig, zitternd in seinem Verlangen, wieder mit dem Schiff vereint zu werden. Val Con schloss seine Finger locker darum und
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