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Rolf Torring 098 - Indische Märchen

Rolf Torring 098 - Indische Märchen

Titel: Rolf Torring 098 - Indische Märchen
Autoren: Hans Warren
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zu überlassen. Er wollte bis übermorgen abend auf uns warten.  
      Später sah Rolf im Hotel die Fremdenbücher durch. Er nannte dem Portier einen Namen und erkundigte sich, ob der Herr schon eingetroffen sei. Er erwarte einen guten Bekannten, sagte er, der Portier möge ihm sofort Bescheid geben, wenn er angekommen sei oder telegrafisch Zimmer bestellt habe.  
      Rolf hatte einen Namen genannt, der ihm gerade eingefallen war, in Wirklichkeit erwarteten wir gar keinen Bekannten. Rolf nahm das nur als Vorwand, die Fremdenbücher durchsehen zu können. Er wolle sich überzeugen, ob sein Bekannter bei einem früheren Besuch im gleichen Hotel Quartier genommen hatte.  
      In unserem Zimmer sagte Rolf zu uns:  
      „James Sullbareck ist schon hier, seit heute früh. Er wohnt uns schräg gegenüber, auf Zimmer 214."  
      „Dann kann der Tanz ja losgehen," lächelte Balling leise.  
      „Der Fall liegt ganz klar," rekapitulierte Rolf. „James Sullbareck möchte selbst gern Herr auf Schloß Sullbareck werden. Das ,Märchenschloß' wird ihn weniger interessieren. Er versucht alles, um Lord Henry aus der Welt zu schaffen. Vielleicht gibt er ihm stets ein indisches Gift ein, das ihn allmählich schwachsinnig werden läßt. Ich nehme an, daß es ein Gegenmittel gibt."  
      „James hat seinem Vetter, wie der Professor erzählte, schon in Schottland nach dem Leben getrachtet. Hier in der Einsamkeit des Dschungels hofft er ihn unauffällig sterben lassen zu können."  
      „Ich bin ganz Ihrer Meinung, Herr Balling. Wir müssen James 'beschatten'. Dazu eignet ich Pongo am besten. Wir werden ihn als Inder verkleiden, damit er kein Aufsehen erregt. James Sullbareck sind wir sicher keine Unbekannten, er wird von unseren Abenteuern gelesen haben und würde Pongo als Neger bestimmt sofort erkennen. Pongo war ja in Zeitungen und Zeitschriften oft genug mit uns abgebildet."  
      „Und wenn sich James gleich nach seiner Ankunft zum ,Märchenschloß' begeben hat, Herr Torring? Wollen wir ihm dann schnellstens folgen?"  
      „Auf jeden Fall! Wir müssen ja erst Beweise gegen ihn sammeln. Das können wir am besten, wenn wir ihn auf frischer Tat ertappen."  
      In dem Augenblick erschien Pongo lautlos im Zimmer.  
      Wir hatten drei durchgehende Zimmer belegt, damit wir nicht erst über den Korridor zu gehen brauchten, wenn wir einander besuchen wollten. Pongo hatte von Rolf die Anweisung erhalten von seiner Zimmertür aus das Zimmer 214 zu beobachten. Er schien etwas bemerkt zu haben, denn er trug ein geheimnisvolles Gesicht zur Schau und flüsterte uns zu:  
      „Massers, Mann aus Zimmer fortgehen. Schlechter Mann — Pongo sich nicht irren."  
      Es war schade, daß wir noch keine Zeit gefunden hatten, Pongo zu verkleiden. Wir einigten uns deshalb darauf, daß Balling, der nicht so bekannt war wie wir, allein ausgehen sollte, um die geeignete Verkleidung für Pongo zu besorgen.  
      Balling machte sich sofort auf den Weg. Auch Rolf verließ das Zimmer, um nachzusehen, ob James Sullbareck aus dem Hotel fortgegangen sei oder sich in den Gesellschaftsräumen im Erdgeschoß oder an der Bar aufhalte.  
      Nach kurzer Zeit schon kam Rolf zurück und berichtete mir, daß James, den er an der Ähnlichkeit mit Lord Henry sofort erkannt habe, auf der Terrasse sitze und offenbar auf jemand warte. Er hatte sich vom Portier das Fremdenbuch bringen lassen'; Rolf war sehr froh, daß er uns mit Decknamen eingetragen hatte.  
      Nach einer guten Stunde kam Balling zurück; er brachte alles mit, was wir brauchten, um Pongo in einen Inder zu verwandeln. Als Pongo nach einer halben Stunde in einen Spiegel schaute, erkannte er sich selber kaum wieder.  
      „Pongo sein jetzt ein ganz anderer," meinte der schwarze Riese grinsend.  
      Wir ließen Pongo beruhigt fortgehen.  
      Balling, der James Sullbareck auch erkannt hatte, berichtete, daß er mit einem Inder auf der Terrasse des Hotels sitze. Rolfs Vermutung, daß er einen Bekannten erwarte, wurde damit bestätigt.  
      Wir konnten nichts weiter unternehmen, sondern mußten Pongos Rückkehr abwarten. Es war schon später Nachmittag, als er plötzlich neben uns im Z imme r stand.  
      „Pongo Erfolg gehabt," berichtete er ungefragt in seiner knappen, präzisen Art. "Schlechter Mann nicht in Palast gehen, sondern in den Wald zu kleiner Hütte, wo Inder wohnt. Schlechter Mann hineingegangen und drinnen lange mit Inder gesprochen. Pongo nichts verstehen
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