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Romeo und Jabulile

Romeo und Jabulile

Titel: Romeo und Jabulile
Autoren: Lutz van Dijk
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neu. Wir tragen sie heute erst zum zweiten Mal.
    Noch am Morgen hat der Schulhausmeister den Fußballplatz für die beiden Spiele des Tages gesprengt. Aber eine Stunde später ist durch die heiße Sonne schon wieder alles getrocknet und Staubwolken wirbeln auf.
    Wir Mädchen sollen zuerst spielen. Dann ist Mittagspause mit Musikbands und Grillen. Am Nachmittag dann die Lion Strikers , unsere ebenfalls ziemlich gute Jungenmannschaft, gegen ein Team aus Langa . Im vorigen Jahr hat auch Lonwabo noch mitgespielt. In diesem Jahr ist er nicht aufgestellt worden, da er angeblich nicht regelmäßig zum Training gekommen ist. »Stimmt nicht!«, hat er mir wütend nach dem Ausschluss erklärt. »Der neue Trainer, Tata Vuyo, kann mich nur nicht leiden.« Ich weiß nicht, wer Recht hat. Manchmal sagt Lonwabo die Wahrheit, manchmal auch nicht.
    »Andisw a – wo sind deine Handschuhe?«, fragt Pastor Khanya unsere Torhüterin, die zu den Älteren gehört und mit ihrer Mutter einen kleinen Marktstand betreibt. Andiswa strahlt und zieht ein paar nagelneue Torhüterhandschuhe hervor. »Habe ich von meiner Ma zum Geburtstag bekomme n – extra für heute!« Wir klopfen Andiswa begeistert auf die Schulter. Wenn das kein Grund zur Hoffnung ist!
    Unser Mut sinkt in sich zusammen, als wir wenig später in einer Reihe, so wie wir es vorher geübt haben, in die Mitte des Spielfelds zur Aufstellung laufen. Die Mädels aus Gugs sind zwar nicht unbedingt älter als wir, aber durchweg deutlich kräftiger. Es scheint, Ma Dudula trainiert Bodybuilder-Girls und keine Fußballerinnen. Sie selbst steht grimmig am Spielfeld und grüßt nicht zurück, als wir ihr unsicher zunicken.
    Am Spielfeldrand haben sich ein paar Hundert Zuschauer eingefunden. Die meisten sitzen auf leeren, umgekippten Bierkisten an der Südseite des Platzes, denn der Wind bläst so, dass man dort am besten vor Sand und Staub geschützt ist. Auch stehen da die einzigen Bäume, die ein wenig Schatten geben. Während wir aufs Feld laufen, sehe ich, dass sowohl Vater als auch Lonwabo gekommen sind. Unathi steht bei ein paar Freundinnen aus unserer Klasse. Erst als die anderen sie anstoßen, dreht sie sich um und schaut unserer Aufstellung zu.
    Die Stimmung ist anscheinend gut. Denn kaum haben die Zuschauer uns erspäht, stoßen viele in die mitgebrachten Vuvuzelas , lange Plastikrohre mit einer etwas größeren Öffnung an der einen Seite, mit denen man sehr gut das Trompeten von Elefanten nachahmen kann. Ihr Lärm wird ebenso begeistert beantwortet von einer Fangruppe aus Gugs , die in zwei Kleinbussen angereist ist, um ihre Mädels zu unterstützen.
    Kurz vor dem Anpfiff erkenne ich an der Nordseite noch eine dritte Gruppe Fußballfans, die ich noch nie vorher gesehen habe. Sie haben keine Vuvuzelas , keine Bierkisten, nichts. Dazu stehen sie auch noch am nördlichen Ende, wo der meiste Dreck hingepustet wird und nichts vor der Sonne schützt. Eine kleine Gruppe, vielleicht fünfzehn oder zwanzig Leute, Jugendliche und Erwachsene. Es müssen echte Fußballfans sein.
    Bevor ich länger nachdenken kann, fordert Pastor Khanya über Lautsprecher alle Spielerinnen und Zuschauer auf, die Augen zu schließen und sein Gebet in sich aufzunehmen. Für einen Moment wird es mucksmäuschenstill auf dem Platz. Nur der Wind ist noch zu hören, das Klicken von herumfliegenden Plastikbecher n – und Pastor Khanyas tiefe Stimme. Er dankt Gott für diesen besonderen Tag, wünscht uns allen ein gutes und faires Spiel und dass Gott uns bis in alle Ewigkeit beschützen möge. Amen. Und da kommt auch schon der Anpfiff!
    Vom ersten Augenblick an ist klar, dass Ma Dudulas Team stärker ist. Aber obwohl die Gugs -Girls die meiste Zeit im Ballbesitz sind, haben sie es doch nicht leicht, durch unsere Verteidigung vorzustoßen. Sandiswa und Phumla, beide erst dreizehn wie ich, stehen wie eine Mauer. Wir im Mittelfeld schaffen es kaum, auch nur in die Nähe des gegnerischen Tors zu kommen.
    Zac k – schon wieder hat eines der Muskelmädels uns den Ball abgenommen. Erneut ein Angriff auf unser Tor, dem wir atemlos hinterherrennen. Andiswa ist wunderbar mit ihren neuen Handschuhen. Wir haben es nur ihr und den beiden Mädchen in der Verteidigung, Sandiswa und Phumla, zu verdanken, dass bis zur Halbzeit noch kein Tor gefallen ist.
    In der Pause lassen wir uns alle kaltes Wasser über den Kopf laufen. »Wie ist dein Auge?«, fragt Pastor Khanya. »Okay!«, antworte ich, obwohl es teuflisch brennt. Aber jetzt
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