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Sieben Siegel 03 - Die Katakomben des Damiano

Sieben Siegel 03 - Die Katakomben des Damiano

Titel: Sieben Siegel 03 - Die Katakomben des Damiano
Autoren: Kai Meyer
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Der erste Fehler
    »Verdammt dunkel hier unten!«
    Chris erschrak über den Klang seiner eigenen Stimme. Die Wände des Klosterkellers warfen ein verzerrtes Echo zurück. Es hörte sich an, als hätte er in einen endlosen Abgrund hinabgerufen.
    »Klingt irgendwie merkwürdig«, bemerkte Kyra. »Fast so, als wäre der Keller viel größer, als er aussieht.«
    »Immerhin spricht das Echo nicht italienisch«, sagte Nils verdrossen.
    Seine Schwester Lisa verzog das Gesicht. »Sag bloß, du bist immer noch eingeschnappt?«
    »Du hast das Zeug ja nicht trinken müssen, das mir diese Kellnerin gebracht hat«, gab Nils mürrisch zurück.
    »Und du hättest es gar nicht erst bestellen müssen.«
    »Woher sollte ich denn wissen, dass –«
    »Hey, Ruhe jetzt«, zischte Kyra den beiden zu. »Macht so weiter, und mein Vater schmeißt uns noch alle raus.«
    Nils strich mit der Hand missmutig über die feuchten Steinwände des Kellers. »Na, das wäre ja auch wahnsinnig schade.«
    »Dann geh doch hoch«, schlug Chris vor.
    »Oder sei endlich still«, setzte Kyra hinzu.
    Nils schmollte stumm vor sich hin. Lisa hatte Recht: Er war immer noch sauer wegen heute Morgen. Seit sie hier in Italien waren – in der Toskana, einem Landstrich im Norden des Landes –, passierten ihm ständig irgendwelche Missgeschicke. Wahrscheinlich war er der Einzige der vier Freunde, der den Aufenthalt hier nicht in vollen Zügen genoss. Wenngleich, das musste er sich stillschweigend eingestehen, der Urlaub hier immerhin angenehmer war, als die Ferien über daheim in Giebelstein herumzuhocken.
    Heute Morgen, beim Frühstück im Dörfchen Saturnia, hatte Nils als Einziger Kaffee bestellt. Die anderen hatten heiße Schokolade oder Saft getrunken, aber nein, für Nils hatte es unbedingt Kaffee sein müssen. (Kyra war überzeugt, dass ihm Kaffee überhaupt nicht schmeckte und er nur die hübsche Kellnerin beeindrucken wollte. »Kaffee? Wie erwachsen!« Natürlich hatte die junge Italienerin das nicht wirklich gesagt, aber Nils hatte es sich zweifellos gewünscht.)
    Doch statt einer normalen Tasse Kaffee, wie er sie von zu Hause kannte, hatte ihm die Kellnerin etwas gebracht, das so schwarz und bitter war, dass ihm todschlecht geworden war. Woher hatte er auch wissen sollen, dass die Italiener unter einem Kaffee in der Regel das verstanden, was daheim in Deutschland als Espresso angeboten wurde? Um nicht als Dummkopf dazustehen, hatte er die Tasse leer getrunken – und litt seitdem an Bauchschmerzen, Übelkeit und schrecklichen Blähungen.
    Vor allem Letztere hatten sich seit ihrer Rückkehr zur Klosterruine verschlimmert – und das machte nicht nur Nils, sondern auch den anderen zu schaffen.
    »Hier stinkt’s«, bemerkte Chris mit einem Naserümpfen.
    Lisa kicherte.
    »Ich war’s diesmal nicht«, ereiferte sich Nils.
    » Natürlich nicht«, erwiderte Chris.
    In der Tat breitete sich in dem engen Kellergang ein übler Geruch aus. Die vier Freunde saßen auf den unteren Stufen einer Treppe, die hinter ihnen hinauf ans Tageslicht führte. Vor ihnen lag der finstere Korridor, an dessen Ende unruhig das Licht einer Taschenlampe umherzuckte. Sie gehörte Kyras Vater, Professor Rabenson.
    Kyra runzelte die Stirn. »Ich glaube, Nils hat Recht. Der Gestank kommt von vorne.« Dabei deutete sie den langen Gang hinunter, tiefer in die Kellergewölbe.
    Chris grinste. »Dann hat wohl dein Vater auch was von dem Zeug getrunken.«
    Lisa knuffte ihn mit dem Ellbogen. Sie wussten beide, dass Kyra ziemlich empfindlich sein konnte, wenn man Witze über ihren Vater machte. Dabei war der Professor eine ideale Zielscheibe für den freundschaftlichen Spott der Kinder: übergewichtig, ein wenig zerstreut und ungemein gutmütig.
    Wenn man Professor Rabenson so ansah, mochte man kaum glauben, dass er der Autor von mehr als einem Dutzend Bestsellern über fantastische Phänomene, versunkene Kulturen und okkulte Geheimwissenschaften war – was unter anderem daran lag, dass sein Autorenfoto auf den Buchumschlägen mindestens zwanzig Jahre alt war. Eine kleine Eitelkeit, die der Professor sich gönnte. Damals war er noch rank und schlank gewesen.
    »Jetzt riech ich’s auch«, sagte Nils plötzlich und hielt sich die Nase zu.
    Chris beäugte ihn misstrauisch, meinte aber schließlich: »Das stinkt nach Schwefel.«
    Lisa stöhnte. »Ich glaube, ich muss mal an die frische Luft.«
    Gerade wollten alle vier aufstehen, um den Weg nach oben anzutreten, als die Stimme des Professors aus den
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