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Sieben Siegel 03 - Die Katakomben des Damiano

Sieben Siegel 03 - Die Katakomben des Damiano

Titel: Sieben Siegel 03 - Die Katakomben des Damiano
Autoren: Kai Meyer
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nervös. »Ich glaube nicht, dass ich studieren werde. Und ganz bestimmt werd ich in keinem Wohnheim wohnen.«
    »Wahrscheinlich wirst du Chris heiraten und bis dahin längst drei Kinder haben«, stichelte Nils.
    Lisa knuffte ihn hart in die Seite. »Wenn du so weitermachst, wirst du das nicht mehr erleben.«
    Der Jeep fuhr jetzt einen Hügel hinunter. Vor ihnen erschien der Starkstromzaun des Klostergeländes. Jenseits der Metallgitter wucherte der einstige Park wie ein Stück Urzeitlandschaft. Weit im Hintergrund erhob sich die Ruine des Glockenturms aus dem Dickicht.
    Doktor Richardson war nirgends zu sehen. Die Überreste eines Wasserspeiers, den sie im nahen Unterholz untersucht hatte, lagen verlassen da.
    Kyras Vater öffnete das Tor mit der Fernbedienung. Nachdem sie hindurchgefahren waren, schloss es sich wieder hinter ihnen. Knisternde Entladungen zuckten über die Gittermaschen des Zauns. Alle paar Meter warnten Schilder auf beiden Seiten vor Lebensgefahr. Wer den Zaun berührte, war in Sekundenschnelle nur noch ein Häuflein Asche.
    Professor Rabenson brachte den Jeep vor dem Hauptportal des Klosters zum Stehen. Die hohen Doppelflügel waren längst fort, geblieben war nur ein Steinbogen, um den sich wilde Kletterpflanzen rankten.
    »Doktor Richardson?«, rief der Professor. »Doktor Richardson, wir sind wieder zurück!«
    Keine Antwort.
    »Sie wird gerade beschäftigt sein«, meinte der Professor schulterzuckend.
    Die Kinder sprangen von der Ladefläche.
    Kyra schaute sich um. »Wo steckt sie denn?«
    »Vielleicht in ihrer Unterkunft.«
    Studenten der Universität von Florenz hatten einige Räume im Erdgeschoss des Klosters bewohnbar gemacht. Es gab einen Stromgenerator für Heizöfen und Computer, außerdem einen großen Wassertank, der regelmäßig aufgefüllt wurde. Erhielt ein Wissenschaftler die seltene Genehmigung, in San Cosimo zu forschen, wusste er genau, was ihn erwartete: Nächte im Schlafsack auf unbequemen Klappliegen, abgestandenes Trinkwasser und an Nahrung nur das, was er selbst mitbrachte. Sicher, er konnte sich in einem Hotel in Saturnia einmieten, aber das taten die wenigsten, und ganz gewiss nicht Professor Rabenson, der schon überall auf der Welt unter weit schlimmeren Bedingungen gearbeitet hatte.
    Das Zimmer von Doktor Richardson lag neben dem der Kinder. Eigentlich hätte man die Rufe von dort aus hören müssen. Das wussten die Kinder aus Erfahrung. Aber noch immer gab die Amerikanerin keine Antwort.
    »Doktor Richardson!«, rief Lisa erneut. Vergebens.
    Gemeinsam gingen sie in die Kapelle. Zur Erleichterung aller war der Gestank verflogen.
    »Schaut mal!«, meinte plötzlich Chris.
    Neben der Treppe zum Kellergewölbe lag ein zitronengelber Pullover. Also war Doktor Richardson hier gewesen. War sie dort hinuntergestiegen? Hatte sie deshalb die Rufe nicht hören können?

Doch es war gar nicht der Pullover, den Chris entdeckt hatte. Kyra war die Erste, die es bemerkte: Chris schaute nicht einmal in die Richtung der Treppe.
    Er schaute auf seinen Unterarm.
    Und als Kyra seinem Blick folgte, sah sie, was er meinte.
    Die Sieben Siegel.
    Es hatte wieder begonnen.
     

Der zweite Fehler
    Die Kinder wechselten furchtsame Blicke. Niemand sprach ein Wort. Alle vier starrten abwechselnd auf ihre Unterarme, dann wieder hoch in die erschütterten Gesichter ihrer Freunde.
    Professor Rabenson war bereits zur Treppe geeilt. Er hatte von der Veränderung nichts bemerkt.
    Kyra atmete tief durch. »Und nun?«
    »Hauen wir ab«, sagte Nils.
    »Und Doktor Richardson?«, fragte Lisa besorgt.
    Chris nickte ihr zu. »Wir sollten zumindest einen Blick in den Keller werfen.«
    Nils schüttelte heftig den Kopf. »Und was, wenn sie in dieses Loch hinuntergeklettert ist? Wollt ihr dann etwa hinterher?«
    Die Entscheidung wurde ihnen im selben Augenblick abgenommen, denn Professor Rabenson rief: »Worauf wartet ihr noch?« Und sogleich lief er die Stufen hinunter und verschwand aus dem Blickfeld der Kinder.
    »Scheiße!«, fluchte Nils.
    »Nun kommt schon«, meinte Kyra und seufzte. »Es bleibt uns ja doch nichts anderes übrig.«
    »Nichts anderes übrig?«, wiederholte Nils ungläubig. »Mir fällt da aber eine ganze Menge ein.«
    »Ich gehe runter«, verkündete Chris.
    »Ich auch«, beeilte sich Lisa zu sagen. Sie folgte Chris fast überallhin.
    Kyra nickte. »Also los.«
    Nils brummelte leise vor sich hin, schloss sich den anderen aber an. Meist redete er lediglich davon, einen Rückzieher zu machen,
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