Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rolf Torring 130 - Der unsichtbare Gast

Rolf Torring 130 - Der unsichtbare Gast

Titel: Rolf Torring 130 - Der unsichtbare Gast
Autoren: Hans Warren
Vom Netzwerk:
hätte verursachen können.  
      Eine Weile war alles wieder still. Da — da war das Geräusch wieder! Mir kam es vor, als wenn jemand eine Schranktür geöffnet hätte. Ich wollte gerade meine Taschenlampe aufflammen lassen, als ich selber von einem hellen Schein geblendet wurde. Der Schein kam von dem großen Schrank aus rohem Holz, der n die Hüttenwand eingebaut war. Die Strahlen drangen aus einer Öffnung oben in dem einen Türflügel heraus. Ich mußte die Augen schließen, weil die Strahlen mich so blendeten.  
      Rolf und ich saßen dem Schrank gegenüber. Als mein Freund die Taschenlampe angeknipst hatte, tat ich dasselbe. Aber unsere Lampen konnten gegen den starken Lichtstrahl, der vom Schrank herkam, nichts ausrichten. So blieb uns nichts anderes übrig, als die Hand über die Augen zu decken.  
      Nach einigen Sekunden sagte eine dumpfe, wie mir schien: verstellte Stimme:  
      „Was wollen Sie in der Hütte, die nicht Ihr Eigentum ist?"  
      „Wir suchen den ,unsichtbaren Gast'," erwiderte Rolf unerschrocken. „Warum verstecken Sie sich denn? Fürchten Sie sich etwa vor uns?"  
      „Ich fürchte mich nicht," erwiderte die Stimme, „aber ich gebe Ihnen einen guten Rat, schleunigst aus der Hütte zu verschwinden. Andernfalls kann ich für nichts einstehen."  
      Jetzt ließ Rolf es drauf ankommen.  
      „Wir verschwinden gern, wenn Sie uns Gelegenheit gegeben haben, Ihre persönliche Bekanntschaft zu machen. Sonst hätten wir ja den weiten Weg vergeblich gemacht. Vielleicht laden Sie uns aber auch ein, noch ein Weilchen zu bleiben, wenn Sie uns erst näher kennen," sagte er. „Wenn man einander sieht, läßt sich viel besser miteinander reden. Treten Sie also ruhig aus dem Schrank heraus!"  
      Pongo war leise aufgestanden und zum Schranke geschlichen. Als er die Schranktür erreichen konnte, riß er sie mit einem Ruck auf. In dem Augenblick erlosch das Licht, das aus dem Schrank kam, im Scheine unserer Lampen aber sahen wir, daß der Schrank — leer war.  
      Das war doch unmöglich! Wir konnten uns doch nicht getäuscht haben!  
      Rolf war aufgestanden, hatte sich im Raume umgeschaut und sagte:  
      „Hans, jetzt sehe ich ganz klar. Der ,unsichtbare Gast' wird es vorziehen, ohne nochmalige Bitte von uns hierher zu kommen, wenn wir sein Geheimnis nicht verraten sollen."  
      Damit zündete er die Petroleumlampe wieder an. Die Schranktür stand noch immer offen. Wir nahmen unsere Plätze wieder ein und warteten.  
     
     
     
     
      4. Kapitel In den Händen des „Schwarzen"  
     
      Bis zum Morgen hatte sich noch nichts ereignet. Rolf löschte die Lampe und zog den Vorhang zurück, so daß das Tageslicht herein fluten konnte.  
      Ich war auf dem Stuhle ein wenig eingenickt und rieb mir noch den Schlaf aus den Augen, als Rolf sagte:  
      „Komm zu dir, Hans! Wir wollen frühstücken! Mal sehen, was wir hier finden. Weißt du, das Warten wird auf die Dauer langweilig. Wir gehen dann und fahren nach New Orleans weiter, um das zu erledigen, was wir dort zu tun haben "  
      Natürlich verfolgte Rolf mit den Worten eine bestimmte Absicht. Er war wie ich der Meinung, daß der „unsichtbare Gast" noch in der Nähe war und hören konnte, was wir sagten.  
      In einem kleinen Schrank fanden wir Lebensmittel. Pongo deckte den Frühstückstisch, und bald darauf ließen wir uns das Essen schmecken.  
      Schon vorher war unser schwarzer Freund noch einmal draußen auf der Lichtung gewesen, um sie gründlich abzusuchen. Er hatte, als er zurückgekommen war, die Eingangstür nicht wieder verriegelt Das sollte uns zum Verhängnis werden!  
      Plötzlich wurde sie von draußen aufgerissen, und der „Schwarze", den wir von der Pirateninsel her kannten, stand im Türrahmen. Ich war so überrascht, daß ich beinahe einen Schrei ausgestoßen hätte; der lange Mantel und die Kapuze des „Unsichtbaren" mit den Augenschlitzen wirkten unheimlich.  
      „Hier bin ich!" sagte die Stimme, die wir schon in der Nacht gehört hatten. „Was wünschen Sie von mir?"  
      Rolf war aufgestanden und lächelte. Dann sagte er sehr höflich und chevaleresk zuvorkommend:  
      „Wir wollten Sie nur einmal hier begrüßen, gnädige Frau, nachdem wir uns verschiedene Male unterwegs getroffen haben. Sie brauchen nicht zu erschrecken, wir wollen Ihnen nichts tun, denn wir wissen ja ungefähr, was für eine Komödie hier gespielt wird."  
      „Nichts wissen Sie," sagte der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher