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Rolf Torring 098 - Indische Märchen

Rolf Torring 098 - Indische Märchen

Titel: Rolf Torring 098 - Indische Märchen
Autoren: Hans Warren
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können. Inder schlechtem Manne kleine Flasche geben und viel Geld bekommen. Schlechter Mann zurückkehren, jetzt auf seinem Zimmer sein."  
      Pongos kurze Erzählung war ein kleiner Roman, den wir sofort richtig deuteten, da wir die Hintergründe kannten. James hatte von dem Inder eine Flasche eines langsam lähmenden Giftes gekauft, das er — wohl schon in den nächsten Tagen — seinem Vetter beibringen wollte.  
      Wir beschlossen, den Inder in seiner Waldhütte zu besuchen; vielleicht konnten wir von ihm Näheres erfahren.  
      „Massers vorsichtig sein, dort Schlangen und Skorpione," warnte uns Pongo. „Inder in Hütte ein Tier haben, das Pongo nicht sehen."  
      „Du mußt mitkommen, Pongo, damit wir die Hütte rasch finden," sagte Rolf.  
      „Pongo gut aufpassen werden," versicherte unser schwarzer Freund.  
      Einzeln, um nicht aufzufallen, verließen wir das Hotel.  
      Maha hatten wir bei unserer Flucht aus dem „Märchenschloß" leider nicht mitnehmen können. Jetzt hätte er uns gute Dienste leisten können.  
      Wir folgten Pongo, der in einiger Entfernung vor uns herging. Erst als der Wald uns vor fremden Blicken schützte, setzten wir gemeinsam den Weg fort. Pongo, in der Hand den Dolch, den ihm der Fürst in Nampa als Andenken geschenkt hatte, ging etwas voraus (siehe Band 95: „Nepal, das Wunderland").  
      Pongo hielt die Vorsicht, den Dolch griffbereit in der Hand zu haben, für unerläßlich, denn im dichten Dschungel konnte man von den Bäumen herabhängende Schlangen für Lianen halten. Mehrmals mußte Pongo mit dem Dolche Schlangen den Kopf vom Rumpfe trennen, damit sie uns nicht belästigten. Unser schwarzer Freund mit seinen scharfen, urwaldgewohnten Augen übersah keine Gefahr, die uns Nachfolgenden drohen könnte.  
      Wir mußten uns beeilen, denn die Nacht würde bald einsetzen. Und ein Spaziergang durch einen Wald, in dem es so viel Schlangen gab, war kein Vergnügen.  
      „Wie weit ist der Weg noch?" fragte Rolf den schwarzen Riesen.  
      „Gleich da sein!" gab Pongo zurück. „Massers zurück im Dunkeln gehen müssen, Pongo dann noch besser aufpassen."  
      Er hatte also sofort erraten, weshalb Rolf die Frage stellte.  
      Nach zehn Minuten blieb Pongo plötzlich stehen und deutete auf ein dichtes Gebüsch.  
      „Dort Hütte, Massers!" sagte er. „Pongo draußen aufpassen. Massers vorsichtig sein müssen. Tier in Hütte, das Pongo nicht gesehen."  
      Rolf hatte schon die dichten Zweige des Gebüsches beiseite geschoben und sah hindurch, dann zwängte er sich vorwärts und war unseren Blicken entschwunden. Ich folgte ihm als erster. Hinter dem Gebüsch lag am Rande eines kleinen Baches die alte Hütte.  
      Rolf betrachtete sie kritisch und schritt entschlossen auf die Tür zu. Balling und ich eilten an seine Seite. Rolf hatte die Tür erreicht und klopfte laut, gleichzeitig rief er „ Hallo!"  
      Ein paar Sekunden blieb alles still, dann hörten wir einen leisen Schritt, im nächsten Augenblick wurde die Tür weit aufgerissen.  
      Im Türrahmen stand ein alter Inder, der sich tief vor uns verneigte.  
     
     
     
     
      4. Kapitel  
      Ein indischer Giftmischer  
     
      „Wollen die Sahibs bei mir rasten, weil sie sich im Walde verirrt haben?" fragte der Alte harmlos.  
      Rolf erzählte, daß wir einen falschen Weg eingeschlagen hätten und nicht wüßten, wo wir uns befänden.  
      „Wollen die Sahibs in meiner Hütte einen frischen Trunk nehmen? Die Nacht bricht bald herein. E s ist gefährlich, nachts durch den Wald nach Manipur zu gehen."  
      Der Inder trat etwas zur Seite und lud uns durch eine Handbewegung ein, einzutreten. Rolf zögerte keinen Augenblick. Wir folgten ihm. Wir erkannten einen winzigen, düsteren Raum, der durch das kleine Fenster kaum Licht erhielt.  
      Als sich meine Augen an die Dämmerung gewöhnt hatten, sah ich mich neugierig im Raume um. Mir fiel Pongos Warnung ein, daß ein Tier in der Hütte wäre, das er nicht gesehen hatte.  
      Die Hütte mußte einen Nebenraum haben, wo sich das Tier aufhielt. Ich bemerkte auch kein Lager des Inders. Der Raum war eher als Arbeitsraum zu bezeichnen. Aus den umherstehenden Gläsern und Töpfen konnten wir leicht erraten, um welche Art von Arbeit es sich bei dem Inder handelte.  
      Alles sah nach einer „Hexenküche", nach einer Giftmischerei aus.  
      Wir hatten auf einfachen Holzschemeln Platz genommen. Der Inder brachte uns einen
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