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Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Titel: Rosskur: Ein Allgäu-Krimi
Autoren: Jürgen Seibold
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Wohnhaus stand.

Freitag, 21. Juni
    Der Rest war Routine. Lara Ruff und ihr Bruder Alexej Waranow waren geständig, sie sofort und er nach kurzem Zögern. Im Prinzip war die Geschichte genauso abgelaufen, wie es die Kripo vermutet hatte – nur nicht mit Hermann Ruff als Drahtzieher.
    Alex Waranow hatte mit seinen Komplizen Mischa und Pjotr – die Fahndung nach den beiden lief schon auf Hochtouren – Pferde aus Rumänien auf den alten Hof bei Burggen geschafft, sie hatten über Mittelsmänner gefälschte Papiere besorgt und die Pferde hinterher an ahnungslose Reiter oder Züchter verkauft.
    Keines der Pferde hatte mehr als vier- oder fünftausend Euro erzielt, aber damit blieben die Verkäufe auch gewissermaßen unter dem Radar. Letztlich war niemand wirklich betrogen worden: Die Pferde waren ihren Kaufpreis wert – für Tiere aus den rumänischen Landstrichen, die als verseucht mit infektiöser Anämie galten, hätte nur niemand einen solchen angemessenen Preis bezahlt, selbst wenn sie gesund waren.
    Der Erwerb von Salvatore hätte für Alex und seine Helfer einen Schritt nach oben auf der Karriereleiter bedeutet. So hätten sie mit gefälschten Papieren und einem echten Hengst aus guter Linie höherwertige Pferde selbst aufziehen können – das hätte natürlich deutlich höhere Einnahmen gebracht. Und als Lara aus den protzigen Selbstgesprächen ihres Mannes heraushörte, dass er und Thomas sich bei diesem Lorenz Schwabinger in Memmingen um einen Deckhengst stritten, steckte sie das ihrem Bruder – und der nahm Kontakt mit Thomas Ruff auf und streckte ihm den halben Kaufpreis vor.
    Da sich Marlene Ruff aber gewundert hätte, woher ihr Mann angesichts der angespannten Situation des »Rossparadieses« plötzlich neunzehntausend Euro nahm, ließ Alex einen Beleg über den halben Preis fälschen – dieses Geld hatte Thomas Ruff ja auch tatsächlich selbst aufgebracht.
    Das Arrangement war zu aller Zufriedenheit eingefädelt, auch wenn Alex befürchtete, dass der Züchterehrgeiz von Hermanns kleinem Bruder noch für Ärger sorgen konnte. Doch Schwierigkeiten gab es von ganz unerwarteter Seite.
    »Eines Tages«, erzählte Lara, »ist Thomas zu uns auf den Chof gekommen. Chermann war nicht da, zum Glück, und ich stand grad bei Jurij, als er eintraf. Wir unterchielten uns ein bisschen, ich fand ihn sehr nett und sagte ihm das auch – und ich bat ihn, Chermann nicht zu verraten, dass ich seine Sprache becherrsche. Dann hat er nach Alex gefragt, und ich chab ihm gesagt, dass er grad drüben auf dem alten Chof sei. Das war dumm von mir, weil eben ein Lastwagen mit vier neuen Pferden gekommen war. Das sah Thomas, und er war ja nicht blöd. Also chat er Alex zur Rede gestellt. Ich konnte die beiden gerade noch beruhigen und dazu bringen, alles im Wohnchaus bei einem Kaffee zu bereden. Unterwegs zum Chaus chat mir Alex klargemacht, dass Thomas fällig wäre, wenn ich ihn nicht irgendwie auf unsere Seite ziehen kann.«
    Sie schluckte und wischte sich die Nase.
    »Das chat leider nicht geklappt. Ich chab mich sehr bemüht, war sehr nett zu Thomas, aber ich war wohl nicht sein Typ. Er chat mir von Kessie erzählt, wie sehr er sie liebt und dass er für sie wohl bald seine Frau verlassen wird. Dann chaben wir uns mit Chandschlag verabschiedet, und er ist raus.« Ein leises Schluchzen war zu hören. »Das war sein Todesurteil.«
    Alex fügte sich irgendwann in sein Schicksal. Seine beiden Komplizen wollte er nicht verraten, Ganovenehre, aber über seine Rolle in dem ganzen Fall redete er jetzt ausführlich. Er berichtete von seiner Schwester, die erst so froh gewesen war, nun endlich aus dem heimischen Dorf wegzukommen und einen reichen deutschen Pferdezüchter zu heiraten. Alles schien gut zu werden. Auch Alex ging aus Russland weg und baute sich eine Existenz in Rumänien auf. Dort lernte er Rumänisch, was ihm überraschend leicht fiel, und eignete sich wegen der neuen Heimat seiner Schwester auch ein sehr passables Deutsch an.
    Dann erzählte er von den Briefen an ihn, in denen Lara von Hermann Ruffs Brutalität erzählte und von ihrem Leben hier auf diesem verdammten Pferdehof, das viel Arbeit mit sich brachte, aber ganz gewiss keinen Luxus. Irgendwann hatte Alex genug gelesen. Er packte seine Sachen und fuhr nach Burggen. Abends, wenn Hermann betrunken im Wohnzimmer vor dem Fernseher einschlief, trafen sie sich im Wohngebäude des alten Hofs.
    Alex wollte dem gewalttätigen Ehemann seiner Schwester am liebsten an den
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