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Rosen für die Kaiserin

Rosen für die Kaiserin

Titel: Rosen für die Kaiserin
Autoren: Guenter Krieger
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1003.
    Erzbischof Willigis von Mainz lebte bis 1011. Ohne ihn, der dem Kaiserhaus ein Leben lang treu diente, wäre manches anders gekommen. Sowohl Theophanu als auch Adelheid wussten, was sie ihm verdankten. Nach Theophanus Tod stand Willigis der Regentin Adelheid mit der gleichen Tatkraft und Loyalität zur Seite; kurz vor ihrem Tod war er es, der der Witwe Ottos des Großen die letzte Beichte abnahm. 1002, nach Ottos Tod, krönte er Heinrich und Kunigunde in Mainz zum deutschen Königspaar.
    Heinrich II. war der Sohn des Zänkers. So kam es, dass die Königskrone letztlich doch noch auf seine Familie überging. Der Zänker selbst erlebte diesen Triumph nicht mehr, er war 995 gestorben. Nach dem Treueeid, den er dem König zehn Jahre zuvor auf dem Frankfurter Reichstag geleistet hatte, geriet sein rebellisches Blut nie wieder in Wallung. »Wiedersetze dich niemals deinem König, ich fühle tiefe Reue über meine Vergehen gegen ihn«, soll der Herzog auf dem Sterbebett seinem Sohn mit auf den Weg gegeben haben.
    Dieser gute Rat hielt den jüngeren Heinrich aber nicht davon ab, den aus Italien kommenden Leichenzug seines Vetters Otto auf bairischem Boden anzuhalten, um sich der Reichsinsignien zu bemächtigen. Obwohl er größere Anrechte auf die königliche Nachfolge hatte als seine Konkurrenten, beabsichtigte er, kein Risiko einzugehen. So wurde er denn auch bald von den Großen des Reiches zum König gewählt. In der Geschichtsschreibung trägt Heinrich den Beinamen »der Heilige«, eine sicherlich maßlos übertriebene Bezeichnung, wenngleich an seiner Frömmigkeit nicht zu zweifeln ist. Von der Renovatio des Römischen Imperiums hielt Heinrich nichts, vielmehr widmete er sich verstärkt der Ostpolitik. Kriege gegen die Polen unter ihrem Herrscher Boleslaw – sein Vater, Herzog Mieszko, war nur ein Jahr nach Theophanu gestorben – zogen sich über viele Jahre hin. Zankapfel war unter anderem Böhmen, dessen der Pole sich bemächtigt hatte. Heinrich sah sich sogar gezwungen, Bündnisse mit slawischen Heiden einzugehen, um gegen die christlichen Polen zu kämpfen. Boleslaw war seinem Volk ein äußerst fähiger Führer, später erlangte er die polnische Königswürde. Er gilt den Polen noch heute als Nationalheld, da er das Fundament für die Unabhängigkeit seines Landes schuf.
    Heinrich blieb kinderlos und war somit der letzte Herrscher aus der Dynastie der Luidolfinger. Nach seinem Tod im Jahre 1024 begann das Jahrhundert der Salier.
    Und Theophanus Töchter? Nur einer, der Jüngsten, war es bestimmt, sie posthum zur Großmutter zu machen. Die beiden älteren Töchter, Adelheid und Sophia, nahmen den Schleier. Das Quedlinburger Stift wählte Adelheid 999 nach dem Tod ihrer Tante Mathilde zur Äbtissin. Sie lebte bis 1043. Ihre Schwester Sophia starb vier Jahre früher in Gandersheim. Äbtissin war sie seit 1002 gewesen, dem Todesjahr des Bruders. Die zeitgenössischen Chronisten beschreiben sie mit wenig schmeichelhaften Attributen.
    Mathilde, die Jüngste, heiratete den rheinischen Pfalzgrafen Ezzo. Zehn Kinder gingen aus dieser Ehe hervor, darunter ein späterer Erzbischof von Köln, Hermann. Mathildes Tochter Richeza wurde Königin von Polen. Von ihr wiederum stammten sowohl Könige Ungarns als auch Großfürsten von Kiew ab, ebenso Staufer und Welfen. Mathilde starb 1025.
    In Theophanus Enkeln und Urenkeln scheint sich somit eine Frage zu beantworten: War die Kaiserin Deutsche, war sie Sächsin oder war sie Griechin? Sie war eine Europäerin, wie es Peter von Steinitz in seiner Theophanu-Monografie treffend auf den Punkt bringt. Sie baute eine Brücke zwischen Ost und West, bevor es Jahrzehnte später zum großen Schisma zwischen den Kirchen Roms und Konstantinopels kam. Theophanu brachte etwas Glanz in ein hinterwäldlerisch anmutendes Reich. Sie wurde bewundert und verehrt, zugleich aber auch gefürchtet, beneidet und gehasst, was bekanntlich vielen Großen der Geschichte so ergeht. Romanautoren lieben solche Gestalten.
    Als ich an diesem Buch arbeitete, gehörte es selbstverständlich zu meiner Pflicht, nach Köln zu fahren und in St. Pantaleon das Grab der Theophanu zu besuchen. An einem heißen Julitag 2010 machte ich mich mit meiner Frau Agnieszka auf den Weg. Ich hatte überlegt, mich am Sarkophag der Kaiserin fotografieren zu lassen.
    In der Kirche empfing uns neben der Stille angenehme Kühle. St. Pantaleon trägt den Namen eines Heiligen, den Theophanu aus ihrer Heimat »importierte«. Ihr
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