Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rolf Torring 074 - Der Zauber-Gürtel

Rolf Torring 074 - Der Zauber-Gürtel

Titel: Rolf Torring 074 - Der Zauber-Gürtel
Autoren: Hans Warren
Vom Netzwerk:
vor jedem Schlangenbiß.  
      Wir waren noch zehn Meter von dem Baum entfernt, da erklangen im Halbrund der Lichtung wieder die eigenartigen Vogelrufe, jetzt aber hatten sie einen fast triumphierenden Klang.  
      Wir blieben wie angewurzelt stehen und wandten uns um. Wieder glaubte ich einen Schatten zu bemerken, der sofort verschwand, als wir uns umdrehten.  
      Rolf hatte den Schatten auch bemerkt. Er sagte: „Doch Menschen! Solange sie am Rande der Lichtung bleiben, haben wir von ihnen kaum etwas zu befürchten. Komm weiter!"  
      Wir wandten uns wieder nach vorn. In den wenigen Sekunden, die wir uns umgeblickt hatten, waren zwei Feinde aufgetaucht, die entschieden gefährlicher waren als am Rande der Lichtung versteckte Inder. Jetzt konnte ich mir erklären, was der Grund gewesen war, daß die Signalpfiffe einmal so erschrocken geklungen hatten. Die beiden Dschungelfeinde waren den Indern wohl in diesem Augenblick schon zu Gesicht gekommen.  
      Die triumphierenden Pfiffe aber hatten sie sicher ausgestoßen, weil sie sahen, daß wir verloren waren, ohne daß sie selbst etwas dazu zu tun brauchten, denn nur fünf Meter vor uns hatten sich zwei mächtige gestreifte Körper aus dem Gras im Schatten des Baumriesen erhoben.  
      Sprungbereit standen zwei große Königstiger vor uns. Auch der beste Schuß konnte uns nicht mehr retten. Die Entfernung war zu knapp. Trotzdem erhob ich langsam, um sie nicht durch eine hastige Bewegung zum sofortigen Sprunge zu reizen, meine Büchse. Vielleicht konnte ich nach einem guten Schuß schnell zur Seite ausweichen wenn der Tiger springen würde. Das kurze Gras, auf dem ich noch stand, war für den verzweifelten Plan vorteilhaft.  
      Da rief Rolf plötzlich die beiden Tiger scharf an:  
      „Geht fort!"    
      Gleichzeitig trat er einen Schritt vorwärts und machte mit den Armen eine scheuchende Geste.  
      Ich sah ihn schon verloren und wollte eben schießen, da ließ ich verblüfft die Waffe sinken.  
      Ich hatte ganz vergessen, daß Rolf den Gürtel des alten Priesters trug. Wir hatten zwar das Wunder, daß ein Tiger beim Anblick des Gürtels still im Dickicht verschwand, bereits einmal erlebt, als wir den alten Priester zum Tempel trugen, aber im stillen war ich nicht überzeugt gewesen, daß der Gürtel die Macht über die Tiere der Wildnis haben sollte. Ich hatte das Zürückspringen des Tieres mehr für eine suggestive Kraft, eine Art Hypnose des alten Priesters gehalten. Geweihte großer Sekten haben oft eine starke hypnotische Gabe und wenden sie an, um die Gläubigen von ihrer Macht zu überzeugen.  
      Jetzt erlebte ich das Unglaubliche ein zweites Mal. Der Vorgang war mir unfaßlich. Die beiden Tiger erhoben sich langsam zu ihrer vollen Höhe und schritten, die glühenden Augen fest auf den silbernen Gürtel geheftet, zurück. Als sie aus dem hohen Grase herauskamen, warfen sie sich herum und stürmten in langen Sätzen dem Dickicht zu. Ich blickte ihnen nach, bis sie verschwunden waren.  
      „Das ist ja unglaublich, Rolf! Sollte der alte Gürtel wirklich eine Zauberkraft besitzen?"  
      „Anscheinend doch!" sagte Rolf ernst. „Ich gab für unser Leben selbst keinen Pfifferling mehr. Es war mehr eine Verzweiflungstat, daß ich die Kraft des Gürtels ausprobierte, als ich sah, daß wir uns durch Schüsse nicht mehr hätten retten können. Ja, Hans, Indiens Geheimnisse. Aber komm, wir wollen weiter!"  
      „Hoffentlich gerät Pongo später nicht mit den Feinden und den Tigern zusammen!" warf ich ein.  
      „Die Inder hinter uns werden sich jetzt vor den Tigern in acht zu nehmen haben," sagte Rolf. „Ich glaube deshalb nicht, daß sie uns folgen werden. Pongo werden sie vorüber lassen. Sie können nicht wissen, daß er zu uns gehört. Den Tigern wird Pongo geschickt ausweichen, da habe ich kaum Sorge. Komm schnell, wir wollen weiter! Der Urwald muß bald zu Ende sein. Jagdalpur kann nicht mehr weit entfernt sein."  
      Wir schritten auf den großen Baum zu. Im stillen befürchtete ich doch noch einen Überfall durch die Inder. Wir konnten von hier aus nicht bemerken, ob sie uns nicht längst umzingelt hatten. Dann beruhigte ich mich wieder, indem ich mir sagte, sie würden nicht ohne weiteres zwei Europäer angreifen, mochte Rolf auch den Gürtel tragen, der dem Obersten ihrer Feinde gehört hatte.  
      Aus der Tatsache, daß Rolf den Gürtel trug, konnten sie höchstens entnehmen, daß der alte Magava tot war. Sonst hätte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher