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Rolf Torring 078 - Die Macht des Gottes

Rolf Torring 078 - Die Macht des Gottes

Titel: Rolf Torring 078 - Die Macht des Gottes
Autoren: Hans Warren
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Fenster des Eisenbahnabteils hinaus eingeschossen hatten. Sie waren so klein, daß wir sie in der Hand gut verbergen konnten. Dabei besaßen sie trotz des kleinen Kalibers eine große Durchschlagskraft.  
      Mürrisch wies uns der Pförtner eine Bank an, auf die wir uns setzen konnten. Kopfschüttelnd meinte der brave britische Beamte, indem er einen mißtrauischen Blick auf Maha warf:  
      „Hören Sie, meine Herren, wenn wir auch in Indien sind, Leoparden dürfen Sie nicht in amtliche Gebäude mitbringen."  
      „Das ist kein Leopard, sondern ein Gepard," erklärte Rolf liebenswürdig.  
      „Das ist gleichgültig," brummte der Pförtner, „jedenfalls ist es ein Raubtier. Leutnant Jerry wird wohl Befehl geben, ihn zu erschießen."  
      „Das wird sich der Herr Leutnant noch überlegen!"  
      „Darüber darf ich Fremden keinen Bescheid geben," lautete die abweisende Antwort.  
      Rolf wußte die Menschen zu behandeln. Er zog sein flaches Zigarrenetui und bot dem Pförtner eine der guten Zigarren an, die uns Sir James Cunningham auf die Fahrt mitgegeben hatte.  
      „Rauchen ist wohl gestattet," sagte er dabei liebenswürdig. „Bitte, mein Herr, bedienen Sie sich!"  
      „Die scheinen nicht schlecht zu sein," sagte der Pförtner erstaunt und nahm sich behutsam eine Zigarre heraus. „Aber leider ist das Rauchen hier verboten. Schade, es sind so gute Zigarren, daß man Appetit bekommt, sie gleich zu probieren."  
      „Sehen Sie, so geht es mir im Augenblick auch," sagte Rolf lächelnd. „Gut sind sie ja schon, Sir James Cunningham hat sie uns geschenkt."  
      Der Pförtner fuhr beinahe zusammen, als er den Namen des Residenten hörte.  
      „Sie kennen Sir James?" stotterte er verblüfft. „Aber dann rauchen Sie doch, meine Herren! Soll ich noch einmal bei Leutnant Jerry anfragen, ob er Sie empfangen kann?"  
      „Nein, danke, lassen Sie nur," wehrte Rolf ab, während er sich die Zigarre ansteckte, „wir können warten."  
      Auch ich zündete mir das wunderbare Kraut an. Die Augen des Pförtners wurden ganz verklärt, als er den aromatischen Rauch roch. Dann fragte er respektvoll:  
      „Wo haben die Herren Sir James kennengelernt?'  
      „In Kalkutta," sagte Rolf freundlich. „Er gab uns zu Ehren ein Fest."  
      „Oh, meine Herren," rief der Pförtner bestürzt, „dann werde ich doch den Colonel benachrichtigen, auch wenn es gegen die Vorschrift ist."  
      „Nein, nein, lassen Sie nur," wehrte Rolf ab. „Der Leutnant wird mit seiner wichtigen Arbeit ja mal fertig werden und uns dem Colonel melden. Wir haben Zeit. Aber vielleicht können Sie uns inzwischen etwas über Gaya erzählen. Sir James erwähnte etwas Sonderbares, das hier in letzter Zeit geschehen sein soll."  
      „Das hat Ihnen Sir James erzählt?" rief der Pförtner. Er blickte uns mit offenem Munde an; anscheinend kam ihm jetzt die Erinnerung, daß er unsere Namen schon manchmal gelesen hatte.  
      Plötzlich schlug er sich vor den Kopf, grüßte stramm und sagte:  
      „Verzeihen Sie, meine Herren, daß ich nicht sofort Ihre Namen gekannt habe. Jetzt weiß ich, weshalb Sie hierher gekommen sind. Sicher hat Sie Sir James Cunningham gebeten, dem Geheimniss auf die Spur zu kommen, dem unsere besten Beamten, seit Wochen erfolglos nachspüren. Habe ich recht, wenn ich Ihr Herkommen mit dem Rätselwesen in Verbindung bringe, das schon viele Pilger schwer verletzt, noch mehr zerrissen hat?"  
      „Allerdings," gab Rolf zu, »ich muß Sie aber bitten, nichts darüber verlauten zu lassen. Erzählen Sie uns bitte, was Sie davon wissen!"  
      „Gern," rief der Pförtner eifrig. „Also vor ungefähr sechs Monaten kam die Sache zu Ohren der Polizei. Bei der Verschwiegenheit der Hindus in religiösen Dingen kann man aber annehmen, daß sich die rätselhaften Ereignisse bereits seit längerer Zeit abgespielt haben. Eine unserer Streifen fand zufällig dicht vor der Stadt am Rande eines kleinen Wäldchens, an das sich weite Reisfelder anschließen, die völlig zerrissene Leiche eines Pilgers, der, seiner Kleidung nach zu schließen, sehr wohlhabend gewesen sein muß. Er wurde als Opfer eines verirrten Tigers bezeichnet.  
      Wenige Tage später meldete der Polizeiarzt, Doktor Thomson, daß er einen Inder, einen reichen Pilger, behandele, dessen Gesicht zerfleischt sei. Anscheinend habe ein Tiger einen schweren Prankenschlag gegen den Unglücklichen geführt. Wie der Mann dem Raubtier entkommen
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