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Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Titel: Rosskur: Ein Allgäu-Krimi
Autoren: Jürgen Seibold
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Kollegen fordern uns ja praktisch nie zu Ermittlungen vor Ort an.«
    »Das könnte sich durchaus ändern.« Er lachte. »Jetzt, wo alle gesehen haben, wie Sie beide arbeiten.«
    »Danke, danke.«
    Haffmeyer deutete im Sitzen einen Bückling an, und Hanna Fischer warf ihm ein etwas verlegenes Lächeln zu.
    »Draußen wartet übrigens noch jemand, dem wir Bescheid geben sollen, sobald es Ihnen wieder etwas besser geht.«
    Hansen hob die Augenbrauen.
    »Warten Sie einen Moment, ich geh sie holen.«
    Damit war Hanna schon aus dem Raum verschwunden, auch Willy erhob sich und verabschiedete sich. Wenig später waren Resi Meyer und Hansen allein im Raum.
    Fast allein: Ignaz hatte sich, weil ihn niemand mehr beachtete, beleidigt in die Küche zurückgezogen. Dort sprang er auf den Tisch, schob das dort abgelegte Käsepäckchen über die Kante und schleifte es geduldig zum Hinterausgang.

Samstag, 22. Juni
    Am Samstag hatte Hansen lange geschlafen, dann war er in den Ort geradelt, um frische Brötchen zu holen, und als der Kaffeeduft durchs Haus zog, weckte er Resi, die sich für diese Nacht im Gästezimmer eingerichtet hatte. Kurz nach Mittag musste sie wieder los – sie hatte sich mit ihren Eltern verabredet –, und Hansen sah im Kühlschrank nach, was er sich schnell kochen könnte.
    Er fand nichts, was ihn reizte – vor allem war nirgendwo in der Küche Käse zu sehen. Hatte Hanna gestern bei Ihrem Besuch nicht Nachschub bringen wollen? Ihm fiel nur eine angebrochene Dose Katzenfutter auf, und als er sie herausnahm und einen kleinen Teller damit füllte, strich ihm auch schon Ignaz um die Beine.
    Der Kater fraß und schnurrte dabei, Hansen ließ sich neben ihm auf den Boden sinken und streichelte langsam über den Kopf und die Schultern des Tiers. Eine halbe Stunde lang ging das so, dann erst bemerkte Hansen, dass der Teller längst blitzblank leergeschleckt war und Ignaz immer noch schnurrend an derselben Stelle stand, um nur ja nicht diesen geduldigen Menschen mit dem Streicheln aufhören zu lassen.
    Als Hansen sich erhob, sah ihm Ignaz noch kurz enttäuscht nach, dann ging er hinaus in den Schuppen, wo er hinter einer alten Schubkarre ein kleines Lager aus erbeuteten Käsestücken angelegt hatte. Daneben lagen Teile jener Mäuse, die versucht hatten, ihm seinen Schatz streitig zu machen.
    Ignaz sah sich in seinem Fundus um, dann wählte er ein etwas weniger großes Stück Käse aus, nahm es ins Maul, trug es hinüber in die Küche und platzierte es als Friedensangebot für seinen neuen Mitbewohner mitten auf dem Küchentisch. Sehr zufrieden mit sich und dem Gang der Dinge, kehrte er in den Schuppen zurück, räkelte sich eine Weile neben dem Käse auf dem staubigen Boden und schlief ein.
    Hansen stieg in den Wagen, ließ sich beim Metzger in der Innenstadt eine gut gefüllte Picknicktüte zusammenstellen und fuhr so lange in der Gegend herum, bis er endlich einen Platz gefunden hatte, von dem aus er die dichten Kolonnen der in Richtung Süden fahrenden Urlauber beobachten konnte.
    Auf dem Wandkalender in der Küche hatte er sich eingetragen, wann in welchen deutschen Bundesländern in diesem Jahr die Schulferien begannen. Berlin, Brandenburg und Hamburg waren jetzt dran, und Hansen genoss es sehr, gemütlich auf der Wiese zu sitzen, leckere Wurst und frische Brötchen zu vespern, während sich unten die blöden Touristen im Stop-and-go-Verkehr durch seine neue Allgäuer Heimat quälten.
    Er fühlte sich angekommen, und er fühlte sich sehr allgäuerisch in diesem Moment. Das Bier, die Leute, der Dialekt – es war schon ein großer Vorteil, dass er durch seine jahrelangen Urlaubserfahrungen alles verstand, was die Menschen hier zu ihm sagten.
    »Grüß Gott«, kam es von rechts.
    Dort stand ein älterer Mann mit Hut und abgewetztem Janker, nickte ihm zu und setzte sich dann neben ihn.
    »Grüß Gott«, gab Hansen zurück und öffnete die Picknicktüte. »Nehmen Sie ruhig.«
    »Vergelt’s Gott«, sagte der Mann und griff zu.
    Eine Weile saßen sie kauend da und betrachteten die volle Autobahn.
    »Touristen«, sagte Hansen dann und nahm grinsend noch ein Stück Wurst.
    »Jo, jo, und Sie send jetzat vo do?«
    »Gewissermaßen.«
    »Guat«, nickte der Alte und kaute weiter. »Alloi oder verheirat?«
    »Ich wohne allein, drüben in Füssen hab ich ein Haus gemietet.«
    »So, so«, machte der Mann und grinste. »Koi Feel, koi Fuude, gell? Hot des it scho der Marley gsunga?«
    »Was?«
    »Koi Feel, koi … Ach, eh
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