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Rolf Torring 078 - Die Macht des Gottes

Rolf Torring 078 - Die Macht des Gottes

Titel: Rolf Torring 078 - Die Macht des Gottes
Autoren: Hans Warren
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Pongos rechtes Handgelenk umklammert. Er wußte sicher, daß er in dem Augenblick erledigt war, wenn es dem schwarzen Riesen gelang, seine Hand mit dem Haimesser freizubekommen.  
      Ebenso mußte Pongo das rechte Handgelenk des Inders festhalten, denn des schwarzen Riesen Gegner hatte einen blitzenden Dolch in der Rechten. Es kam nur darauf an, wessen Kräfte länger aushielten, wer den „besseren Atem hatte", wem es zuerst glückte, die rechte Hand freizubekommen.  
      Die beiden Riesen wälzten sich auf dem Boden hierhin und dorthin. Sie kamen dabei in die Nähe des Busches auf der linken Seite der Lichtung, in dem die seltsame lähmende Kraft verborgen sein mußte.  
      Da geschah etwas Merkwürdiges. Im Gebüsch klang plötzlich ein leiser Ruf auf, als hätte ein Mensch in fassungsloser Freude und in großem Staunen gerufen. Die äußersten Zweige des Busches wurden zur Seite geschoben — ein Inder trat auf die Lichtung.  
      Selten habe ich eine so ehrwürdige, majestätische Erscheinung gesehen wie den alten Inder. Unter einem grünen Turban schaute schneeweißes Haar hervor. Ein langer weißer Bart fiel ihm bis auf die Brust. Die Züge des schmalen Gesichtes hatten einen edlen Ausdruck. In den großen dunklen Augen lag ein unwahrscheinlicher Glanz. All das bestimmte die Würde der Erscheinung.  
      Der alte Inder warf uns einen kurzen Blick zu. Ich fühlte wieder den kalten Schauder, der mir über den Rücken lief — wie in dem Augenblick, als mich die Lähmung befallen hatte. Der ehrwürdige Greis wandte sich den beiden Kämpfenden zu, die seine Anwesenheit noch nicht bemerkt hatten und sich weiter am Boden nach rechts und links wälzten. Da kam Maha angehetzt. Offenbar glaubte er, daß Pongo durch den alten Mann Gefahr drohe, denn mit wütendem Fauchen warf er sich gegen den Greis.  
      Ich bekam einen heftigen Schreck. Wenn Maha den alten Inder niederriß, würden wir vielleicht nie aus dem Zustande der Lähmung erlöst werden. Instinktiv hatte ich gefühlt, daß wir mit dem alten Inder verbunden waren, daß es von ihm abhing, wann und ob wir wieder unsere Glieder gebrauchen konnten.  
      Der Greis machte keinen Versuch, sich gegen den anspringenden Geparden zu verteidigen. Er blickte Maha nur an — da hielt das Tier im Sprunge inne. Wie verlegen starrte er den Greis an und wich langsam zurück, Furcht lag in seinen Zügen. In einiger Entfernung blieb er ruhig stehen.  
      Der Greis betrachtete ihn gar nicht weiter. Er wandte sich den beiden Kämpfenden zu und blickte auf sie nieder. Da wurden ihre Bewegungen langsamer. Es machte den Eindruck, als erstarrten durch eine übernatürliche Kraft ihre Muskeln. Bald lagen sie reglos, in merkwürdig verkrampfter Haltung, einer des andern Handgelenk fest umkrallend. Der alte Inder nickte und schritt auf uns zu.  
      Dicht vor uns blieb er stehen und betrachtete uns forschend. Er nickte, und seine Augen bekamen einen eigenartigen Glanz, der im Lichte des Mondes gespenstisch wirkte.  
      Durch meinen Körper lief das nicht zu beschreibende Rieseln, das ich gefühlt hatte, als ich in die Erstarrung fiel. Mein Blut pulste schneller. Eine warme Welle lief über meinen Rücken — und ich hatte wieder Gewalt über meine Glieder.  
      Zuerst wollte ich es kaum glauben. Vorsichtig hob ich die Arme, wandte den Kopf und sah, daß meine Gefährten das gleiche taten. Da sagte der Inder mit tiefer, wohlklingender Stimme:  
      „Meine Herren, ich mußte Sie zuerst die Macht des Gottes Gaya, meine Macht, fühlen lassen. Ich hielt Sie zunächst für die Urheber der schlimmen Verbrechen, die in letzter Zeit hier verübt worden sind, durch die viele gläubige Pilger ihr Leben einbüßten oder das Augenlicht verloren und gräßlich verstümmelt wurden. Lange habe ich vergebens dem geheimnisvollen Wesen nachgespürt. Heute erst bin ich in diese Gegend gekommen.  
      Ihr schwarzer Gefährte, der mutig den Bären erlegt hat, befindet sich noch in meiner Macht. Mit ihm mein größter Feind, von dem ich jetzt weiß, daß er den Bären zur Menschenverstümmelung abgerichtet hatte, zu dem Zwecke, die reichen Pilger anzugreifen, damit er sie ausrauben konnte.  
      Es ist Garra, der vor mir Anspruch auf die Macht des Gottes hatte, aber durch seinen Lebenswandel als untauglich befunden wurde. Garra hat einen einzigen Ehrgeiz, er strebt nach weltlicher Macht, nach vergänglichem Reichtum. Wir wissen, daß er in Kalkutta Opiumschmuggel betrieben hat. Wir mußten
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