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Rolf Torring 108 - John Millners Geheimnis

Rolf Torring 108 - John Millners Geheimnis

Titel: Rolf Torring 108 - John Millners Geheimnis
Autoren: Hans Warren
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bereit. Nach einer halben Stunde glaubten wir den Durchbruch wagen zu können. Wir schoben uns vom Ufer fort, aus dem Versteck heraus, ruderten fast lautlos und hielten uns immer dicht am Uferrand.  
      Als wir dem Dorfe gegenüber waren, sahen wir an unserem Ufer das leere Eingeborenenkanu, das die Wachablösung benutzt hatte. Von der Ablösung sahen wir nichts.  
      Hinter dem Dorfe begannen wir flotter zu rudern. Bald sahen wir nur noch aus weiter Ferne einen schwachen Feuerschein, bis auch der letzte Schimmer nach einer neuen Flussbiegung unseren Blicken entschwand.  
      Hörbar seufzte Kapitän Hoffmann erleichtert auf. Er wollte wieder mit zu rudern beginnen, aber Rolf bat ihn, lieber das Wasser genau zu beobachten, damit wir in der Dunkelheit nicht auf ein im Fluß schlafendes Krokodil aufliefen, das das leichte Fahrzeug ohne große Anstrengung umwerfen konnte, wenn es sich um ein ausgewachsenes Exemplar handelte.  
      Pongo war noch nicht wieder zu uns gestoßen. Plötzlich hörten Rolf und ich gleichzeitig hinter uns ganz leise Ruderschläge.  
      „Wir werden verfolgt," raunte Rolf mir zu.  
      Wir ruderten unser Kanu nach rechts ans Ufer. Plötzlich lachte Rolf ganz leise auf:  
      „Der Mann hinter uns tut uns nichts! Das ist Pongo, der in dem Kanu der Eingeborenen hinter uns herkommt!"  
      So war es auch. Pongo lag gleich darauf neben uns.  
      „Pongo noch zwei Gefangene bringen!" flüsterte er. „Feinde sich wundern, wo Männer geblieben."  
      Wir fuhren wieder in die Flussmitte hinein. Pongo blieb in seinem kleinen Kanu hinter uns. Um möglichst viel Abstand vom Dorfe der Dajaks zu gewinnen, wollten wir die Nacht hindurch rudern.  
      Nach einer Stunde überholte Pongo uns mit raschen Ruderschlägen.  
      „Pongo besser Gefahren erkennen als Kapitän," rief er uns zu. „Keine Feinde hinter uns. Massers brauchen jetzt keine Rückendeckung!" Das Wort hatte er von uns gelernt. "Kapitän mitrudern, dann schneller vorwärtskommen."  
      Schon hatte sich Pongo an die Spitze gesetzt Hoffmann ergriff sein Paddel, um hinter uns nicht zurückzustehen. Zu dritt mußten wir uns anstrengen, mit Pongo mitzukommen.  
      Ohne Unterbrechung ruderten wir bis in den Morgen hinein. Nur hin und wieder ruhte sich einer von uns zehn Minuten aus. Dann mußten wir aber dem unermüdlichen Pongo, der sein allerdings viel leichteres Kanu allein trieb, Bescheid sagen, daß er keinen zu großen Vorsprung vor uns bekam.  
      Endlich winkte Pongo nach dem Ufer zu unserer rechten Seite hinüber. Im dämmrigen Zwielicht erkannten wir schon deutlich die Umrisse steil aufsteigender Felsen, durch die sich der Fluß sein tief eingeschnittenes Bett gegraben hatte.  
      Pongo fand eine kleine Bucht am Fuße eines Felsens, wo das Ufer mit Moos bewachsen war: ein idealer Lagerplatz.  
      Unsere Gefangenen, die längst wieder bei Besinnung waren, trug Pongo ans Ufer und befreite sie von den Knebeln. Wir lösten ihnen auch die Fesseln, damit sie sich nach der kühlen Nacht, von der wir durch die Anstrengung des Ruderns nichts gespürt hatten, durch Umherlaufen erwärmen konnten, gebrauchten aber die Vorsicht, immer nur einen freizumachen, den Pongo bewachte, indem er in geringem Abstand neben jedem ging. Bei der Gelegenheit gaben wir ihnen auch zu essen.  
      Da wir die Verfolger weit hinter uns wußten, konnten wir getrost ein Feuer anmachen, um uns heißen Tee zu bereiten. Das Frühstück schmeckte uns ausgezeichnet.  
     
     
     
     
      3. Kapitel Im Reiche der Affen  
     
      Der letzte der gefangenen Malayen drängte sich während seines Morgenspaziergangs an Rolf heran und sagte in schauderhaftem Englisch leise zu ihm:  
      „Tuan, hier nicht gut, hier viel Geister! Weiterfahren und arme Dajaks freilassen. Wir nichts getan haben!"  
      Rolf fragte, was er für Geister meine, und erfuhr, daß hier das Reich der „behaarten Gottheit" beginne. Da hatten wir also gleich eine Mitteilung über den Gott, von dem uns Millner erzählt hatte. Rolf fragte weiter. So geschickt er sich aber auch bemühte, aus dem Eingeborenen noch etwas herauszuholen — der Dajak schwieg. Schließlich bat er noch einmal, ihn und seine Brüder von hier fortzubringen.  
      Mein Freund wandte sich lachend an mich: „Mit dem ,behaarten Gott' kann nur ein großer Affe gemeint sein, ein Orang-Utan vielleicht, ein Meias. (Meias wird der Orang-Utan auf Borneo genannt.) Aber die Dajaks müßten solche Affen doch kennen"
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