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Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Titel: Rosskur: Ein Allgäu-Krimi
Autoren: Jürgen Seibold
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chören!«
    »Warum? Was haben Sie für ein Problem damit?«
    »Scheiß-Ruff chat Lara geschlagen und …« Er schüttelte sich angewidert.
    »Und Sie sind Ihr Freund?«
    »Freund, pah!«
    Damit versank er wieder in brütendes Schweigen. Koller wartete kurz, dann gab er dem Streifenbeamten in der Runde ein Zeichen. Der Uniformierte ging zu seinem Kollegen, und gemeinsam brachten sie Lara Ruff her. Sie schaute sich mehrmals besorgt um. Dann öffnete sich im Halbkreis eine Lücke, Laras Blick ging nach unten, und sofort riss sie sich los, kniete sich neben den Mann und fuhr mit ihren Fingerspitzen über sein Gesicht. Dabei murmelte sie unablässig etwas auf Russisch, das keiner der Beamten verstand, nur der Name Alex schien ein paarmal zu fallen.
    »Ist Alex Ihr Geliebter?«, fragte Koller, und er wählte absichtlich die direkte Bezeichnung, in der Hoffnung, Lara damit vielleicht aus der Reserve zu locken.
    »Mein … Geliebter?« Sie lachte nervös, ohne vom Gesicht des Mannes abzulassen. »Natürlich liebe ich Alex: Er ist mein Bruder. Was chaben Sie mit ihm gemacht?« Sie gab ihm einen Kuss auf die Stirn, dann stand sie auf und wandte sich an die Beamten. »Wer von Ihnen war das?«
    »Ich«, sagte Hanna Fischer und erntete einen verblüfften Blick von Lara Ruff. »Er wollte abhauen, und als wir ihn gestellt haben, da hat er meine Kollegen mit der Waffe bedroht.«
    Lara sah staunend zwischen ihrem durchtrainierten Bruder und der korpulenten Kommissarin hin und her.
    »Wo ist Herr Hansen?«, fragte Koller.
    »Wir chaben ihn an einen sicheren Ort gebracht. Wir chaben verchindert, dass er Sie zu Chilfe ruft, bevor Alex und ich genug Vorsprung chaben.«
    »Das ist ja gründlich schiefgegangen, Frau Ruff. Und das mit dem Vorsprung wird auch nichts mehr. Also, wo ist Herr Hansen?«
    Sie rang mit sich, das war ihr deutlich anzusehen.
    »Frau Ruff, wir wissen doch ohnehin schon, was passiert ist. Das mit den Pferden, mit den falschen Dokumenten – das war nicht Walter Schairer, das waren Sie und Ihr Bruder. Was für eine Ironie: Sie arbeiten heimlich mit Ihrem Bruder zusammen, und Ihr Mann lässt seinen umbringen!«
    Koller hatte den Satz kaum ausgesprochen, dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. »O Gott: Ihr Mann … der hat gar nicht …?«
    Lara Ruff sah ihn traurig an, dann schüttelte sie langsam den Kopf. »Es ist vorbei, lass uns reinen Tisch machen, Alex.« Sie strich ihm langsam durchs Haar, er hielt kurz ihre Hand fest und sah sie mit feuchten Augen flehend an. Dann ging ein Ruck durch ihren Körper, und sie drehte sich um. »Kommen Sie am besten mit dem Wagen chinter mir cher. Chansen wird nicht laufen können.«
    Damit marschierte sie in Richtung des alten Nachbarhofs davon. Haffmeyer setzte sich ans Steuer und folgte ihr im Schritttempo. Koller, Altmahr und Fischer gingen zu Fuß, und die beiden Uniformierten halfen Alex auf und verfrachteten ihn in den Streifenwagen.
    In der Küche des alten Hofes roch es muffig, in der Ecke raschelte es, und irgendwelches Viehzeug verschwand in einem Loch in der Mauer. Lara ging zielstrebig zur Mitte des Raumes, schob mit dem Schuh etwas Altpapier und Stroh beiseite und legte eine hölzerne Luke frei. Dann trat sie zwei Schritte zurück.
    »Dort drunten ist Chansen. Es geht ihm gut, aber er ist vielleicht etwas benommen.«
    Haffmeyer und Koller öffneten die Luke und kletterten vorsichtig hinunter. Nach ein paar Minuten war ein gedämpftes Stöhnen zu hören, und wenig später hatten die beiden ihren Chef aus dem Verlies herauf in die Küche geschleift. Er hing zwischen den beiden wie ein nasser Sack, Speichel lief ihm aus den Mundwinkeln, und er schaute drein, als hätte ihm jemand eine Bratpfanne über den Schädel gezogen.
    Lara Ruff ging zu Hansen, nahm seinen linken Arm und drehte ihn so, dass alle die Einstiche sehen konnten.
    »Alex kennt sich aus, er chat Chansen immer wieder seine Narkosemischung gespritzt.«
    »Sie haben ihm Pferdemedikamente gegeben?«
    »Natürlich, sind gut und braucht für Mensch weniger als für Pferd. Kann aber sein, dass Chansen cheute Abend noch nicht so großen Appetit chat.«
    Sie lächelte etwas und zuckte entschuldigend mit den Schultern.
    »Nachher chätte er seine letzte Spritze bekommen, und dann wären wir auch schon über alle Berge gewesen.«
    »Tja, die letzte Spritze fällt wohl aus«, sagte Koller und gab Fischer und Altmahr ein Zeichen, dass sie die Frau in den Kombi bringen sollten, der vor dem halb zerfallenen
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