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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur
Autoren: Deon Meyer
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abgestellt?«
    Nichts.
    Bis October schließlich sagte: »Ich werde mich an unseren Teil der Abmachung halten, K.D. Aber wenn Sie uns belügen …«
    Dann standen sie auf. October meldete sich bei seiner Dienststelle und forderte Unterstützung an, sie müssten Grabungen durchführen. Mat Joubert rief seine Frau an und sagte, sie solle nicht seinetwegen aufbleiben.
    Es würde eine lange Nacht werden.
     
    Zuerst suchten sie auf der Farm bei Philippi. Sie mussten den Bauern aus dem Bett holen und fuhren im Konvoi zu der Stelle, die October ihnen zeigte.
    Kurz nach zwei Uhr morgens: Die Scheinwerfer der SAPD-Streifenwagen und des Kleinbusses der Spurensicherung erhellten die Szenerie, bevölkert von den gespenstischen Schatten der Spürhunde, die bellten, schnüffelten und schwanzwedelnd an den Leinen zerrten, dazwischen die grabenden Konstabel, deren Schaufeln sich hoben und senkten. Die Häuser von Westridge und Woodlands waren nur zwei Kilometer entfernt, Mitchells Plain lag in tiefem Schlaf. In der Ferne brüllte eine Milchkuh.
    Um sieben Minuten nach drei: ein lauter Ausruf. Alle legten ihre Arbeitsgeräte hin und umringten die Stelle. Taschenlampen und Suchscheinwerfer sorgten für das Licht, in dem zwei Männer ein Bündel im Sand freilegten. Eine Leiche, eingewickelt in Stoff, der einmal eine schwarze Bettdecke mit ausgeblichenem orangefarbenen Blumenmuster gewesen sein musste.
    |603| Von dem Gesicht mit der Schusswunde zwischen den Augen war genug übrig, dass Joubert sagen konnte: »Das ist er. Das ist Danie Flint.«
    Unter dem Kokon lag eine Schusswaffe, die Johnnie October vorsichtig in einer Plastiktüte für Beweisstücke sichern ließ.
    Joubert wusste, dass er Tanja Flint anrufen musste, weil sie ein Recht darauf hatte, es zu erfahren. Doch er wollte ihr wenigstens noch ein paar Stunden Schlaf gönnen, bevor er ihr Leben erneut umkrempelte.
     
    Die Suche bei Atlantis begann erst um Viertel nach fünf, als sich der östliche Horizont bereits erhellte und der Suidooster aufkam, ein trauriger Wind, der kleine Sandwolken von den Schaufeln wehte.
    Das »Tor« in K.D. Snyders’ wortkarger Beschreibung war der Haupteingang zum Goeie-Hoop-Schießstand der südafrikanischen Streitkräfte. Es stand immer sperrangelweit offen. Nur gelbe Schilder mit der Warnung:
Zutritt für Unbefugte verboten.
waren zur Abschreckung angebracht.
    Direkt hinter dem Tor, auf der linken Seite, befand sich die Stelle, von der aus Schützen auf neunhundert Meter Entfernung auf Schießscheiben anlegen konnten – eine Plattform aus Betonblöcken, Sand und Kies so hoch wie Jouberts Kopf. Sie war gut zwanzig Meter lang, und dahinter öffnete sich die »Ecke« aus K.D.s Beschreibung. Dort bildeten zwei Seiten des Zaunes und die Plattform ein Dreieck, hundertfünfzig Quadratmeter grasbewachsener Sand. Es war ein guter Platz, um eine Leiche zu vergraben, denn wenn das Militär nicht da war, konnte einer den einzigen Zugangsweg leicht im Auge behalten, während die beiden anderen, verborgen hinter der hohen Plattform, im weichen Sand eine Grube aushoben.
    Die uniformierten Polizisten aus Atlantis und Table View begannen unter der Leitung von Dick und Doof, dem Laurel-und-Hardy-Gespann der Spurensicherung, vorsichtig an der nördlichen Grenze zu graben.
    |604| Um sechs Uhr hatten sie immer noch nichts gefunden.
    Um halb sieben konnte Joubert den Anruf nicht länger hinausschieben. Er setzte sich in seinen Honda, um dem Wind zu entfliehen, und rief Tanja Flint an.
    Sie meldete sich gleich, als sei sie schon lange wach.
    »Tanja, ich habe keine guten Neuigkeiten für Sie.«
    Der Laut, den sie ausstieß, verriet, dass sie trotz allem die Hoffnung noch nicht aufgegeben hatte.
    »Es tut mir sehr leid«, sagte Joubert in dem Wissen, dass das nicht genug war.
    »Wie ist er gestorben?«
    »Er wurde erschossen.«
    Sie schwieg lange, bis sie endlich fragte: »Wer hat es getan?«
    Ausweichend antwortete er, dass sie noch nicht genügend Beweise hätten, gewiss aber noch vor dem Abend Genaueres wüssten.
    »Ich muss es wissen«, sagte sie.
     
    Um zehn nach sechs fanden sie die erste Leiche.
    Sie lag knapp unter der Oberfläche in der Mitte des Dreiecks, nur etwa einen Meter unter dem feinen Sand.
    Joubert kniete sich neben October und Butshingi und beobachtete, wie die Kriminaltechniker im weichen Morgenlicht mit Pinseln und Bürsten behutsam den Sand rund um die Leiche entfernten. Andere vergrößerten vorsichtig die Grube, transportierten eimerweise
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