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Ronja Räubertochter

Ronja Räubertochter

Titel: Ronja Räubertochter
Autoren: Astrid Lindgren
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Aber ich wüßte schon gern, wovon wir in unserem Leben leben sollen, du und ich?« »Das weiß ich«, sagte Ronja. »Wir beide werden Bergleute, was sagst du dazu?«
    Und dann erzählte sie Birk das Märchen von Glatzen-Pers Silberberg, den ihm der kleine Graugnom einst vor langer Zeit gezeigt hatte, als Dank für sein Leben.
    »Dort gibt es Silberklumpen, so groß wie Katzenkopfsteine«, sagte Ronja. »Und wer weiß, vielleicht ist es gar kein Märchen7 Glatzen-Per schwor, daß es wahr ist.
    Wir können ja mal hinreiten und nachsehen. Ich weiß, wo es ist.« »Das eilt nicht«, sagte Birk. »Aber behalt das Geheimnis nur für dich! Sonst rennen gleich alle Räuber hin und sammeln die Silberklumpen ein!« Da lachte Ronja.
    »Du bist genauso klug wie Glatzen-Per. Räuber sind raubgierig wie Mäusebussarde, hat er gesagt, und deshalb durfte ich es auch keinem ändern erzählen als dir!« »Noch kommen wir ohne Silber aus, meine Schwester«, sagte Birk. »In der Bärenhöhle sind andere Dinge nötig!«
    Mehr und mehr Frühling wurde es. Und Ronja bangte vor dem Augenblick, wo sie Mattis gestehen mußte, daß sie jetzt wieder in die Bärenhöhle ziehen wollte.
    Aber Mattis war ein wunderlicher Mann. Bei ihm wußte man nie, woran man war,
    »Meine alte Grotte, ja, die ist schön«, sagte er. »Besser als da kann man zu dieser Jahreszeit nirgends wohnen! Oder was meinst du, Lovis?«
    Lovis kannte ihren Mattis und seinen plötzlichen Sinneswandel und war deshalb nicht sonderlich erstaunt.
    »Geh du nur, Kind, wenn dein Vater meint«, sagte sie. »Aber ich werde dich vermissen.«
    »Und im Herbst kommst du ja wohl wieder heim wie immer«, sagte Mattis, so als sei Ronja seit Jahr und Tag aus der Mattisburg ausgezogen und dann wieder heimgekehrt.
    »Ja, genau wie immer«, versicherte Ronja, froh und überrascht, daß es diesmal so leicht gegangen war. Sie hatte sich auf Tränen und Geschrei gefaßt gemacht, und hier saß Mattis und sah ebenso glücklich aus wie bei der Erinnerung an die Streiche seiner Kindheit im alten Schweinestall.
    »Ja, damals, als ich in der Bärenhöhle hauste, da hatte ich einen Mordsspaß«, sagte er. »Und genaugenommen gehört die Grotte mir, vergiß das nicht!
    Vielleicht besuch ich euch ab und zu mal.«
    Als Ronja Birk davon erzählte, sagte er großmütig:
    »Von mir aus kann er gern kommen! Aber«, fuhr er fort, »eine Wohltat ist es schon, wenn man seinen schwarzen Krauskopf nicht jeden Tag sehen muß!«
    Früher Morgen ist es. Wie der erste Erdenmorgen so schön. Die Siedler der Bärenhöhle, hier kommen sie durch den Wald gewandert, und ringsum ist alle Herrlichkeit des Frühlings. In allen Bäumen und allen Wassern und allen grünen Büschen lebt es, es zwitschert und rauscht und summt und gingt und plätschert, überall erklingt das trische, wilde Lied des Frühlings.
    Und sie kommen zu ihrer Höhle, ihrem Heim in der Wildnis. Dort ist alles wie früher, vertraut und wohlbekannt. Der Fluß, der da unten rauscht, die Wälder im Morgenlicht, alles ist, wie es war. Der Frühling ist neu, aber er ist, wie er immer war. » Erschrick nicht, Birk«, sagte Ronja. »Jetzt kommt mein Frühlingsschrei!«
    Und sie schrie, gellend wie ein Vogel, es war ein Jubelschrei, den man weithin über den Wald hörte.
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