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Rolf Torring 098 - Indische Märchen

Rolf Torring 098 - Indische Märchen

Titel: Rolf Torring 098 - Indische Märchen
Autoren: Hans Warren
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scheinen sich alle bunten Tropenblumen und Blüten ein Stelldichein zu geben. Er macht einen gepflegten Eindruck und scheint zu einem großen Besitztum zu gehören. Vielleicht ist es unrecht, wenn wir eindringen. Wir kennen den Besitzer nicht und wissen nichts von ihm. Alles, was uns bekannt ist, ist die Tatsache, daß ein junges Mädchen im Teiche gebadet hat."  
      „Sie vergessen die verschiebbaren Buschwände," warf Balling ein.  
      „Vielleicht nur die Laune eines reichen Mannes oder einer reichen Frau. Am liebsten möchte ich umkehren, aber eine innere Stimme sagt mir, es nicht zu tun."  
      „Also über die Mauer" lächelte Balling in seiner verlegenen Art, die oft so gar nicht zu dem paßte, was er sagte und tat. „Wir können uns ja immer schon für später eine Ausrede zurechtlegen, falls wir entdeckt werden."  
      „Pongo muß zurückbleiben," entschied Rolf. „Wir brauchen eine Rückendeckung. Du wartest auf uns, Pongo. Wenn wir in zwei Stunden nicht zurück sein sollten und du keine Nachricht von uns erhalten hast, suchst du uns"  
      „Pongo aufpassen, dann Massers suchen." Der schwarze Riese nickte.  
      Nacheinander ließen wir uns von Pongo auf die Mauer heben. Als ich oben stand, war Rolf schon in den Garten hinab gesprungen. Ehe ich ihm nachsprang, warf ich einen Blick auf den herrlichen Garten. Ein solches Besitztum konnte nur einem sehr vermögenden Manne gehören, wahrscheinlich einem Fürsten. Wenn wir hier überrascht würden, nützte uns keine Ausrede. So dachte wohl auch Balling, den Pongo soeben auf die Mauer gehoben hatte.  
      „Herrlich!" flüsterte er mir zu. »Wirklich wie im Märchen!"  
      Wir mußten uns beeilen, von der Mauer herunterzukommen, denn Rolf schritt schon über den seidigen Rasen davon. Wir sprangen von der Mauer hinab und holten mit ein paar Sätzen Rolf ein. Mein Freund deutete nach vorn: da lag, zwischen hohen Bäumen fast verborgen, ein Prachtbau, ein Palast  
      „Wollen wir nicht lieber doch umkehren?" fragte ich Rolf. „Wir haben gar kein Recht, hier einzuschleichen."  
      „Jetzt ist es zu spät, Hans! Laß uns ruhig weitergehen! Vielleicht entdecken wir das Geheimnis des Teiches."  
      Wir durchschritten den gepflegten, parkähnlichen Garten dem Gebäude entgegen. Um nicht gesehen zu werden, drückten wir uns an den hohen, seltenen Tropengewächsen entlang und benutzten jede sich bietende Deckung.  
      Bald waren wir nur noch wenige Meter vom Palaste entfernt, ohne einen Menschen gesehen zu haben. Wahrscheinlich schliefen jetzt in der Nacht alle. Immerhin konnte eine Wache ausgestellt sein, da der Palast so einsam lag.  
      Ziemlich lange beobachteten wir das Haus. Nichts regte sich in ihm. Mir kam alles wie verwunschen vor. Leider war die Ruhe eine Täuschung, wie wir bald erleben sollten.  
     
     
     
     
      2. Kapitel  
      Ein eigenartiger Maharadscha  
     
      Rolf schlich weiter und erreichte eine kleine Tür, die zu unserer Verwunderung unverschlossen war. Mein Freund winkte uns, ihm zu folgen.  
      Nachdem Rolf die Tür aufgezogen hatte, ließ er den Strahl seiner Taschenlampe in das Haus fallen. Ein kleiner, kostbar eingerichteter Raum lag vor uns, der als eine Art Diele gedacht war. Wieder wollte ich Rolf bitten umzukehren, aber er betrat den Raum schon und schritt auf eine dem Eingang gegenüberliegende Tür zu.  
      Wir folgten ihm. Das war unvorsichtig. Balling und ich gingen nebeneinander. Als Rolf die Tür fast erreicht hatte und schon die Hand nach der Klinke ausstreckte, sank der Boden unter uns. Wir stürzten in einen tiefen Keller.  
      Zu unserem Erstaunen fielen wir sehr weich, so daß wir nicht den geringsten Schaden nahmen. Unter uns lagen dicke Polster. Ich blickte nach oben, wo Rolfs Taschenlampe noch lag, die ihm entfallen war: der Raum maß mindestens vier Meter, wenn er nicht noch höher war.  
      Langsam schloß sich die Geheimklappe über uns. Wir saßen im Dunkeln auf den Matratzen. Ich wollte meine Taschenlampe anknipsen und sagte Rolf dieserhalb Bescheid. Er meinte, ich sollte es nicht tun. Am besten wäre es überhaupt, wenn wir kein Wort redeten.  
      Lange Zeit verging, ich schätzte mindestens eine Stunde. Da hielt ich es nicht länger aus und ließ die Taschenlampe aufflammen. In ihrem Scheine suchten wir unser Gefängnis genau ab.  
      Außer der Fallklappe an der Decke hatte der Raum keinen anderen Ausgang. Die Klappe konnten wir nicht erreichen. Wir hätten zwar
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