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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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Terribile?
    – Wenn er mitmacht, gut. Wenn nicht …
    Libanese hatte den zweideutigen Satz fallen lassen. Sardo kratzte sich die Narbe.
    – Ihr verlangt aber viel. So was hat es in Rom noch nie gegeben.
    – Umso besser. Das heißt, wir sind die Ersten. Wir und ihr. Gemeinsam.
    Das hatte wieder Freddo gesagt. Entschlossen. Der geborene Boss …
    – Gemeinsam? Vielleicht. Aber es gibt nur einen Boss: mich, sagte Sardo.
    – Ich hab Hunger, unterbrach ihn Dandi.
    Es entstand eine Pause. Bufalo und Trentadenari wechselten einen Blick und gingen zum Ausgang. Ricotta folgte ihnen.
    Draußen kündigte sich bereits der Winter an. Mädchen in Maximänteln und ein pechschwarzer Himmel, hin und wieder donnerte es. Bufalo und Trentadenari gingen mit Ricotta in eine Rosticceria, wo sie Huhn, Kartoffeln und Pizza bestellten.
    – Meint ihr, dass es klappt?, fragte Trentadenari.
    Bufalo zuckte mit den Achseln. Er sagte, Sardo sei wirklich ein Arschloch.
    – Aber nein, Mario meint es nicht persönlich, du wirst sehen, es klappt …
    – Ein Arschloch und ein Großmaul, bestätigte Bufalo.
    Auf dem Rückweg erzählte ihnen Ricotta, dass das Kassationsgericht beschlossen hatte, Pasolinis letzten Film zu verbrennen. Das war ihnen völlig egal, aber aus alter Freundschaft hörten sie ihm zu. Ricotta hatte als kleiner Junge als Komparse in Borgata Finocchio gearbeitet. Es hieß, PPP höchstpersönlich habe ihm Lesen und Schreiben beigebracht. Ein Intellektueller war er nicht geworden, aber kaum auf freiem Fuß, war er zum Idroscalo nach Ostia gepilgert, wo der durchgeknallte Pino la Rana den schwulen Dichter umgebracht hatte.
    Als sie zurückkamen, verabschiedeten sich die anderen gerade. Dandi teilte ihnen mit, wie die Bedingungen der Abmachung lauteten: fünfzig Prozent für alle und fünf Prozent Cash für Sardo, „der mit seinem Namen garantierte, dass der Deal reibungslos über die Bühne ging“. Die Einnahmen würden sie fifty-fifty verwalten. Trentadenari und Dandi, einer je Gruppe. Was den Boss anbelangte, hatten sie einen Kompromiss geschlossen. Sie würden Puma anbieten, überparteilicher Gewährsmann zu sein. Natürlich glaubte Sardo nach wie vor, die Nummer eins zu sein. Die erste Koksladung würde in fünf Tagen aus Buenos Aires eintreffen. Das Geschäft war mit einem Wort unter Dach und Fach. An den Blicken, die sich Libanese, Freddo und Dandi hinter Sardos Rücken zuwarfen, begriff Bufalo, dass es nicht von langer Dauer sein würde.
    – Glaub mir, flüsterte er Ricotta zu, es ist besser, wenn du den da vergisst. Du bist einer von uns.
II.
    Puma war zweiundvierzig Jahre alt, und die Hälfte davon hatte er im Hotel Roma und im Regina Coeli gesessen. Seit kurzem hatte er eine neue Freundin, eine um zwanzig Jahre jüngere Kolumbianerin, eine Mulattin mit Indio-Gesicht, die die Nichte eines „Soldaten“ des Cali-Kartells war. Mit Rodomiro, ihrem Neugeborenen, wohnten sie in einer kleinen Villa an der Cassia. Zu viert fuhren sie zu Puma: Dandi und Freddo, Trentadenari und Ricotta.
    Puma wartete im Garten auf sie, mit dem Kind auf dem Arm und einem großen Schäferhund, der mit dem Schwanz wedelte und aufgeregt an ihnen schnupperte. Die Kolumbianerin servierte Liköre und Kuchen. Wortreich wie immer brachte Trentadenari ihr Anliegen vor. Puma ließ ihn reden, ohne mit der Wimper zu zucken. Und dann, als alle Blicke sich auf ihn richteten, sagte er nein.
    – Was soll das, Puma! Wir bieten dir den Hauptpreis an, stieß Ricotta hervor.
    Der Hund knurrte. Das Kind begann zu weinen. Die Kolumbianerin kam aus dem Haus. Puma gab ihr das Kind und zündete sich eine Toscano an.
    – Ich ziehe mich zurück, Ricotta. Das könnt ihr allen sagen: Libanese, Sardo, allen, vor allem der Polizei.
    Sie lachten. Puma machte zwei tiefe Züge.
    – Mir reicht’s. Ich habe, was ich brauche … das Haus, etwas Geld auf der Kante, Maria Dolores, das Kind … habt ihr gesehen, wie hübsch es ist? Nein, mir reicht’s. Ich hab genug von diesem Leben …
    – Quatsch keinen Scheiß, Puma. In vier Tagen kommt über Palermo ein Kilo vom Chinesen. Das weiß ganz Rom.
    Puma drehte sich langsam zu Freddo um.
    – Wenn ihr mir das Kilo lasst, tut ihr mir einen Gefallen. Ich werde mich erkenntlich zeigen. Wenn ihr es euch unter den Nagel reißen wollt, auch recht. Das ist mein letzter Coup. Es liegt an euch. Ich brauche Luftveränderung. Ich gehe weg aus Rom.
    Freddo war beeindruckt, wie gelassen er war. Puma redete nie ins Blaue hinein. Wenn er
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