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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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Rechtsbrecher ausgebrochen. Die Anklage hatte auf versuchten Mord und erpresserische Entführung gelautet, aber dank des psychiatrischen Gutachtens hatte man ihn für geisteskrank erklärt. Das Attest hatte er sich hart erarbeitet: Bei der ersten Sitzung hatte er auf die Unterlagen des Arztes gepisst; als dieser zur zweiten Sitzung mit vier Polizisten erschien, war er in tiefes Schweigen verfallen. Bei der dritten Sitzung hatte er wie ein Kind zu heulen begonnen und einen Schnuller und ein Fläschchen verlangt. Die Diagnose hatte sich zum Unmut aller ein Jahr lang hingezogen. Schließlich hatte Sardo das Vertrauen eines Kaplans gewonnen, und um den Psychiater endgültig zu überzeugen, hatte er mithilfe geheiligter Hostien einen Selbstmord durch Ersticken vorgetäuscht. Moral der Geschichte: Er sei zwar verrückt im klinischen Sinn, stelle aber kaum – kaum! – eine Gefährdung für die Allgemeinheit dar. Der Ausbruch – ein Irrtum, denn nach spätestens drei Monaten hätte man ihn erneut einer Untersuchung hinsichtlich seiner Gemeingefährlichkeit unterzogen – war auf ausdrückliche Anordnung Cutolos erfolgt. Er und der Professor hatten sich in Aversa kennengelernt und Sardo war ihm nicht mehr von der Seite gewichen, bis Cutolo beschlossen hatte, ihn zu taufen und zum Capozona, zum Revierboss, von Rom zu machen. Zu Cutolos Entscheidung hatten nicht zuletzt auch Libanese und die Seinen beigetragen: Radio Carcere hatte die Nachricht verbreitet, Rosellinis Entführung wäre auf die Kappe der Neapolitaner gegangen, und Cutolo hatte diesbezüglich Nachforschungen anstellen lassen.
    – Dabei seid ihr es gewesen!
    – Dabei sind wir es gewesen!
    – Ist nicht schlecht gelaufen, fürs erste Mal, meinte Sardo anerkennend.
    Er war beinahe kahl, klein und stämmig, auf der Stirn hatte er eine tiefe Narbe von einem Messerstich. Ricotta folgte ihm aufs Wort, und sogar Trentadenari zollte ihm großen Respekt. Libanese ging er vom ersten Augenblick an auf die Nerven. Unmöglich zu sagen, was der undurchschaubare Freddo von ihm hielt.
    – Wir haben etwas Kies, den wir investieren möchten, und würden gern ins Drogengeschäft einsteigen, erklärte Dandi.
    – Wie viel?, fragte Sardo trocken.
    – Eine Million, eineinhalb …
    – In Ordnung. Trentadenari hat einen guten Draht zu den Südamerikanern. Ich verschaffe euch das Kokain und erteile euch die Erlaubnis, es zu verhökern, mit Ausnahme des Terrains von Terribile. Ich nehme fünfundsiebzig Prozent vom Gewinn und zehn Prozent vom investierten Kapital.
    Mehr als der Kredithai am Campo de’ Fiori, schoss es Dandi durch den Kopf. Libanese kratzte sich am Kinn. Freddo hatte die Augen halb geschlossen. Bufalo schien dem Gespräch aufmerksam zu folgen, um sich ja nichts entgehen zu lassen. Trentadenari mimte den Gleichgültigen und drehte sich einen Joint. Ricotta öffnete immer wieder den Knoten seiner geschmacklosen Krawatte, auf der eine gelbe Sonne und ein schwarzer Mond zu sehen waren.
    – Offenbar hat Dandi sich nicht gut genug ausgedrückt, sagte Libanese ruhig. Wir bitten nicht um Erlaubnis. Terribile kann uns den Buckel runterrutschen. Wir schlagen dir ein Geschäft vor. Halbe-halbe von Anfang bis zum Ende. Du verkaufst uns den Stoff zu einem Preis, den wir bestimmen, und den Gewinn teilen wir uns. Und das in ganz Rom …
    Sardo wurde wütend.
    – Weißt du eigentlich, wen du vor dir hast, Libano?
    – Sonst wären wir nicht hier, sagte Freddo trocken.
    Sardo sah ihn an. Er konnte seine Überraschung nicht verbergen. Freddo, dachte Libanese, hat etwas an sich, das keinen Widerspruch duldet.
    – Nehmen wir an, das Geschäft kommt zustande. Wie viele Männer habt ihr?
    – So um die fünfzehn, sagte Dandi großspurig.
    – Das reicht nicht.
    – Wir finden locker mehr, sagte Dandi hartnäckig.
    – Immer noch zu wenig.
    – Du könntest uns ja unter die Arme greifen, schlug Freddo vor. Mit ein paar von den Deinen, meine ich …
    – Ein Pakt, mit einem Wort.
    – Das sagte ich ja bereits.
    Sardo wandte sich an Libanese.
    – Wie stellst du dir das vor?
    – Wir organisieren ein Netz, das in Zonen unterteilt ist. Jede Zone besteht aus zwei oder drei Vierteln. Für jedes Viertel brauchen wir sechs bis sieben Ameisen und ein Pferd. Die Ameisen unterstehen dem Pferd, die Pferde uns. Insgesamt, sagen wir, acht Zonen …
    – Und die Konkurrenz?
    – Mit Puma kann man eine Abmachung treffen. Wir kennen uns schon eine Ewigkeit … die anderen sind kleine Fische.
    – Und
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