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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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auf.
    – Was glaubst du, bist du wert?
    – Glaubst du, du kannst dir alles erlauben?
    – Nimm dir, was du brauchst!
    – Ich brauche alles!
    – Dann nimm dir alles!
    Zum ersten Mal schien sie zu zögern.
    – Ich möchte mit dir gehen, flüsterte er.
    – Ich habe dir doch gesagt: kein Zuhälter.
    – Wer spricht von Zuhälter? Ich habe gesagt, mit dir gehen … wir treffen uns, gehen am Abend aus, ich besuche dich, wenn mir danach ist, und du bist immer für mich bereit … ich stelle dich meinen Freunden vor … mit einem Wort, eine Beziehung …
    Patrizia lachte. Der Anblick der hüpfenden Brüste machte ihn verrückt.
    – Du machst mir Spaß: Kommst, gehst, bestimmst, schlägst vor … wer glaubst du, dass du bist? Ich weiß ja nicht mal, wie du heißt …
    – Ich bin Dandi. Ein Klasse-Typ …
    – Und worin besteht die Klasse?
    – Eine schöne, von einem Architekten eingerichtete Wohnung. Ein Bild von Schifano … der kauft Stoff bei Sardo, wir nennen ihn „Schniefano“ … eine antike Kommode, Perserteppiche, gute Musik, Jahrgangschampagner … Klasse eben. Hast du jemals eine Modeschau gesehen? Dort würde ich mit dir hingehen, Liebling.
    Sie krümmte sich vor Lachen.
    – Klasse! Fickt wie ein Schwein, bum, bum, ahh, wie gut! Und aus! Und spricht von Klasse!
    – Dann bring es mir bei!
    Sie warf ihm einen langen, durchdringenden Blick zu. War es einen Versuch wert? Warum nicht? Er war nicht schön, stank ein wenig und war schlecht im Bett. Vitalität besaß er jedoch genug. Und Frechheit auch. Und vor allem: Was hatte sie schon zu verlieren?
    – Geh dich duschen, mein Lieber, befahl sie ihm zärtlich.
    Dandi sauste ins Bad, außer sich vor Geilheit. Als Patrizia das Wasser rauschen hörte, leerte sie die Geldbörse und legte die Banknoten in die Lade.
    Als er zurückkam, lag sie mit gespreizten Beinen auf dem Bett.
IV.
    Libanese wollte seinen Augen nicht trauen. Er warf Bufalo, der um ihn herumtanzte wie ein dicker Bär, einen besorgten Blick zu und fragte ihn zum x-ten Mal, ob er es ernst meinte.
    – Aber ja doch, Libano. Das ist mein voller Ernst!
    – Unglaublich!
    – Genau! Auf die Idee kommt niemand!
    Genau. Wie sollte man auch auf die Idee kommen, dass sie sich ausgerechnet vor dem Ministerium trafen? Aber genau dort waren sie. Vor dem Ministerium im EUR, nur ein paar Schritte von der Polizeiwache und dreihundert Meter von der U-Bahn-Station entfernt. Im Hintergrund der Turm des
Fungo
, das Rauschen des Verkehrs auf der Via Colombo. Vor dem Ministerium. Bufalo pfiff und aus dem finsteren Säulengang trat ein großgewachsener, graumelierter Mann in Sakko und mit Krawatte. Er hieß Ziccone. Von Beruf Pförtner. Etwas parfümiert und schmierig, mit der heiseren Stimme von jemandem, der große Mengen Koks schnupft. Er und Bufalo kannten sich sehr gut. Ziccone nahm auf dem Pferderennplatz Wetten an und konnte bei Bedarf kleine Finanzierungsgesellschaften aufstellen. An ihn wandte man sich, wenn man kurzfristig Geld anlegen wollte oder etwas Ungewöhnliches brauchte. Zum Beispiel ein Lokal, das sich als Waffenlager eignete. Im Keller des Ministeriums.
    Ziccone ging voraus, durch eine kleine Tür, auf der Halbwüchsige ihre Masturbationspraktiken verewigt hatten, und sie gelangten in den Raum unter der Treppe. Hier hauste, wie Ziccone sagte, der stellvertretende Pförtner. Ein unauffälliger Knirps mit einfältigem Blick, dem sie sechshunderttausend pro Monat zustecken mussten, damit er die Ladung bewachte. Der Knirps hieß Brugli, wie er mit einem wehleidigen Schniefen sagte, drückte Libanese zwei Schlüsselbunde in die Hand und zeigte ihm, wie die Schlösser funktionierten und wie man am einfachsten ins Freie gelangte. Unliebsame Überraschungen waren so gut wie ausgeschlossen. Dieser Gebäudeteil wurde seit Jahren nicht mehr genutzt. Und trotzdem, stellte Libanese fest, leisteten sie sich dafür einen Pförtner.
    – Hier war einmal ein Durchgang ins Geheimsekretariat des Ministers, erklärte Ziccone, später ist er zugemauert worden, aber niemand hat es bemerkt und deshalb ist Brugli noch immer im Amt.
    Sie fuhren im Auto zurück und sangen ein Loblied auf die heilige Bürokratie, die es ihnen ermöglichte, unter dem wohlwollenden Blick des Staates ihre Geschäfte abzuwickeln. Ziccone bekam als Belohnung zwei Gramm Koks, die er sich sofort reinzog. So gierig, dass sogar Bufalo ihm zur Mäßigkeit riet. Dann setzte Libanese die beiden in einer Spielhölle an der Via Aurelia ab und machte sich
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