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Rolf Torring 108 - John Millners Geheimnis

Rolf Torring 108 - John Millners Geheimnis

Titel: Rolf Torring 108 - John Millners Geheimnis
Autoren: Hans Warren
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jeder fremde und vor allem unerwartete Besuch ein Ereignis. Das muß man sich einmal ganz klar machen, um zu ermessen, was unsere Landung hier am Ufer des Barito bedeutete. So war es kein Wunder, daß der Weiße gleich auf uns zukam, als wir uns zu ihm umdrehten, und uns ein herzliches Willkommen bot.  
      »Wir freuen uns immer mächtig, wenn jemand hier landet. Ich heiße John Millner."  
      Rolf stellte sich und uns vor. Als der Mann unsere Namen hörte, die auch in dieser Einsamkeit nicht unbekannt geblieben waren, glitt ein freudiger Zug über das Gesicht des Hünen. Er drückte uns gleich noch einmal die Hände und sagte:  
      „Das freut mich aber, Sie hier bei mir zu sehen, ausgerechnet die Herren Torring und Warren mit ihrem Pongo. Hier, das ist meine Besitzung! Sie dürfen es mir unter keinen Umständen abschlagen, meine Gäste zu sein."  
      „Wir wollten Sie bitten, hier über Nacht bleiben zu können, Herr Millner," ergriff Rolf auch in unserem Namen mit das Wort. »Ihre Einladung nehmen wir dankend an. Können wir unser Kanu hier ohne Aufsicht liegen lassen? Es ist viel Proviant darin und unser sonstiges Eigentum."  
      „Das können Sie, meine Herren. Ich werde außerdem einen zuverlässigen Malayen beauftragen, das Boot zu bewachen. Ihre Gewehre nehmen Sie aber bitte mit; die werden hier stets gesucht und auch — ,gefunden'."  
      Wir befolgten seinen Rat. Millner führte uns über einen kleinen Platz, der von niedrigen Lagerschuppen begrenzt wurde, auf seinen Bungalow zu, den er allein bewohnte. Er erzählte uns, daß sein Kompagnon zur Zeit verreist sei, um neue Arbeiter anzuwerben, und daß er sich gerade deshalb doppelt freue, daß wir gerade jetzt hier eingetroffen seien.  
      Ehe es dunkel wurde, zeigte er uns noch die Faktorei. Außer vier langen Schuppen, in denen der gewonnene Rohgummi lagerte, gab es eine Anzahl Baracken, in denen die Eingeborenen schliefen. Ein zweiter Bungalow war am Ende der Niederlassung errichtet. Hier wohnte Henriksen, Millners Kompagnon, ein Schwede, mit dem sich Millner nicht so gut zu stehen schien, wie es Teilhaber eigentlich sollten. Auch eine große Kantine besichtigten wir, in der eine rundliche weiße Frau mit dem Spitznamen »Fräulein Spatz" das Regiment führte. Sie hieß Sperling und war Deutsche von Geburt. Auch Millner war Deutscher, er hatte sie hierher zur Leitung der Kantine mitgenommen.  
      Sie begrüßte uns als Landsleute sehr herzlich und versprach sofort zum Abend ein typisch deutsches Gericht zu kochen. Das nahmen wir dankend an.  
      Als wir später mit Millner bei einem Glase Wein auf der Veranda seines Bungalows saßen und ihm unsere letzten Erlebnisse erzählten, staunte er immer wieder Pongo an und befühlte schließlich dessen Muskeln, was der Riese mit breitem Lächeln geschehenen ließ.  
      „Ja," sagte Millner und seufzte humorvoll, „solchen Kompagnon möchte ich hier haben! Dann hätten die Arbeiter mehr Respekt vor uns. Sie glauben gar nicht, wie oft es bei uns zu kleinen ,Palastrevolutionen' kommt, hauptsächlich, wenn ich mal die Faktorei verlassen muß und Henriksen allein zurückbleibt. Er ist absolut keine Autorität; ich kann ihn kaum mehr allein hier lassen."  
      „Sie scheinen Sorgen zu haben, Herr Millner?' fragte Rolf. „Können Sie sich auf Ihren Kompagnon so wenig verlassen?"  
      „Große Sorgen habe ich, aber nicht der Niederlassung wegen, die im Grunde für mich nur eine Nebenbeschäftigung darstellt. Zu Ihnen habe ich Vertrauen, Ihnen kann ich davon sprechen! Vielleicht können Sie mir sogar einen Rat geben. Es handelt sich um —"  
      Millner schwieg plötzlich.  
      „Machen Sie es nicht gar so spannend!" lachte ich. Aber Millner blieb sehr ernst, als er fortfuhr:  
      „Es handelt sich um ein Geheimnis, das nur ich allein kenne, aber leider nicht ergründen kann. Deshalb wurmt es mich, daß ich so selten von hier fortkomme und alle Geschäftsreisen meinem Kompagnon überlassen muß. Ich kann dem Geheimnis von hier aus nicht nachspüren, obwohl ich die größte Lust dazu hätte, es zu ergründen."  
      „Ich verstehe Sie da anscheinend nicht recht, Herr Millner," meinte ich. „Sie sagten eben noch, daß Sie die Tätigkeit auf der Niederlassung hier nur als eine ,Nebenbeschäftigung' betrachteten und viel lieber Ihrem Geheimnis auf die Spur kommen würden. Wenn das so ist, kann es Ihnen ja im Grunde gleichgültig sein, ob hier alles so in Ordnung geht, wie es gehen
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