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Sieben Siegel 03 - Die Katakomben des Damiano

Sieben Siegel 03 - Die Katakomben des Damiano

Titel: Sieben Siegel 03 - Die Katakomben des Damiano
Autoren: Kai Meyer
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Cosimo.«
    »Ich finde die Dinger scheußlich«, meinte Lisa.
    Ihr Bruder schüttelte den Kopf. »Quatsch. Die sehen besser aus als die Monster in jedem Horrorfilm.«
    Nils sammelte Monstermasken aus Latex und Gummi, und die Schöpfungen Damianos hatten ihn vom ersten Tag an begeistert. Bucklige Dämonen, spindeldürre Teufel, Gruselgeschöpfe in allen Größen und Formen. Allein mit denen, die noch im Dickicht rund um das Kloster standen, hätte man eine ganze Geisterbahn ausstatten können.
    »Für die Menschen des Mittelalters wirkten Damianos Gargoyles ungemein lebensecht«, erklärte der Professor. »Ihr müsst bedenken, die Leute damals waren solch einen Anblick nicht gewohnt, so ganz ohne Film und Fernsehen. Damianos Geschöpfe müssen auf sie eine ungeheure Wirkung gehabt haben, gerade weil sie so realistisch wirkten.«
    »Was wollte man überhaupt mit den Viechern?«, fragte Kyra.
    »Sie sollten die echten Teufel und Dämonen abschrecken«, sagte ihr Vater. »Gebäude, die mit Damianos Figuren bestückt waren, galten als sicher vor dem Einfluss des Bösen.«
    Vielleicht sollten wir ein paar davon mit nach Giebelstein nehmen, dachte Kyra und strich sich über den Unterarm. Noch immer zeigte sich keine Spur von den Siegeln. Kyras verstorbene Mutter, eine erbitterte Gegnerin aller Geschöpfe der Finsternis, hatte sie ihrer Tochter und deren drei besten Freunden vererbt. Die Male warnten vor allen Kreaturen der Hölle, wirkten zugleich aber auch wie ein Magnet auf alles Böse. Seit die Kinder die Sieben Siegel trugen, mussten sie jederzeit damit rechnen, dass ihnen Dämonen und andere Schergen des Teufels nachstellten. Vor allem Kyra fühlte sich seither nirgends mehr sicher, ein Verfolgungswahn, den sie ebenfalls ihrer toten Mutter verdankte.
    Der Jeep brauste über eine schmale Schotterstraße. Steine spritzten gegen das Innere der Kotflügel und verursachten einen Höllenlärm.
    Um sie herum zog die herrliche Landschaft der Toskana vorüber. Gelbe und grüne Hügel erstreckten sich bis zum Horizont, gesäumt von schlanken Zypressen, die wie Messerspitzen ins Blau des Himmels stachen. Viele Hänge waren terrassenförmig angelegt, um die Bebauung mit Mais und Gerste, mit Olivenhainen und Weinreben zu erleichtern. Hoch über ihnen drehten einige Mauersegler ihre Runden.
    Während Nils in Gedanken die Monsterfratzen des Damiano Revue passieren ließ und Kyra über die Geheimnisse der Sieben Siegel nachgrübelte, warf Lisa Chris verstohlene Blicke zu. Sie mochte ihn gern, weit mehr, als sie je zugegeben hätte. Sogar bei dieser Hitze trug er schwarze Kleidung – Jeans und Sweatshirt –, und sein Haar, ebenfalls schwarz, fiel ihm tollkühn in die Stirn. Obwohl Chris permanent essen konnte, wirkte er überaus sportlich – eine Tatsache, die vor allem bei Lisa und Kyra auf Unverständnis, insgeheim aber auch auf Gefallen stieß: Chris sah wirklich gut aus.
    Lisa war strohblond wie ihr Bruder Nils. Manchmal beneidete sie Kyra um ihre dunkelrote Haarflut. Im Fahrtwind sah es aus, als tanzten Flammen um Kyras Kopf. Auch Chris schien dieses Schauspiel aufzufallen, denn Lisa entging nicht, dass er Kyra heimlich beobachtete. Insgeheim seufzte sie.
    Bald erreichten sie Saturnia.
    Die kleine Ortschaft lag idyllisch unweit eines Wasserfalls. Dampfende Fluten ergossen sich aus einer heißen Quelle in die Tiefe. Das Wasser war stark schwefelhaltig, und obgleich es hier nicht so gottserbärmlich stank wie in der Abtei, war der Geruch in der Nähe des Wasserfalls deutlich wahrzunehmen. Ein weiterer Hinweis, dass es sich bei dem Dunst aus den Tiefen des Klosters um eine natürliche Erscheinung handelte.
    Professor Rabenson parkte den Jeep auf der Piazza, dem Marktplatz des Dorfes. Hohe Bäume spendeten Schatten. Vor einem Eiscafé waren einige Tische und Stühle aufgestellt. Um diese Uhrzeit versammelten sich hier die Einheimischen zur Mittagspause. Kyra entdeckte den Dorfpolizisten an einem der Tische, ebenso den Bürgermeister und seine Sekretärin. Die beiden hatten den Professor bei seiner Ankunft begrüßt; man hatte ihnen deutlich ansehen können, dass ihnen die Anwesenheit der Kinder im Kloster alles andere als recht war.
    Der Professor und die vier Freunde nahmen an einem Tisch Platz und bestellten Eis für alle, außerdem kühle Getränke. Nils verzichtete diesmal auf den Kaffee. Er tat so, als bemerke er nicht, dass sie von derselben jungen Kellnerin bedient wurden wie beim Frühstück.
    Faulenzend warteten sie, bis
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