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Rolf Torring 078 - Die Macht des Gottes

Rolf Torring 078 - Die Macht des Gottes

Titel: Rolf Torring 078 - Die Macht des Gottes
Autoren: Hans Warren
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auf ihr Zimmer zu führen, Herr Colonel."  
      Daisy stand noch immer wie erstarrt und blickte auf Jerry. Offenbar ging ihr der Tod des jungen Offiziers, dessen letzter Blick ihr gegolten hatte, doch nahe. Ihre Augen füllten sich langsam mit Tränen. Schluchzend sagte sie:  
      „Ich habe ihn schlecht behandelt. Wenn ich freundlicher zu ihm gewesen wäre, hätte vielleicht alles anders kommen können."  
      „So dürfen Sie nicht denken, gnädiges Fräulein. Wo käme die Menschheit hin, wenn jeder Mann, der unglücklich liebt, zum Verbrecher würde? Ein Mann, der seinen Weg geradeaus geht, kann durch eine unglückliche oder hoffnungslose Liebe in eine vorübergehende Depression kommen, nie kann er auf die schiefe Bahn geraten, auf der sich Leutnant Jerry offenbar sehr wohl gefühlt hat. Er wäre seinem Henker nicht entgangen, wenn er nicht den Freitod vorgezogen hätte. Sie werden das Bild vergessen. Versuchen Sie, bald Schlaf zu finden! Ah, da scheint eine neue Meldung zu kommen."  
      Der indische Diener des Colonels war hastig ins Zimmer getreten. Cormick war schon in sein Arbeitszimmer gegangen, um die nötigen Anweisungen zu geben, daß Jerry abgeholt werden sollte. Rolf fragte den Diener, was vorgefallen sei. Ein Polizist, meldete der Diener, wäre gekommen, der den Herrn Colonel dringend zu sprechen bitte. Es wäre etwas Außergewöhnliches geschehen.  
      „Führen Sie den Beamten ins Arbeitszimmer des Herrn Colonel," sagte Rolf. „Wir bleiben hier."  
      Das tat Rolf offensichtlich im Interesse des jungen Mädchens. Daisy schluchzte heftig. Sie wandte sich nach einer Weile an Rolf und sagte stockend:  
      „Ich gehe auf mein Zimmer, meine Herren. Bleiben Sie ruhig hier. Ich werde es schon überwinden."  
      Sie nickte uns kurz zu und verließ das Zimmer.  
      „Komm, Hans," sagte Rolf. „Da scheint eine Untat geschehen zu sein. Der Colonel wird uns sprechen wollen."  
      Wir wollten das Zimmer gerade verlassen, da trat Cormick ins Zimmer, gefolgt von einem Polizisten.  
      „Gut, daß Daisy nicht mehr hier ist," sagte er sofort. „Meine Herren, ganz in der Nähe, am Ufer des Phalgu, ist wieder ein Pilger überfallen worden. Kommen Sie bitte schnell mit! Man hat ihn auf die nächste Polizeistation gebracht. Vielleicht können wir von ihm etwas erfahren."  
      Wir fragten nicht erst nach Einzelheiten. Wenn der Pilger noch lebte, mußte man die Zeit nutzen, in der der Schreck seine Energie noch lähmte. Hinterher würde er vielleicht zu Aussagen nicht mehr bereit sein. Religiöse Gründe spielten dabei ja immer eine Rolle.  
      Die Polizeiwache befand sich in einer der nächsten Querstraßen. Wir erreichten sie nach wenigen Minuten. Der Wachhabende meldete, daß Doktor Thomson schon eingetroffen sei, um den Verwundeten zu behandeln.  
      Wir betraten einen kleinen Raum. Auf einem schmalen Tisch lag ein Inder, bekleidet mit einem kostbaren weißen Seidengewand. Offenbar handelte es sich wieder um einen reichen Pilger, den das rätselhafte Wesen überfallen hatte.  
      Als der Colonel den Arzt fragte, wie es um den Verwundeten stehe, zuckte Doktor Thomson die Schultern.  
      „Die übliche Sache," sagte er, „das Gesicht ist zerfleischt, die Augen sind zerstört. Es ist fraglich, ob der junge Mensch die Verletzung übersteht. Er kommt gerade zum Bewußtsein."  
      Aus dem dicken Verband, den Doktor Thomson angelegt hatte, kam ein Stöhnen. In gutem Englisch fragte der Verletzte:  
      „Was ist mit mir?"  
      „Sie sind überfallen und verletzt worden," sagte Rolf sofort. „Haben Sie Ihren Angreifer gesehen?"  
      „Es war ein riesiges Wesen, kein Mensch," sagte der Verletzte stockend. „Ein zottiges Fell und blitzende Zähne sah ich. Dann traf mich ein Schlag. Ich glaubte einen Ruf zu hören, ehe ich bewusstlos wurde."  
      Der Inder tastete mit der rechten Hand auf seiner Brust umher und rief erschrocken:  
      „Der Beutel mit den Diamanten ist fort. Mein Vater hatte ihn mir mitgegeben. Ich sollte die Steine dem Gotte Gaya opfern. Zwanzig Diamanten waren es. Auch meine Geldbörse fehlt."  
      „Der Mörder scheint zu wittern, ob seine Opfer große Gaben mitbringen," sagte Cormick erbittert. „Herr Torring, wollen wir die Stelle aufsuchen, wo der Überfall geschah?"  
      „Ja," nickte Rolf, „ich glaube kaum, daß uns der junge Inder noch etwas Wichtiges sagen kann."  
      Der Verletzte stieß einen röchelnden, dumpfen Laut aus. Doktor
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