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Ronja Räubertochter

Ronja Räubertochter

Titel: Ronja Räubertochter
Autoren: Astrid Lindgren
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geduldet hatte. Nur Glatzen-Per machte einen für sein Alter geradezu unnatürlich hohen Freudensprung und ließ dabei versehentlich einen kleinen Furz fahren. Doch das nahm er mit Ruhe.
    »Irgendein Salut muß ja geschossen werden, wenn jemand heimkommt«, sagte er. Und darüber lachte Mattis so lange und so schallend, daß den Räubern vor Glück Tränen in die Augen traten. Es war das erste Lachen, das sie seit jenem unglückseligen Morgen am Höllenschlund von Mattis hörten, und alle Räuber beeilten sich einzustimmen. Sie lachten dröhnend, sie bogen sich vor Lachen.
    Und alle lachten, auch Ronja. Doch dann kam Lovis aus dem Schafstall, und da wurde es wieder still. Schließlich schickte es sich nicht zu lachen, wenn eine Mutter ihr verlorenes und soeben heimgekehrtes Kind begrüßte, und auch darüber traten den Räubern in ihrer Einfalt Tränen in die Augen.
    »Lovis, kannst du den großen Waschzuber für mich herbeischaffen?« fragte Ronja. Lovis nickte.
    »Ich wärme ja schon das Wasser!«
    »Das glaub ich dir«, sagte Ronja. »Du bist eine Mutter, die an alles denkt. Und ein dreckigeres Kind hast du nie gesehen!« »Nein, nie«, sagte Lovis.
    Ronja lag in ihrem Bett, satt und sauber und warm. Sie hatte Lovis' Brot gegessen und einen großen Krug voll Milch ausgetrunken, und danach hatte Lovis sie im Waschzuber gebadet.
    Und Mattis war es auch sehr recht, daß Birk bei seiner Sippe blieb.
    »Natürlich«, sagte er zu Lovis, »natürlich darf dieser kleine Hundsfott hier kommen und gehen, wie es ihm paßt, ich hab ihm ja angeboten, bei uns zu wohnen. Aber eine Wohltat ist es schon, daß ich seinen roten Schädel nicht von früh bis spät sehen muß!«
    Das Leben in der Mattisburg ging weiter, und jetzt war es wieder munter. Die Räuber sangen und tanzten, und Mattis lachte sein dröhnendes Lachen genau wie früher.
    Aber ganz genau wie früher war das Räuberleben doch nicht mehr. Der Kampf mit den Knechten des Vogts war erbitterter
    geworden. Mattis wußte, daß sie ihm jetzt ernstlich an den Kragen wollten.
    Und weshalb, das erzählte er Ronja.
    »Nur weil wir Pelje in einer dunklen Nacht aus dem elenden Kerker geholt haben und zwei von Borkas Strauchdieben gleich dazu.«
    »Klein-Klipp hat geglaubt, sie würden Pelje hängen«, sagte Ronja.
    »Meine Räuber hängt niemand«, sagte Mattis. »Aber jetzt hab ich diesem verfluchten Vogt ja gezeigt, daß man mit Räubern nicht nach Belieben umspringen darf!«
    Doch Glatzen-Per schüttelte bedenklich seinen kahlen Kopf«
    »Und darum schwirrt es jetzt im ganzen Wald von Landsknechten wie von Schmeißfliegen. Und am Ende wird der Vogt doch siegen, Mattis, wie oft soll ich dir das noch sagen.«
    Dann begann dieser Glatzen-Per doch wahrhaftig wieder mit seinem Geunke, daß Mattis und Borka sich versöhnen müßten, bevor es zu spät sei. Eine einzige starke Räuberbande könne mit dem Vogt und seinen vielen Knechten womöglich fertig werden, aber nicht zwei Banden, die überdies noch die meiste Zeit damit vertäten, sich zu belauern und um die Beute zu balgen wie Wölfe um Fleischbrocken. Sagte Glatzen-Per. So etwas mochte Mattis nicht hören. Ihm reichte es, wenn er sich selber insgeheim darüber Sorgen machte. »Du redest, wie du's verstehst alter Mann«, sagte Mattis. »Na ja, recht hast du schon in gewisser Weise. Aber wer soll dann Häuptling dieser Räuberbande sein, was meinst du?«
    Er lachte höhnisch.
    »Borka, was? Aber ich, Mattis, bin der mächtigste und stärkste Räuberhauptmann in allen Bergen und Wäldern, und das bleibe ich auch! Doch es ist nicht so sicher, daß Borka, dieser Wicht, das einsieht.«
    »Dann zeig's ihm doch«, sagte Glatzen-Per. »Einen Zweikampf mit ihm wirst du ja wohl gewinnen, du großer Ochse « Dies alles hatte Glatzen-Per in seinen einsamen, schlauen Stunden ausgeheckt. Einen Zweikampf, der Borka auf seinen Platz verwies und zur Vernunft brachte, danach würde es nur noch eine einzige Räuberbande in der Mattisburg geben, und alle gemeinsam würden sie die Landsknechte an der Nase herumführen und ihnen das Leben so lange sauer machen, bis ihnen die Räuberjagd zum Hals heraushing. Wäre das nicht schlau?
    »Ich finde, es wäre am schlausten, mit der Räuberei Schluß zu machen«, sagte Ronja. »Das hab ich schon immer gefunden.«
    Glatzen-Per lächelte ihr zu, sein freundliches, zahnloses Lächeln.
    »Da hast du ganz recht, Ronja! Du bist sehr klug. Aber um Mattis das in den Schädel zu hämmern, dazu bin ich zu alt und zu
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