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Rosenrot, rosentot

Rosenrot, rosentot

Titel: Rosenrot, rosentot
Autoren: Emily Arsenault
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Frisur wirkte jugendlicher als jene, die er als Kind gehabt hatte. Ich streckte die Hand aus und berührte sein Ohr, damit er mich ansah.
    »Es ist noch nicht zu spät. Ich kann es noch sein.«
    Toby schüttelte den Kopf.
    »Ich kann behaupten, dass ich diesen Collegeblock irgendwo gefunden habe«, schlug ich vor, »zum Beispiel bei Charlotte zu Hause. Rose ließ dauernd Sachen dort liegen. Ich könnte behaupten, dass wir ihn in Charlottes Karton mit den schwarzen Büchern gefunden haben, diese Woche erst, als wir den alten Zeiten nachhingen. Darin steht praktisch beschrieben, wie sie gestorben ist. Fast in allen Einzelheiten. Ich erzähle ihnen, dass mir alles eingefallen ist, als ich es gelesen hab. Alles, was ich gesehen und gehört habe. Rose mit ihrem Walkman im Dunkeln auf der Straße.«
    Tobys Lippen zuckten, er dachte nach.
    »Was für einen Wagen fuhr dein Vater damals? Den alten Truck?«
    »Ja. Seinen alten roten Ford.«
    »So viel, wie du über Autos weißt, fällt dir sicher ein ähnliches ein, eines, das ähnlich groß ist, das sie überfahren und ihr dieselben Verletzungen beigebracht haben könnte.«
    »Das könnten eine Menge verschiedene gewesen sein: Chevy Silverado. Toyota, GMC , alle möglichen. Sogar ein Minivan könnte ...«
    »Okay. Also, ich lief auf der Straße herum und wartete auf meine Mom. Ich sah Rose, die über ihre Ohrstöpsel Musikhörte, dachte mir aber nichts dabei. Und dann, etwas später, sah ich einen schwarzen Truck, auf dem hinten GMC stand, den Hügel rauffahren, bevor ich ins Haus ging. Hör zu, Toby, man würde mich wirklich für eine Zeugin halten. Nicht nur für irgendeine Spinnerin, die mit einer schwachsinnigen Theorie bei der Polizei auftaucht, um sich aufzuspielen.«
    »Ein elfjähriges Mädchen, das sich an › GMC ‹ erinnert? Du bist verrückt!«
    »Dann sage ich eben einfach nur, es war ein großer schwarzer Truck. Ihre Eltern würden endlich wissen, was passiert ist. Sie würden endlich wissen, dass Rose nicht lange leiden musste.«
    »Aber sie würden nicht wissen, wer es war.«
    »Ist das denn von Bedeutung? Es war ein Unfall! Der schlimmste Teil bleibt wahr. Wie wichtig ist der Fahrer noch, wenn man weiß, welche Rolle Rose spielte? Okay, derjenige, der sie versehentlich überfahren hat, saß in einem schwarzen Truck, nicht in einem roten. Er legte sie hinten in den Wagen und fuhr weg. Vielleicht habe ich sogar das gesehen. Und allem Anschein nach hat er sie später begraben. Sie werden ihn auf jeden Fall niemals finden können.«
    »Ich denke nicht, dass wir der Polizei das erzählen können, Nora. Ich denke nicht, dass sie dir glauben, dass du ...«
    »Es ist doch egal, was sie von mir denken! Es ist doch egal, für wie durchgeknallt sie mich halten. Viele Leute hier denken nach wie vor, dass ich ein bisschen bekloppt bin. Was die Geschichte umso glaubwürdiger macht, oder? Keiner von ihnen hatte eine Ahnung, was mich in dem Jahr damals so sehr bedrückt hat, dass ich nie darüber hinwegkam. Auf eine seltsame Art und Weise ergibt das schon fast wieder einen Sinn, findest du nicht?«
    »Nein«, entgegnete Toby. »Eigentlich nicht.«
    »Tja, ich muss ja nicht alles erzählen, wenn du nicht willst. Ich könnte ihnen auch einfach den Collegeblock geben. Oder nur den Truck erwähnen.«
    »Bei einem Truck kämen sie sofort auf meinen Dad.«
    »Kann sein. Wäre das denn so schlimm?«
    »Was?«, fragte Toby.
    »Dein Dad lebt nicht mehr; du musst ihn nicht mehr beschützen. Er könnte sie kurz vor seinem Tod woandershin gebracht haben. Hat er gewusst, wie wenig Zeit ihm noch blieb? Vielleicht hat er sie weggebracht, um dich zu schützen. Damit sähe es wenigstens so aus, als ob du von nichts gewusst hättest.«
    Toby nagte nachdenklich an seiner Unterlippe. »Ja, das ginge«, sagte er leise.
    »Und du bist doch schon gestraft genug. Musst du deinen Dad wirklich noch decken? Er könnte doch auch alles allein gemacht haben. Ich könnte einen roten Truck gesehen haben, wenn du willst. Aber du musst genauso schockiert wirken wie jeder andere auch.«
    »Denk lieber noch mal ein bisschen darüber nach«, meinte Toby nach einer kurzen Pause. »Nach der Sache wirst du nicht besonders gut dastehen.«
    »Wen interessiert es denn, wie ich aus der Geschichte rauskomme? Wenn ich sagen würde, dass ich alles gesehen habe, dass ich deinen Dad gesehen habe, würde das glaubwürdig wirken. Weil die Geschichte wahr ist. Und Rose selbst bestätigt es auch. Und glauben sie einmal, dass
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