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Ronja Räubertochter

Ronja Räubertochter

Titel: Ronja Räubertochter
Autoren: Astrid Lindgren
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schwach.« Mattis sah ihn empört an.
    »Und das sagst du, der du selber ein kecker Räuber unter meinem Vater und mir gewesen bist! Schluß machen mit dem Rauben! Und wovon sollen wir dann leben? Was hast du dir gedacht?«
    »Hast du noch nie bemerkt«, fragte Glatzen-Per, »daß es Menschen gibt, die keine Räuber sind und trotzdem leben?« »Ja, aber wie«, sagte Mattis mürrisch.
    »O ja, es gäbe da schon so manchen Weg«, erklärte Glatzen-Per. »Ich weiß sogar einen. Und den würde ich dir auch nenen, wenn ich nicht so genau wüßte, daß du ein Räuber bist und bleibst, bis sie dich hängen. - Aber Ronja werde ich, wenn es soweit ist dieses hübsche, kleine Geheimnis verraten.«
    »Was für ein Geheimnis?« fragte Mattis. »Wie gesagt«, brummte Glatzen-Per,
    »das erzähl ich mal Ronja, damit sie an dem Tag, wo du gehängt wirst, nicht ganz hilflos dasteht.«
    »Gehängt und gehängt und gehängt!« schrie Mattis wütend. »Jetzt hältst du aber endlich deinen Schnabel, du alter Unglücksrabe!«

17.
    UND DIE TAGE VERGINGEN, OHNE DAß MATTIS AUF GLATZEN-PERS RAT GEHÖRT
    HÄTTE. DOCH eines frühen Morgens, noch ehe die Mattisräuber ihre Pferde gesattelt hatten, kam Borka durch die Wolfsklamm geritten und verlangte Mattis zu sprechen. Mit einer Unglücksbotschaft komme er. Da aber sein Erzfeind kürzlich zwei seiner Borkamänner so großmütig aus den Verliesen des Vogtes befreit habe, wolle er ihm nun einen Gegendienst erweisen und ihn warnen. An diesem Tage solle kein Räuber, dem das Leben lieb sei, seine Nase in den Wald stecken, sagte Borka. Denn jetzt gehe es wieder los. Er komme soeben von einem Raubzug, und dort hätten die Landsknechte im Hinterhalt gelegen. Zwei seiner Räuber hätten sie gefangen, und ein dritter sei auf der Flucht durch einen Pfeil schwer verletzt worden.
    »Diese Bluthunde gönnen einem armen Räuber nicht mal sein täglich Brot«, sagte Borka bitter. Mattis runzelte die Brauen.
    »Nein, jetzt langt's aber! Wir müssen ihnen endlich einen Denkzettel verpassen!
    So geht das nicht weiter!« Erst hinterher merkte er, daß er »wir« gesagt hatte, und da seufzte er tief. Eine Weile stand er schweigend da und maß Borka mit den Blicken von Kopf bis Fuß. »Wir sollten uns vielleicht doch zusammentun«, sagte er schließlich, obwohl es ihn bei seinen eigenen Worten schauderte. Zu einem aus der Borkasippe so zu sprechen! Sein Vater und sein Großvater und sein Urgroßvater, sie alle würden sich im Grabe umdrehen, wenn sie es wüßten. Aber Borka sah mächtig erfreut aus.
    »Da hast du endlich mal ein kluges Wort gesprochen, Mattis! Eine starke Räuberbande, ja, das wäre gut! Unter einem starken Häuptling! Ich weiß einen, der sich dafür eignen würde«; sagte er und warf sich in die Brust. »Stark und tatkräftig, wie ich ja bin!« Da ließ Mattis ein Lachen hören, das durch Mark und Bein ging.
    »Ja, komm du nur, dann werd ich dir schon zeigen, wer sich hier zum Häuptling eignet!«
    Und es kam so, wie Glatzen-Per es sich gewünscht hatte. Einen Zweikampf sollte es geben, auf diesen guten Vorschlag hatten sich Mattis und Borka geeinigt. Die Aufregung unter ihren Männern über die bemerkenswerte Neuigkeit war groß, und am Morgen des Kampfes lärmten die Mattisräuber so laut in der Steinhalle, daß Lovis sie schließlich hinausjagen mußte.
    »Raus mit euch!« schrie sie. »Ich kann diesen Krach nicht länger ertragen.«
    Es reichte schon, Mattis allein zu hören. Er stampfte in der Steinhalle hin und her, knirschte mit den Zähnen und brüstete sich damit, wie er Borka zu Brei schlagen werde, nicht einmal Undis werde ihn dann wiedererkennen. Glatzen-Per schnaufte verächtlich.
    »Prahl erst, wenn du heimreitest, das hat meine Mutter immer gesagt.«
    Ronja sah mit Unmut, wie kampfeslustig ihr Vater war. »Ich will jedenfalls nicht zuschauen, wenn du jemand zu Brei schlägst.« »Das darfst du auch gar nicht«, sagte Mattis. Weiber und Kinder hatten nach Brauch und Sitte einem Zweikampf fernzubleiben. Man hielt es nicht für schicklich, sie bei solchen »Bärenkämpfen«
    zuschauen zu lassen. So nannte man nämlich ein Kräftemessen dieser Art, und mit seinen rauhen Griffen und Schlagen verdiente es diesen Namen auch. »Aber du, Glatzen-Per, darfst dabeisein«, sagte Mattis. »Du bist zwar klapprig, aber ein Bärenkampf wird dich aufmuntern. Komm, alter Mann, ich setz dich auf mein Pferd. Denn jetzt ist es soweit!«
    Es war ein kalter, sonniger Morgen mit Bodenfrost. Und auf der
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