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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur
Autoren: Deon Meyer
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Präsident wurde, verbesserten sich – neben vielem anderen – auch die Bedingungen für die Kriminalliteratur. Deon Meyer war der Erste im Neuen Südafrika, der Kriminalromane veröffentlichte, noch dazu solche, die auf dem internationalen Markt bestehen konnten. Heute boomen Krimis vom Kap. Einige von Meyers Kollegen proklamieren, dass ihre zum Teil ultrabrutalen Geschichten über Mord und Totschlag das Land mit der rekordverdächtigen |623| Verbrechensrate derzeit am besten beschrieben, mehr noch: Das Genre sei die einzig angemessene Form, die zerrissene, gewalttätige Gesellschaft zu analysieren, die unter Armut und Korruption leide.
    Deon Meyer wehrt sich dagegen ausdrücklich. Andere Schriftsteller mögen Missstände anprangern, er nimmt sein Land in Schutz, immer. Dass es mittlerweile eine südafrikanische Kriminalliteratur gebe, wertet er als Zeichen für den Fortschritt, und überhaupt werde die Kriminalität in seinem Land total übertrieben. Ganz sicher sei die Verbrechensstatistik nicht der Grund dafür, dass er Kriminalromane schreibe. Auch Kritik an der Regierung oder an den regierenden Politikern vom ANC kommt ihm nicht über die Lippen, egal wie umstritten sie in der eigenen Partei und in der Öffentlichkeit bereits sind. So wütend Deon Meyer auf rassistische Sprüche von Weißen reagiert, so tolerant und geduldig verhält er sich schwarzen Politikern gegenüber. Die nimmt er auch dann in Schutz, wenn sie aggressiv gegen Weiße polemisieren. Das sei vielleicht populistisch, aber doch kein Rassismus, wiegelt er ab.
    Ein offensichtlicher Widerspruch: In seinen Büchern beschreibt Meyer genau das, was er in Interviews so gern leugnet. In
Dreizehn Stunden
beispielsweise lässt er eine Touristin umbringen – was dazu führte, dass er auf der folgenden Lesereise durch Deutschland noch flammender als sonst das »absolut sichere Reiseland Südafrika« pries. Lustigerweise weist er sogar das Kompliment zurück, genuin südafrikanische Plots zu konstruieren. Seine Geschichten könnten überall spielen, behauptet er, und über Verbrechen schreibe er nur, weil sie viel Konfliktstoff liefern, und das brauche man nun einmal für einen guten Roman: Konflikt.
    Alles nur Fiktion, alles frei erfunden? Natürlich nicht. Ein Thriller wie »Das Herz des Jägers« konnte nur im Post-Apartheid-Südafrika entstehen. Dafür traute sich der Mann vom Stamm der Afrikaaner, aus der Sicht eines Schwarzen vom Stamm der Xhosa zu erzählen, eines ehemaligen Auftragskillers im bewaffneten |624| Kampf gegen das Apartheidregime noch dazu. Nicht nur kam er damit durch. Der Roman um Thobela Mpayipheli wurde eins seiner besten Bücher überhaupt. Schon weil sich darin Menschen aller Hautfarben derartig die Hände schmutzig machen, dass man am Ende gar nicht mehr weiß, ob die schwarz, weiß oder braun waren.
    Nein, Meyers Geschichten könnten nicht einfach in eine andere Kulisse verlegt werden. Die Reibereien zwischen Schwarzen, Weißen und Farbigen, die neuerdings zusammenarbeiten können /sollen /müssen, sind nur in südafrikanischen Behörden vorstellbar und bilden den besonders reizvollen Hintergrund seiner Romane. In
Rote Spur
wechselt Meyer vom Kapstädter Polizeipräsidium zum Geheimdienst und spielt dabei beinahe satirisch mit den Mitteln des Spionageromans. Der Mann hat seinen John le Carré gelesen. Wie der Großmeister aus Großbritannien lässt er seine Agenten wie graue, postengeile Apparatschiks dastehen, wobei hier der schlimmste aller Schlipsträger eine Frau ist. Karrieretechnisch bewegen sich seine Protagonisten auf einem Minenfeld der Hautfarben, der unterschiedlichen Stammeszugehörigkeiten und Religionen oder der Geschlechter. Und der Frontverlauf verändert und verkompliziert sich ständig durch die Beförderungspolitik der »affirmative action«. Das ist die südafrikanische Version der Quote, die den beruflichen Aufstieg derjenigen fördern soll, die es aufgrund ihrer Hautfarbe früher niemals auf einen Chefsessel geschafft hätten und die die Vorherrschaft der Weißen in staatlichen Schlüsselpositionen brechen soll. Schlechte Karten also für weiße Männer, Meyers Polizisten Benny Griessel und Mat Joubert erlebten es. Jüngst allerdings, davon lasen wir in
Dreizehn Stunden
, werden Zulus befördert und Xhosas degradiert. Die Zeiten ändern sich …
    Aber egal, welcher seiner vielen gebrochenen Helden im Vordergrund steht, Deon Meyer erzählt vor allem von der Identität der Afrikaaner. Von ihrer
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