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Rosentraeume

Titel: Rosentraeume
Autoren: Virgina Henley
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einen anderen Körperteil als eure Hand zu berühren. Ein Kuß auf die Wange ist erlaubt nach einer Verlobung, doch Küsse auf den Mund sind bis nach der Eheschließung verboten.« Wieder hielt sie inne. Isabel war bei ihrem Gerede über das Küssen errötet und sah begierig in die Runde. Dame Marjorie rief sich ins Gedächtnis, daß dieses Mädchen eine Plantagenet war, eine leidenschaftliche Brut, die viel zu früh die sexuelle Reife erlangte. Sie räusperte sich und schlug dann weniger aufregende Themen an.
    »Niemals dürft ihr rennen oder laufen, niemals euren Schleier hinter euch herziehen, niemals zu viel essen oder euch sogar betrinken. Junge Damen sollten auch keine Lügen erzählen. Nie dürft ihr Klatsch weitergeben, niemals an Glücksspielen teilnehmen. Ihr sollt euch nicht an niedrigen Liedern erfreuen und auch nicht an den Spielen eines Gauklers. Statt dessen solltet ihr jeden Tag zur Messe gehen.«
    Brianna unterdrückte ein Gähnen. Als nächstes würde Drachengesicht ihnen erzählen, daß sie Servietten benutzen und nicht ihre Hände am Tischtuch abwischen sollten. Ihre Gedanken wanderten, und sie überlegte, wen man wohl zu ihrem Verlobten wählen würde. Es gab keinen Anhaltspunkt, wen König Edward für sie aussuchen würde; doch sie wußte, noch vor ihrem achtzehnten Geburtstag würde eine Vermählung anberaumt werden. Sie hatte in letzter Zeit die beunruhigendsten Träume gehabt über einen geheimnisvollen Ritter, der als ihr Bräutigam aus der Ferne heranzog. Ihre Träume waren so eindringlich, daß sie das Gefühl hatte, sie seien Wirklichkeit; doch wenn sie aufwachte, konnte sie sich niemals mehr an sein Gesicht erinnern. Ein wohliger Schauder lief durch Briannas Körper, weil sie überzeugt war, daß die aufregendste Zeit ihres Lebens vor ihr lag.
    Nun wurde sie indessen mit einem Ruck aus ihren Tagträumen gerissen, als der Drachen plötzlich gellend aufschrie. Dame Marjorie, für heute mit ihrer Lektion am Ende, hatte ihren Stock beiseite gelegt und ihren Umhang um ihren kerzengeraden Rücken geschlungen. Doch dann nahm sie das Kichern hinter sich wahr. Der Zitronensaft hatte im Zusammenwirken mit dem hellen Sonnenschein einen gelben Strich auf der gesamten Länge ihres Umhanges hinterlassen.
    »Niemand von euch wird diesen Ort hier verlassen, bis die Schuldige gefunden ist.« Ihre Augen blitzten kampflustig auf, was den jungen Mädchen anzeigte, daß sie diesen Streich überhaupt nicht lustig fand. Schweigen breitete sich aus, während Dame Marjories Blick die Mädchen eines nach dem anderen durchbohrte.
    Blanche von Lancaster erbleichte und sah aus, als würde sie im nächsten Augenblick ohnmächtig werden. Prinzessin Joanna, Isabels jüngere Schwester, wich erschrocken zurück. Joan jedoch war damit beschäftigt, einen Rosendorn durch den Griff des Birkenstockes zu stecken, genau an der Stelle, an der der Drachen ihn anfassen würde.
    Isabel warf ihr dunkles Haar über die Schulter und sagte mit einem boshaften Gesichtsausdruck: »Es war Bedford und ihre Freundin Joan von Kent.« Isabel war eifersüchtig auf die Schönheit der Mädchen.
    Brianna sah sie mit offenem Mund an.
    Joan wollte im Moment den Griff des Birkenstockes in den Kothaufen des Hundes stecken, doch als sie Isabels Worte hörte, stand sie auf, um alles zu gestehen. Brianna langte sofort nach der Hand der Freundin und drückte sie fest, um sie zum Schweigen zu bringen. »Ich habe es getan, Dame Marjorie. Joan hatte nichts damit zu tun.« Brianna war an Joans übermütiges Benehmen gewöhnt. Joan verschwendete nie einen Gedanken daran, wie sich ihre unverantwortlichen Streiche auswirken könnten, und Brianna hatte permanent das Gefühl, sie müßte sie beschützen.
    Das Gesicht der Dame wurde ausdruckslos. »Lady Bedford, Ihr werdet mir folgen.« Ihre Worte klangen wie ein Urteilsspruch, der Brianna verdammte. Man würde ihr diese Bosheiten austreiben. Der Drachen bückte sich, um den Stock aufzuheben. Der Dorn stach in ihren Daumen, und sofort steckte sie den Daumen in den Mund, um den Schmerz zu stillen. Joan von Kent sah voller Begeisterung zu, wie das Gesicht des Drachens versteinerte, als ihr klar wurde, daß sie Hundekot auf der Zunge hatte.
    Brianna folgte Dame Marjorie zögernden Schrittes aus dem offiziellen Garten der East Terrace. Als sie durch den Upper Ward gingen, an den State Apartments vorbei, warf sie einen sehnsüchtigen Blick über den viereckigen Hof zum York Tower, in dem ihre Zimmer lagen. Sie hatte
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