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Ronja Räubertochter

Ronja Räubertochter

Titel: Ronja Räubertochter
Autoren: Astrid Lindgren
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liebte. Jetzt brauchte sie keinen zu verlieren! Ein Wunder war geschehen, gerade hier und gerade jetzt! Voll Freude und Liebe und Dankbarkeit sah sie Mattis an. Und sah Birk an. Da merkte sie, daß er alles andere als froh war. Verblüfft und mißtrauisch sah er aus, und ihr wurde angst so eigensinnig und verstockt wie er sein konnte. Oh, wenn er nun nicht eingehen wollte, was zu seinem eigenen Besten war, oh, wenn er nicht mitkommen wollte! »Mattis«, sagte sie, »ich muß mit Birk allein sprechen!«
    »Wieso denn?« fragte Mattis. »Na ja, dann geh ich und guck mir inzwischen meine alte Bärenhöhle an. Aber mach's kurz, denn jetzt wollen wir nach Hause!«
    »Jetzt wollen wir nach Hause!« sagte Birk höhnisch, als Mattis, verschwunden war. »Was für ein Zuhause? Glaubt er etwa, ich will Prügelknabe bei den Mattisräubern werden? Nie im Leben!«
    »Prügelknabe! Wie dumm du bist«, sagte Ronja, und jetzt, wurde sie zornig.
    »Dann erfrierst du also lieber in der Bärenhöhle?«
    Birk schwieg eine Weile, dann sagte er: »Ja, das glaube ich!« Da verzweifelte Ronja.
    »Das Leben ist etwas, das man hüten und bewahren muß, begreifst du das denn nicht? Und wenn du den Winter über in der Bärenhöhle bleibst, dann wirfst du dein Leben einfach weg! Und meins dazu!«
    »Warum sagst du das?« fragte Birk. »Wie könnte ich denn dein Leben wegwerfen?«
    Da schrie Ronja verzweifelt und außer sich vor Wut: »Weil ich dann bei dir bleibe, du Schafskopf! Ob du es willst oder nicht!«
    Birk stand lange schweigend da und sah sie an, dann sagte er:
    »Weißt du, was du da eben gesagt hast, Ronja?«
    »Das weiß ich«, schrie Ronja. »Daß nichts uns trennen kann!
    Und das weißt du auch, du Schafskopf!«
    Da lächelte Birk sein strahlendstes Lächeln, und er war schön, wenn er lächelte.
    »Dein Leben will ich nicht wegwerfen, meine Schwester, das ist das letzte, was ich tun würde. Ich folge dir, wohin du auch gehst. Und wenn ich unter den Mattisräubern leben muß, ich ersticke!«
    Sie hatten das Feuer gelöscht und alles zusammengepackt.
    Jetzt verließen sie die Bärenhöhle, und das war schwer.
    Ronja flüsterte Birk zu, so leise, damit Mattis es nicht hören konnte und sich unnötige Sorgen machte:
    »Nächstes Frühjahr ziehen wir wieder her!«
    »Ja, denn dann leben wir ja noch«, sagte Birk und sah aus, als freue er sich darüber.
    Auch Mattis freute sich. Er ging ihnen voran durch den Wald und sang so laut und dröhnend, daß die Wildpferde erschrocken davonstoben. Alle außer Racker und Wildfang. Sie standen still und erwarteten wohl, daß es wieder ein Wettrennen gab.
    »Heute nicht«, sagte Ronja und streichelte ihr Pferd. »Aber vielleicht schon morgen. Vielleicht jeden Tag, falls es nicht zuviel Schnee gibt!«
    Und Birk klopfte Wildfang den Hals.
    »Ja, wir kommen wieder! Bleibt nur am Leben!«
    Sie sahen, daß die Pferde schon ein dichteres Fell bekommen hatten, bald würde es als Schutz gegen die Kälte lang und dicht genug sein. Auch Racker und Wildfang würden im Frühjahr noch da sein.
    Mattis schritt weit voraus durch den Wald und sang. Sie mußten sich beeilen, um ihn einzuholen. Und nachdem sie langewandert waren, kamen sie zur Wolfsklamm. Dort blieb Birk stehen.
    »Mattis«, sagte er, »ich muß zuerst in die Borkafeste und sehen, wie es Undis und Borka geht. Aber ich danke dir sehr, daß ich zu dir kommen und Ronja sehen darf, wann ich will.« » Jaja«, sagte Mattis, »leicht fällt es mir nicht, aber komm du nur!«
    Dann lachte er auf.
    »Wißt ihr, was Glatzen-Per sagt? Dieser Narr glaubt doch wahrhaftig, daß der Vogt und seine Knechte schließlich gewinnen, wenn wir nicht aufpassen. Und darum wäre es am klügsten, meint er, wenn sich die Mattisräuber und die Borkaräuber zusammentun. Jaja, an närrischen Einfällen fehlt es ihm nie, dem alten Trottel!« Er sah Birk mitleidig an.
    »Nur schade, daß du so einen Hosenschisser zum Vater hast sonst könnte man es sich ja doch überlegen.« »Ein Hosenschisser bist du selber«, sagte Birk freundlich, und Mattis lächelte anerkennend.
    Birk reichte Ronja die Hand. Hier vor der Wolfsklamm hatten sie einander immer Lebewohl gesagt.
    »Wir sehen uns wieder, Räubertochter! Alle Tage, das weißt du, meine Schwester!« Ronja nickte. »Alle Tage, Birk Borkasohnl«
    Als Mattis und Ronja die Steinhalle betraten, wurde es mucksstill unter den Räubern. Keiner wagte zu jubeln, es war zu lange her, daß ihr Häuptling irgendwelchen Jubel in der Mattisburg
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