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Rosen für die Kaiserin

Rosen für die Kaiserin

Titel: Rosen für die Kaiserin
Autoren: Guenter Krieger
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Scheitel der Kaiserin.
    Jemand fasste sie am Arm. Der Arzt. »Was machst du denn da? Genug, Mädchen. Lass sie nunmehr in Frieden.«
    Jutta widersprach nicht. Der Arzt führte die beiden Geschwister aus dem Raum. Der junge König folgte ihnen. Vor der Tür wartete eine Schar bedrückter Menschen. Nonnen, Bedienstete, Gardisten, Gefolgsleute und Geistliche starrten bangend den Arzt an.
    »Sie erwartet Euch nun«, sagte dieser zu den Priestern.
    Otto sah Jutta vorwurfsvoll an. »Sagtest du nicht, dein Erscheinen habe etwas mit meiner Zwillingsschwester zu tun?«
    Schuldbewusst senkte Jutta den Blick vor ihm. »Bitte vergebt mir, König Otto. Ich hätte das niemals sagen dürfen. Es war töricht.«
    Sie fühlte sich wie betäubt, als sie mit ihrer Schwester die Pfalz verließ. Ein Schwarm von Krähen, der ihr schon bei ihrer Ankunft aufgefallen war, zog nach wie vor seine Kreise am Himmel. Die Luft war drückend. Wiljo empfing sie schwanzwedelnd. Sein Hinken hatte nachgelassen.
    »Was hast du denn?«, fragte Magda ihre Schwester besorgt. »Du bist ja ganz bleich.«
    »Die Kaiserin stirbt«, entgegnete Jutta, als sei dies Antwort genug.
    »Glaubst du, dass sie bald in den Himmel kommt?«
    »Der liebe Gott kann es offenbar kaum erwarten, sie zu empfangen.« Mit dem Kopf wies sie auf die schwarzen Vögel. »Vielleicht wollen sie ihre Seele ja himmelwärts begleiten.«
    »Du hast ihr meinen alten Namen genannt. Heiße ich denn nicht mehr Irene?«
    »Nein. Du bist und bleibst meine Magda, Schwesterherz.«
    »Gut. Gehen wir jetzt wieder nach Hause?«
    Jutta betrachtete sie nachdenklich. »Du hast großes Heimweh, nicht wahr?«
    Magda sah aus, als wolle sie wieder weinen. Sanft legte Jutta ihr eine Hand auf die Schulter.
    »Schon gut, ich bringe dich heim. Es war nicht recht von mir, dich mitzunehmen.«
    »Du bringst mich heim? Was soll das heißen? Kommst du nicht mit?«
    Jutta blieb stumm.
    »He, ich hab dich was gefragt.«
    »Du willst doch nicht, dass ich den dummen Brun heiraten muss, oder? Sei unbesorgt, ich bringe dich wohlbehalten heim. Ich selbst werde unsere Kate aber nicht mehr betreten. Niemand darf mich sehen, verstehst du?«
    »Wohin willst du gehen?«
    Jutta strich ihr über den Kopf und bereute, sie erneut verängstigt zu haben. »Mach dir keine Sorgen um mich. Siehst du meine Augen? Ich bin eine Löwin.« Magda starrte sie verständnislos an. »Gehen wir, kleine Schwester. Diesmal lauern uns keine Strauchdiebe auf, versprochen. Wiljo, alter Knabe, auf geht’s!«
    Ohne Zweifel würde sie Magda vermissen. Trotzdem würde sie ihr nicht verraten, wohin es sie trieb, damit niemand es aus ihrem unvorsichtigen Plappermäulchen erfuhr. Soeben hatte sie nämlich einen Entschluss gefasst.
    »Vielleicht wäre es ja gar nicht so schlimm, den Brun zu heiraten«, schniefte Magda.
    »Das ist nicht dein Ernst, oder?«
    Magda dachte eine Weile darüber nach. »Zugegeben, es wäre schlimm«, räumte sie ein. »Das Schlimmste, was dir passieren könnte.«
    Beide mussten lachten.
    Jutta griff tastend nach dem Wolfszahn an ihrem Halsband. Irgendwo da draußen in der Welt wartete Gerwin auf sie. Sie wollte eine Wolfsjägerin sein. Was keiner Frau jemals in den Sinn käme – sie würde es tun, frei wie ein Vogel. Furcht kannte sie nicht, denn sie war eine Löwin.

Nachwort
    N ACHWORT
    T
    heophanus genaues Geburtsjahr ist unbekannt. Als sie am 15. Juni 991 starb, war sie höchstens fünfunddreißig Jahre alt. Ihr Leichnam wurde auf dem Rheinweg von Nimwegen nach Köln überführt und – wie sie es in ihrem Testament verfügt hatte – in der Kirche St. Pantaleon beigesetzt. Sie zählt zu den großen Frauengestalten des Mittelalters. Zu Unrecht ist ihr Name heute weitgehend in Vergessenheit geraten.
    Wie ging es weiter? Nach Theophanus Tod kehrte Adelheid aus der Lombardei zurück und übernahm die alleinige Vormundschaft für den jungen König Otto. Unterstützt wurde sie von Erzbischof Willigis. Der Knabe aber fühlte sich von seiner Großmutter am Gängelband geführt. Als er großjährig wurde, wies er sie deshalb von seinem Hof. Gekränkt zog Adelheid sich in das von ihr gegründete Kloster Selz im Elsass zurück. Dort starb die frömmelnde Kaiserin im Jahre 999, nur wenige Tage vor der Jahrtausendwende. In einer Vision soll sie vor ihrem Tod das Ende ihres kaiserlichen Enkels vorhergesehen haben. Papst Urban II. sprach Adelheid ein Jahrhundert später heilig.
    Otto, der dritte seines Namens, hinterließ den
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