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Rosen und das Leben nach dem Tod u Rosen und zwei Leben

Rosen und das Leben nach dem Tod u Rosen und zwei Leben

Titel: Rosen und das Leben nach dem Tod u Rosen und zwei Leben
Autoren: Isadorra Ewans
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sah mich an und in ihrem Blick lag Misstrauen.
    Nr. 3 reichte ihr einige Seile aus Hanf. Lange hatte er ja nicht suchen müssen, denn der reichlich ausgestattete Fundus würde einem Requisiteur die Tränen des Neids in die Augen treiben. Langsam hob Miss Amber ihre Hand und griff nach den Seilen. „Warum“, fragte sie leise.
    „Wir möchten uns ein Bild von den unterschiedlichen Leistungen machen können“, log ich. „Die Fähigkeiten Mr. Linneys konnten bereits beurteilt werden, da Sie sich ebenfalls mit der Materie beschäftigen, bietet uns das die Möglichkeit Vergleichsmaterial zu erhalten. Wenn Sie dann bitte beginnen würden?“ Fragend sah die Frau in die Runde, schüttelte den Kopf, begann aber die Seile zu sortieren. „Ich benötige jemanden, der sich zur Verfügung stellt“, sagte sie, ohne den Kopf zu heben. „Mann oder Frau“, fragte ich zurück.
    „Egal“, sagte sie und der Ton in ihrer Stimme offenbarte einen gewissen Grad an Stress. Ich bat Susan durch ein Nicken, sich zur Verfügung zu stellen. Erschrocken sah sie mich an, doch ich konnte sie mit einem wissenden Lächeln beruhigen. So zuckte sie mit den Achseln und stellte sich in die Mitte des Raumes.
    „Was wollen Sie sehen?“, fragte Miss Amber, die jetzt – aus mir unverständlichen Gründen – wütende Blicke in Richtung Russel schickte. „Das liegt ganz in Ihrem Ermessen“, sagte ich, nippte an meinem Tee und lehnte mich an die Wand.
    „Dann mach ich etwas Einfaches“, sagte sie und legte die Seile geordnet auf den Boden. Ich verfolgte ihre Handgriffe mit Adleraugen, wollte ich doch wissen, ob ich den Unterschied zwischen Rechts- und Linkshänder schon während der Ausführung erkennen konnte. Ich konnte. Miss Amber legte ein Ushiro Takate Kote Shibari . Das Standard Bondage, wie sie ganz nebenbei erklärte, bei dem die Hände auf dem Rücken fixiert wurden. Susan sah mich hilfesuchend an. Ich zwinkerte ihr zu und flüsterte, sie solle nur locker bleiben. Sie lachte spitz auf. „Wird schon“, versuchte ich sie zu beruhigen.
    Miss Amber nahm zunächst hinter Susan Position sein. Sie legte deren Arme zusammen und ging dabei nicht ganz so vorsichtig vor, wie Russel seinerzeit bei mir. Im Gegenteil. Sie ruckte an Susans Schultern, dass mir deren Schmerzen allein durchs Zusehen bewusst wurden. „So bleiben“, befahl Miss Amber und Susan verdrehte die Augen. Susan versuchte sich ihrer bevorstehenden Fixierung so gelassen wie es ging, entgegenzustellen. Als Miss Amber ihr das Seil doppelt um den Brustkorb legte, um es dann im Rücken zu verknoten, sog sie die Luft hörbar ein. Irgendetwas stimmte nicht. Ich suchte Russels Blick und dessen düstere Miene verstärkte meine Besorgnis nur noch mehr. Die Künstlerin am Seil wollte uns mit aller Gewalt beweisen, dass sie eine Stümperin war und Susan bekam das zu spüren. Meine Kollegin tat mir aufrichtig leid, aber ich wusste, dass Russel nach Ende der Vorführung Gegenmaßnahmen ergreifen würde.
    Immer wieder schlang Miss Amber das Seil um Susans Körper. War Russel beinahe leichtfüßig um mich herumgetänzelt, so glich Miss Ambers Werk eher einem Volkstanz, bei dem man anderenorts Holzschuhe trägt. Mit einem letzten Ruck bereitete sie den abschließenden Knoten vor. Sie trat zurück und betrachtete ihr Werk. Plötzlich unterzog sie ihre Fingernägel einer intensiven Kontrolle. In der Psychologie nennt man das behaviour out of context. Eine Konfliktsituation, die unbewusste Handlungen hervorruft, die mit der ursprünglichen nichts zu tun haben. „Danke, Miss Amber, für die Vorführung“, sagte ich, nickte ihr zu. Sie drehte sich um, suchte Cochran, und versteckte sich hinter ihm. Susan stand immer noch in der Mitte und ihr Gesichtsausdruck sagte mir, dass sie nicht glücklich mit dieser Situation war. Russel trat an sie heran, sprach leise auf sie ein und ich konnte hören, wie sie sagte, dass ihre Fingerspitzen kribbeln würden. Russel lächelte und begann die Fesseln zu lösen. Susan stöhnte leise, als sie ihre Muskeln an ihren Ursprungsort zurück brachte. Russel begann daraufhin sachte ihre Hände zu massieren; prüfte dabei geschickt, ob er mögliche Schäden fühlen konnte. Leise fragte er sie nach Taubheitsgefühlen in ihren Finger, aber sie verneinte. So ließ sein erleichterter Gesichtsausdruck mich und Susan aufatmen. Miss Amber wollte uns ein Bild ihres nicht vorhandenen Talents geben. Nun: Ich hatte jedoch etwas in der Hand, das ihr das Gegenteil beweisen
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