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Sieben Siegel 03 - Die Katakomben des Damiano

Sieben Siegel 03 - Die Katakomben des Damiano

Titel: Sieben Siegel 03 - Die Katakomben des Damiano
Autoren: Kai Meyer
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Tiefen des Kellers ertönte: »He, Kinder, kommt her und seht euch das an!«
    Die Freunde wechselten unglückliche Blicke.
    »Zeit für den Geschichtsunterricht«, seufzte Chris.
    »Mir hat Geschichte schon immer gestunken«, sagte Nils. »Das hier ist eindeutig der Beweis!«
    Tatsächlich wurde der Schwefelgeruch immer intensiver, je weiter sie den Gang hinuntergingen. Selbst Chris zweifelte nicht länger, dass Nils unschuldig war – solche Blähungen brachte kein menschliches Wesen zu Stande, nicht einmal Nils nach erhöhtem Koffeingenuss.
    Der Korridor endete in einem niedrigen Gewölbekeller. In einigen zerfallenen Weinfässern, die an der Südwand lagerten, raschelte es verdächtig. Ratten hatten darin ihre Nester gebaut.
    Der Boden bestand aus einem prachtvollen Mosaik, das eher in einen antiken Tempel gepasst hätte, nicht aber in den Weinkeller eines Klosters. Es zeigte verschlungene Muster, zusammengesetzt aus Millionen winziger Steinsplitter. Etwas Ähnliches hatte bisher nicht einmal Professor Rabenson während seiner jahrelangen Forschungen gesehen. Aber das Mosaik war nur einer der Gründe, die ihn in die verlassene Abtei San Cosimo geführt hatten.
    »Schaut euch das an!«, sagte der Professor, ohne vom Boden aufzublicken. Er kauerte in der Hocke und wandte den Freunden seinen breiten Rücken zu. Der Schein der Taschenlampe geisterte über den Mosaikfußboden zu seinen Füßen. Kyra und die anderen traten hinter ihn und blickten ihm über die Schulter.
    »Ist das nicht großartig?«, fragte der Professor.
    Man merkte ihm an, dass er seine Begeisterung kaum im Zaum halten konnte. Er klang, als wollte er am liebsten aufspringen und einen Freudentanz veranstalten.
    Die Kinder schauten sich verwundert an.
    »Ähem«, sagte Kyra schließlich, »verrätst du uns, was du meinst?«
    Heftig pochte er mit den Fingerknöcheln auf den Boden. »Das hier, natürlich!«
    Das Muster des Mosaiks schien zu seinen Füßen besonders verschlungen zu sein, doch das war auch schon das Einzige, was Kyra auffiel.
    Zu ihrer Verwunderung war es Lisa, die staunend durch die Zähne pfiff. »Ist es das, was ich meine, das es ist?«
    Professor Rabenson schaute auf. Seine Augen blitzten vor Aufregung. »Fantastisch, nicht wahr?«
     

Lisa ging neben ihm in die Knie, während ihre Freunde verständnislos von einem zum anderen blickten. Mit ihren Fingern fuhr Lisa den Verlauf des Musters nach.
    »Wie wär’s, wenn uns jemand ein paar Worte dazu sagen würde?«, schlug Kyra ungeduldig vor.
    Chris keuchte. »Könnten wir nicht langsam aus diesem Gestank verschwinden?«
    »Gestank?«, fragte der Professor irritiert. Vor Begeisterung hatte er den Schwefelgeruch gar nicht wahrgenommen.
    Lisas Blick blieb fest auf das Muster gerichtet. »Es ist eine Karte«, sagte sie. »Seht ihr das denn nicht?«
    Sie war während der vergangenen Tage mehrfach allein mit dem Professor hier unten gewesen. Während ihre Freunde sich auf dem überwucherten Gelände der Klosterruine herumgetrieben hatten, war sie mit Kyras Vater durch den Keller gestreift, immer auf der Suche nach Rätseln, die es zu lösen galt. Rätsel waren neuerdings Lisas große Leidenschaft.
    Das war nicht immer so gewesen. Erst seit sie und die drei anderen zu Trägern der Sieben Siegel geworden waren – magischen Malen, die durch einen Zauber auf ihre Unterarme gebrannt worden waren –, hatte sie diese übermäßige Begeisterung für vertrackte Geheimnisse, uralte Buchstabencodes und antike Bilderrätsel entwickelt.
    »Eine Karte?«, fragte Nils verwundert.
    »Ich sehe gar nix«, meinte Chris.
    »Lisa hat Recht.« Professor Rabenson stand auf und drehte sich zu den Kindern um. Das Licht der Taschenlampe fiel von unten über seine runden Züge. Sein Kopf war vollkommen kahl, deshalb trug er die meiste Zeit einen Schlapphut – es war immer noch derselbe wie auf den Fotos in seinen Büchern. Dieser Hut hatte ihn bisher auf all seinen Reisen begleitet, lange bevor Indiana Jones einen Hut zum unentbehrlichen Utensil aller Kino-Abenteurer gemacht hatte.
    Der Professor trug einen mächtigen Schnauzbart, außerdem eine Art Tropenanzug, der hier in Italien eher fehl am Platze wirkte. In seinem linken Ohrläppchen steckte ein goldener Ring, von dem er behauptete, er sei ihm vor langer Zeit von einem Piraten im Südchinesischen Meer geschenkt worden.
    »Es ist eine Karte«, bestätigte er noch einmal.
    »Eine Karte von was?«, fragte Kyra.
    »Vom Fußboden dieses Kellers. Das gesamte Muster
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