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Rolf Torring 098 - Indische Märchen

Rolf Torring 098 - Indische Märchen

Titel: Rolf Torring 098 - Indische Märchen
Autoren: Hans Warren
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unternehmen; wir waren in so viel Dschungeln gewesen, daß uns das Dschungel von Manipur sicher nichts Neues bieten konnte. Als aber der Professor jetzt auch mich bat, morgen nach dem Mittagessen meinen Freund zu begleiten, fühlte ich, daß uns der Professor auf etwas aufmerksam machte, das er nicht mit Worten nennen wollte. Uns war schon einmal auf unseren Streifzügen durch Indien etwas Ähnliches widerfahren, als uns Oberst Hendrick Bustie riet, ein Flußtal aufzusuchen, angeblich, um dort einen Käfer zu sehen. Wir waren in das Tal gegangen, hatten zwar den Käfer nicht gefunden, dafür aber etwas ganz anderes. (Siehe Band 88: „Der Lanzenreiter".)  
      So ähnlich schien es auch hier zu sein. Der Professor hatte uns von einem Wunder erzählt, über das er sich nicht näher auslassen wollte — jetzt forderte er uns auf, eine Lichtung im Dschungel zu besuchen, angeblich, weil sie reich an landschaftlichen Schönheiten und an Insekten war. Hier steckte wohl doch eine bestimmte Absicht dahinter. Ich tat — wie Rolf — ziemlich gleichgültig, sagte aber zu, den Ausflug zusammen mit Rolf zu unternehmen.  
      „Vielleicht wäre es das einfachste, Herr Professor, wenn Sie uns zu der Lichtung führen würden," meinte Rolf.  
      Professor Reuter erschrak sichtlich.  
      „Nein, nein, Herr Torring," sagte er ziemlich hastig. „Ich bin morgen mit ein paar Herren verabredet und habe leider keine Zeit. Am Abend bin ich jedoch wieder hier, da können Sie mir erzählen, wie Ihnen der Ausflug gefallen hat."  
      Ich wurde mit einem Male argwöhnisch gegen den Professor, obwohl er ein Landsmann war. Konnte es nicht möglich sein, daß er mit den vielen heimlichen Feinden, die wir hatten, im Bunde war und uns auf der Lichtung eine Falle stellen wollte? Was wußten wir schon von ihm? Daß er im englischen Club verkehrte, besagte nicht viel.  
      Aber ich verwarf den Gedanken sofort. Professor Reuter machte einen viel zu gutmütigen Eindruck, als daß ich ihm eine Hinterlist zutrauen wollte. Seine Züge umspielte sogar eine gewisse Schwermut. Solche Menschen können nicht boshaft sein.  
      Als wir uns später von ihm verabschiedeten, wiederholte er seinen Vorschlag, und als Rolf ihm versprach, daß er sich darauf verlassen könnte, daß wir den Ausflug unternehmen würden, zog er befriedigt von dannen.  
      „Wollen Sie wirklich um die Mittagszeit den Teich aufsuchen, meine Herren?" fragte Balling. „Das halte ich für — entschuldigen Sie — verrückt."  
      Er schien sich über die Art des Professors geärgert zu haben.  
      „Wir machen den Ausflug unter allen Umständen, Herr Balling," sagte Rolf. „Ich hoffe immer noch, daß Sie uns begleiten."  
      „Freiwillig bestimmt nicht!" brummte Balling.  
      „Soll ich Sie dazu zwingen, Herr Balling?" lächelte Rolf. „Ich habe ein kleines Zauberwort. Dann kommen Sie sogar ohne meine Bitte mit."  
      „Heraus mit dem Zauberwort!" lachte Balling. „Da bin ich gespannt."  
      „Es sind drei Wörtchen: Ein neues Abenteuer!"  
      Balling schaute Rolf von der Seite an, er wollte sich wohl überzeugen, ob Rolf im Ernst oder im Scherz sprach. Rolf blieb todernst. Da sagte Balling:  
      „Sie bringen die Geschichte des Professors mit dem Ausflug in Verbindung? Er will uns nach dem Teich locken, ohne etwas Bestimmtes zu sagen?"  
      Rolf nickte:  
      „Noch weiß ich auch nicht, worum es sich handelt, ich vermute aber, daß es ein Geheimnis aufzuklären gilt."  
      „Da bin ich mit von der Partie." Balling verzog sein Gesicht wieder zu dem bei ihm üblichen Lächeln.  
      Wir gingen in unser Hotel und begaben uns in das von Rolf und mir gemeinsam bewohnte Zimmer. Rolf meinte, es würde besser sein, Pongo und Maha nicht mitzunehmen, aber Pongo Bescheid zu sagen, wohin wir gehen würden.  
      Balling war schon auf dem Heimweg wie elektrisiert. Am liebsten wäre er gleich mitten in der Nacht aufgebrochen. Rolf mußte ihn fast gewaltsam daran hindern.  
      Am nächsten Morgen unterrichteten wir Pongo, der unsere Absicht sofort verstand.  
      „Wenn Massers nicht bis zum Abend zurück, Pongo mit Professor zu Lichtung kommen. Pongo Massers finden werden."  
      Auf Pongos Worte konnten wir Häuser bauen.  
      Kurz nach dem Mittagessen brachen wir auf. Wir hatten nur die Pistolen und etwas Proviant mitgenommen.  
      Nach einer Wanderung von zwei Stunden erreichten wir das fast undurchdringliche Dschungelgebiet. Wir fanden den
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