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Rosentraeume

Titel: Rosentraeume
Autoren: Virgina Henley
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alle zerrissen. Verschüttete Farbe hatte die herrliche Zeichnung ihres Drachens zerstört und auch die so sorgfältig aufgeschriebene Legende von St. Georg. Blicklos starrte sie aus dem Fenster in die Dunkelheit, wütend auf die Ungerechtigkeit des Lebens. Sie hatte für ihre Freundin die Schuld auf sich genommen und wurde trotzdem mit der Zerstörung bestraft. In einem Anfall von Selbstmitleid rann eine einzelne Träne über ihre Wange. Doch schon im nächsten Augenblick wischte sie sich ärgerlich ab, ihr irischer Sinn für Humor eilte ihr zu Hilfe. »Keine gute Tat wird ohne Folgen bleiben.« Lachend schüttelte sie ihre Locken. »Vergiß das nicht, Adele.«
    Brianna versteckte oft ihre Verletzlichkeit hinter einer heiteren Miene. Lachen war die bezauberndste Eigenschaft einer Frau. Männer fühlten sich von ihr angezogen wegen dieses Lachens, das einen köstlichen Vorgeschmack ihrer Sinnlichkeit versprach.
    Beim heutigen Einschlafen lag ein Lächeln um ihre Lippen, als eine große Gestalt in ihren Traum trat und ihr zuwinkte. Verlangen überwältigte sie. Dieser Ritter, der ihre Träume beherrschte, stand unwiderstehlich vor ihr. Willig ging sie zu ihm, wünschte sich, daß er sie anfaßte, küßte und wegbrachte von hier, an einen geheimen Ort. Und als sich die Entfernung des Traumbilds verringerte, wurde ihr klar, daß sie auf der Brustwehr eines fremden Schlosses standen. Er streckte seine starke Hand aus und wischte ihr mit der Fingerspitze über die feuchte Wange. Brianna lachte ihm ins Gesicht, und genau so, wie sie es gehofft hatte, konnte er dem sinnlichen Schwung ihrer lächelnden Lippen nicht widerstehen.
    Sein Mund auf ihrem fühlte sich wunderbar an. Nie zuvor hatte sie etwas erlebt, das dem Vergnügen gleichkam, das seine Berührung und sein Geschmack in ihr auslösten. Als er sie hierauf in seine Arme nahm und seinen kräftigen Körper an sie drängte, glaubte sie vor Glück zu vergehen. Sie seufzte voller Verlangen, als sich sein Bild aufzulösen begann, dann wälzte sie sich ruhelos hin und her. Ihre Hand umschloß ihre volle Brust, wo die Hand ihres geheimnisvollen Ritters sie noch einen Augenblick zuvor so besitzergreifend berührt hatte. Wieder seufzte sie. Diesmal hatte sie seine Augen gesehen: Zwei leuchtende Aquamarine!

2
    Im Schloß von St. Lö hielt Christian Hawksblood den Mund geschlossen und die Ohren offen. Die ganze Unterhaltung drehte sich um den Krieg mit England. Auch wenn im Augenblick Waffenstillstand herrschte, so würde der König von Frankreich diesen doch baldigst brechen mit Hilfe einer neuen Flotte.
    Normannische Ritter hatten ihm beigebracht zu kämpfen, und sie hatten ihn auch in Geschichte unterrichtet und ihm den Haß auf Frankreich eingeimpft. Im Augenblick war Hawksblood ein Söldner, der sein Schwert an den Höchstbietenden verkaufte. Weil er sowohl Gefühle für Frankreich als auch für England hegte, zwei Länder, die er nie zuvor gesehen hatte, so wollte er erst beide Länder kennenlernen, ehe er sein Schwert und seine Kampfkraft in diesem unvermeidlichen Krieg, der schon seit langem schwelte, einem der beiden Länder zur Verfügung stellte.
    England hielt alle westlichen und südlichen Provinzen Frankreichs in Besitz, seit Eleanor von Aquitanien Henry II. vor zwei Jahrhunderten geheiratet hatte; und von da an tobten an den Grenzen ständige Auseinandersetzungen. Philipp IV. von Frankreich war der Großvater Edwards des Dritten, und als Philipp starb und seine Söhne ihm ohne männliche Nachkommen ins Grab folgten, entschied sich der König von England, den Thron Frankreichs für sich zu beanspruchen. Erst vor kurzem hatte er in sein Wappen zusammen mit den Leoparden von England die Lilien Frankreichs aufgenommen. Das machte ihn in den Augen Philipps VI. von Valois, der die französische Thronfolge angetreten hatte, nicht gerade zu seinem Freund. Er erklärte offen, daß er Schottland dabei unterstützen würde, in England einzufallen, und begann damit, englische Schiffe zu kapern.
    Wenn der königliche Hof von England in Frankreich weilte, dann nahm er Quartier in Bordeaux. Christian begriff das augenblicklich, als er die wunderschöne, sonnige, von Blumen erfüllte Stadt an der Garonne besuchte. Er malte sich aus, selbst dort zu leben, und deshalb kaufte er eine palastartige Villa aus weißem Stein, gleich neben dem Grundstück des berüchtigten Grafen von Warrick. Der Gedanke, möglicherweise einmal seinem Vater zu begegnen, der seine Mutter noch vor seiner
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