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Rolf Torring 078 - Die Macht des Gottes

Rolf Torring 078 - Die Macht des Gottes

Titel: Rolf Torring 078 - Die Macht des Gottes
Autoren: Hans Warren
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geschickt haben, Herr Colonel, herausbekommt und berichten wird. Gibt er Ihnen heute noch Bescheid?"  
      „Er soll hierherkommen," antwortete Cormick. »Lange kann er auf dem Bahnhof nicht bleiben, er braucht ja nur die Beamten in der Gepäckaufbewahrungsstelle zu fragen, ob ihnen etwas Verdächtiges aufgefallen ist. Kommen Sie bitte ins Esszimmer, meine Herren. Ich habe nicht auf der Veranda decken lassen, weil wir da so ungeschützt sein würden. Ich werde außerdem die Vorhänge zuziehen lassen, ehe wir den Raum betreten."  
      Wir warteten einige Minuten, dann gingen wir ins Esszimmer, in dem der Tisch geschmackvoll gedeckt war. Daisy Cormick blickte uns ängstlich an und fragte:  
      „Man hat auf Sie geschossen, meine Herren? Schrecklich! Haben Sie keine Angst?"  
      „Man gewöhnt sich mit der Zeit auch an so was," meinte Rolf lächelnd. „Wir sind nicht das erste Mal in gefährlichen Situationen. Wir dürfen uns durch das Intermezzo nicht stören lassen."  
      Wir nahmen am Tisch Platz und sprachen den vorzüglich bereiteten Speisen kräftig zu. Dabei beachteten wir die englische Tischsitte, die unbeschäftigte Hand nicht auf den Tischrand zu legen, wie es in Deutschland üblich ist, sondern herabhängen zu lassen. Pongo war auf seine Bitten auf seinem Zimmer geblieben und wurde dort bewirtet.  
      Als wir eine halbe Stunde getafelt hatten, meldete ein indischer Diener des Colonels, daß der Kriminalbeamte vom Bahnhof zurückgekehrt sei. Cormick ließ ihn sofort hereinführen. Es handelte sich um einen jüngeren Mann mit sehr klugem Gesicht, der knapp und kurz berichtete, was er in Erfahrung gebracht hatte. Die Beamten im Gepäckraum hatten einen jungen Inder gesehen, der schnell durch ein offenstehendes Fenster verschwand, als die Beamten seine Anwesenheit entdeckten. Einer der Beamten hatte noch gesehen, daß er bei dem Sprung aus dem Fenster fast Leutnant Jerry umgerissen hätte, der gerade vorbeikam. Der Bahnbeamte rief dem Leutnant, der ihm bekannt war, bittend zu, er möchte versuchen, den Inder zu halten. Aber er war zu schnell und zu gewandt und konnte entkommen. Er verlor sich in der Menschenmenge. Der Gepäckraum wurde sofort kontrolliert. Man vermutete, daß es sich um einen Diebstahl oder einen Diebstahlsversuch gehandelt hätte. Der Dieb war wohl zu früh gestört worden.  
      „Erzählte der Bahnbeamte, daß er Leutnant Jerry den Vorfall genau mitgeteilt hätte?" erkundigte sich Rolf. Seine Frage klang gleichgültig, aber ich merkte an seinem Blick, daß er auf die Antwort gespannt war. Als der Detektiv die Frage bejahte, nickte er zufrieden.  
      Der Colonel meinte etwas betroffen:  
      „Das hätte mir Jerry eigentlich melden müssen, als er mich vorhin anrief, um mir die Begegnung Mitchells mit Deslay zu berichten. Vielleicht hat er die Sache für unwichtig erachtet. Er war mehr über das plötzliche Auftauchen Deslays bestürzt. Es ist gut, Combat, besten Dank, ich bin mit Ihnen zufrieden."  
      Der Kriminalbeamte grüßte stramm. Sein Gesicht war freudig bewegt, in unserer Gegenwart ein Lob von seinem Vorgesetzten erhalten zu haben. Er verließ das Zimmer.  
      „Ich kann mir vorstellen, meine Herren," wandte sich der Colonel an uns, „daß Sie Leutnant Jerry noch mehr verdächtigen, nachdem Sie von dem merkwürdigen Zusammentreffen gehört haben. Aber ich finde, daß es nur natürlich ist, daß er den Diebstahlsversuch des jungen Inders über der für ihn viel wichtigeren Tatsache nicht weiter beachtet hat."  
      „Das ist ganz erklärlich," gab Rolf ohne weiteres zu. „Ich wollte durch meine Frage an Combat den Herrn Leutnant nicht verdächtigen."  
      Da mischte sich Daisy Cormick, die gespannt und aufmerksam zugehört hatte, ins Gespräch:  
      „Weißt du, Vater, du nimmst zwar Leutnant Jerry immer in Schutz. Ich habe stets ein unerklärliches Gefühl der Abneigung gegen ihn gehabt. Dem kalten, durch nichts menschlich bewegten Beamten würde ich als Frau jede Schlechtigkeit zutrauen. Er hat so oft einen sonderbaren Ausdruck in seinen Augen. Ich kann das nicht näher beschreiben. Aber mir läuft regelmäßig eine Gänsehaut über den Rücken. Bei keinem anderen Menschen ist mir das bisher aufgefallen. Ich habe in solchen Augenblicken ein geheimes Grauen vor ihm."  
      Unwillkürlich mußte ich leise lächeln, als ich das bestürzte Gesicht des Colonels sah. Sein Wunschtraum einer Heirat seiner Tochter und des Leutnant Jerry war durch die offenen
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