Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rolf Torring 098 - Indische Märchen

Rolf Torring 098 - Indische Märchen

Titel: Rolf Torring 098 - Indische Märchen
Autoren: Hans Warren
Vom Netzwerk:
verlange — was ist dann zu tun? Gibt es ein Gegenmittel?"  
      „Ja, Sahib, aber das Mittel ist schwer zu erhalten. Ich besitze es, aber ich kann es dir nicht geben, da ich es selbst gelegentlich brauche. Wenn es Euch recht ist, suche ich die seltenen Pflanzen und bereite Euch das Mittel. Ihr müßt es aber gut bezahlen."  
      „Schön, Alter," meinte Rolf. „Ich werde so lange warten. Wann kann ich das Mittel bei dir abholen?"  
      „Ich muß weit laufen, um die Pflanzen zu finden, sie wachsen nicht hier. Drei Wochen können vergehen, bis ich sie finde."  
      „Gib mir das Mittel, das du hier hast, und fertige dir die Essenz neu an."  
      „Das kann ich nicht tun, Sahib, ich muß es Euch neu anfertigen."  
      „Und wie wird das Gegenmittel gegeben, Alter?"  
      „Man schüttet sechs Tropfen auf das Essen. Wenn der Mann es gegessen hat, schläft er sanft ein. Nach dem Erwachen ist sein Kopf klar."  
      Ich schaute Rolf verstohlen an. Wochenlang konnten wir nicht auf das Gegenmittel warten. Dann konnte es für Lord Henry schon zu spät sein.  
      Balling hatte gleich mir bisher schweigend dem Gespräch zugehört. Jetzt schien er die Geduld zu verlieren.  
      „Nun werde ich dich mal etwas fragen, Alter. Ich meine, du besitzt das Gegenmittel gar nicht und kannst es auch nicht anfertigen. Du willst nur einen Haufen Geld haben, gibst uns ein unschädliches Mittel und verschwindest aus der Gegend. Ich kenne das Gegenmittel. Zeig mir die Flasche, wenn du es fertig hier hast. Ich erkenne an der Farbe und am Geruch, ob es das richtige Mittel ist. Wenn es stimmt, erhältst du einen hohen Vorschuß, damit dir das Suchen leichter fällt."  
      Der alte Inder hatte Balling zunächst ärgerlich von der Seite angesehen. Als unser Reisebegleiter von Vorschuß sprach, erhellten sich die Züge des Hüttenbewohners. Er ging zum Herd, suchte und brachte eine Flasche, die er vor Balling gegen das Licht hielt.  
      „Du wirst sofort erkennen, Sahib, daß ich die Wahrheit gesagt habe. Hier ist das Gegenmittel."  
      Balling griff schnell zu und hatte in einer Sekunde dem Alten die Flasche entwunden.  
      Der Inder stand wie erstarrt, dann wollte er sich auf Balling stürzen. Der aber hatte schon die Pistole gezogen, ließ sie den kleinen Salto schlagen und hielt die Mündung auf die Stirn des Inders gerichtet. (Über Ballings Schießkunst und seine Art zu schießen, siehe Band 97: „Gefährliche Feinde'.)  
      „Wenn du uns das Gegenmittel nicht sofort geben willst, alter Freund," lächelte Balling, „nehmen wir es uns einfach. Du sollst nicht um die Bezahlung dafür kommen. Das Geld erhältst du. Aber ich gebe dir einen Rat: verschwinde möglichst schnell aus der Gegend. Sonst könnte es sein, daß die Polizei eines Tages hier aufkreuzt."  
      Da inzwischen die Nacht hereingebrochen war, holte ich die Taschenlampe hervor und schaltete sie ein. Rolf hatte unwillkürlich dasselbe getan.  
      Der Inder war verschwunden. Wahrscheinlich war er in den Nebenraum gegangen, zu dem eine kleine Tür führte, die offenstand.  
      „Pistolen heraus!" rief Rolf mir zu.  
      Gespannt blickten wir auf die offene Tür. Das wäre fast unser Verhängnis geworden. Wenn ich nicht zufällig den Schein meiner Lampe einmal kurz im Raume hin und her bewegt hätte, würden wir den — schwarzen Panther, der lautlos erschienen war, kaum bemerkt haben. Er war nur zweieinhalb Meter von mir entfernt. Der Schein meiner Lampe, der ihm gerade in die Augen gefallen war, schien ihn etwas geblendet zu haben, denn er schloß die Augen für Sekunden dabei krümmte er sich zusammen.  
      Gleich würde er springen, aber wir hatten kaum Platz, ihm auszuweichen,  
      Ich hob rasch die Pistole. Als der Panther die Augen wieder öffnete, drückte ich ab, einmal, zweimal. Fast gleichzeitig schoß Balling, der die Gefahr rechtzeitig erkannt hatte.  
      Von vier Kugeln getroffen, sackte der Panther zusammen, als er gerade zum Sprunge ansetzen wollte.  
      Der Hall der Schüsse war noch kaum verklungen, da wurde die Tür aufgerissen, Pongo stürzte herein. Als er den Panther liegen sah, nickte er zufrieden. Er wußte sofort Bescheid und ging auf die offene Tür, die zum Nebenraum führte, zu. Ich leuchtete ihm.  
      Wortlos nahm er mir die Lampe aus der Hand und betrat den Nebenraum, der dem Inder als Schlafgemach zu dienen schien. Der Inder war nicht zu sehen. Wir durchsuchten schnell den kleinen Raum, fanden aber nur
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher