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Sieben Siegel 03 - Die Katakomben des Damiano

Sieben Siegel 03 - Die Katakomben des Damiano

Titel: Sieben Siegel 03 - Die Katakomben des Damiano
Autoren: Kai Meyer
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setzte seine Worte aber nur selten in die Tat um.
    Sie folgten dem Professor in die unterirdischen Katakomben des Klosters. Hier unten waberten immer noch Reste des Schwefelgestanks, beinahe als hätten sich die Dünste in die Oberfläche des Mauerwerks gefressen. Trotzdem war es bei weitem nicht so schlimm wie am Vormittag. Übel wurde keinem mehr davon.
    Kyras Vater hatte wieder die Taschenlampe eingeschaltet. Der Strahl war deutlich sichtbar, so, als hätte sich der Gewölbekeller mit einem feinen Nebel gefüllt. Der Anblick machte die Szenerie nur noch unheimlicher.
    »Hier unten ist es viel kühler als oben«, flüsterte Chris. »Warum hat sie dann ihren Pullover nicht mit runter genommen?«
    Nils rümpfte die Nase. »Weil sie ihn verloren hat, natürlich.«
    »Hat sie vielleicht in den Tagen, die wir hier sind, schon ein einziges Mal irgendwas verloren?«
    »Nichts«, bestätigte Kyra. »Aus irgendeinem Grund muss sie es sehr eilig gehabt haben.«
    »Glaubt ihr, sie hat etwas gesehen?«, fragte Lisa besorgt.
    Alle bekamen bei dieser Vorstellung eine Gänsehaut. Falls Doktor Richardson wirklich irgendetwas entdeckt hatte, war es wahrscheinlich immer noch hier unten. Oder es hatte sich oben in den Ruinen verkrochen. Schwer zu sagen, welche von beiden die schlimmere Vorstellung war.
    »Wenn sie nichts gesehen hat, dann hat sie zumindest etwas gehört«, sagte Kyra. »Es wird ja wohl kaum der Gestank gewesen sein, der sie hier runter gelockt hat.«
    »Wohl kaum«, meinte auch Nils. »Es sei denn, sie leidet an Geschmacksverirrung.« Dabei zwinkerte er heftig in die Richtung des Professors.
    »Und damit willst du was sagen?«, fuhr Kyra ihn erbost an.

Nils kicherte, und Lisa musste sich sehr beherrschen, um nicht mit einzufallen. Auch Chris verzog das Gesicht und schaute eilig in eine andere Richtung.
    »Kinder, wo bleibt ihr denn?«, rief der Professor im selben Moment über seine Schulter.
    Widerwillig schlossen die vier zu ihm auf und versammelten sich rund um die Öffnung. Der Geruch war unangenehm, aber gerade noch zu ertragen.
    »Leuchte mal mit der Lampe hinunter«, sagte Kyra.
    Ihr Vater lenkte den Strahl in die Tiefe. Nach einigen Metern fiel der Lichtkreis auf soliden Untergrund. Zumindest war der Schacht nicht bodenlos.
    Chris ging in die Hocke und versuchte, seitlich in das Loch zu spähen. »Es ist ein Gang«, sagte er. »Scheint nach Norden zu führen. Auf den drei anderen Seiten sind überall Wände rund um die Öffnung.«
    Der Professor zeigte am Strahl entlang nach unten. »Das da sieht aus, als wär’s mal eine Leiter gewesen.«
    Tatsächlich ließen sich im Schein der Lampe ein paar zerbrochene Holzsprossen erkennen. Mit viel Fantasie mochte es sich um Überreste einer alten Leiter handeln.
    »Was glaubt ihr, wie tief das ist?«, fragte Lisa.
    »Drei Meter«, meinte Kyra. »Ungefähr.«
    Professor Rabenson zog die Lampe zurück und leuchtete reihum auf die Kinder. »Wir haben doch die Alu-Leiter, oben am Portal.«
    »Du willst wirklich da runter?«, fragte Kyra zweifelnd. Sie horchte schon die ganze Zeit auf verdächtige Geräusche in der Tiefe. Aber dort unten herrschte völlige Stille. Sie war nicht sicher, ob sie das beruhigen oder nur noch mehr verunsichern sollte.
    »Ich mache mir nun mal Sorgen um Doktor Richardson«, entgegnete ihr Vater.
    Nils witterte eine Chance, das Abenteuer an dieser Stelle zu beenden. »Sie ist doch bestimmt nicht einfach runtergesprungen«, sagte er. »Sie wird sich irgendwo in den Ruinen rumtreiben. Ich meine, sie hat schließlich eine Brille … Vielleicht hört sie ja auch schlecht.«
    Die strafenden Blicke der anderen brachten ihn zum Schweigen. Missmutig trat er von einem Fuß auf den anderen.
    Professor Rabenson dachte laut nach: »Vielleicht wollte sie nachsehen, woher der Gestank kommt. Sie ist hier runtergegangen und durch die Gase bewusstlos geworden.«
    »Du denkst, sie sei in das Loch gefallen?«, fragte Kyra. »Dann müsste sie aber immer noch dort unten liegen, oder nicht? Es sei denn, sie hat es irgendwie geschafft und doch die alte Leiter benutzt.«
    Ihr Vater seufzte und traf seine Entscheidung. »Egal. Wir müssen nachsehen, das ist unsere Pflicht. Chris und ich holen die Alu-Leiter, ihr anderen wartet hier.« Damit drückte er Kyra die Taschenlampe in die Hand und gab Chris mit einem Wink zu verstehen, dass er ihm folgen sollte.
    Chris wechselte einen flüchtigen Blick mit Kyra, zuckte dann mit den Schultern und lief hinter dem Professor
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