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Rolf Torring 074 - Der Zauber-Gürtel

Rolf Torring 074 - Der Zauber-Gürtel

Titel: Rolf Torring 074 - Der Zauber-Gürtel
Autoren: Hans Warren
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Lichtung sein."  
      „Du hast recht, Hans," sagte Rolf, „aber es drängt mich aus einem unbestimmbaren Gefühl heraus, den neuen Pfad zu gehen. Vielleicht kommen wir dadurch in neue Gefahr. Aber Ghampu hat schon recht: des Menschen Schicksal ist bestimmt, man kann ihm nicht entgehen. Warte hier auf Pongo, oder geh ihm auf dem Pfad zum Fluß entgegen, ich werde einstweilen allein den neuen Weg nach Jagdalpur gehen. Vielleicht ist das sogar besser. Sollte mir wirklich etwas zustoßen, könnt ihr mich dann befreien."  
      Ich mußte herzlich lachen und sagte:  
      „Das meinst du doch nicht ernsthaft, Rolf. Natürlich komme ich mit. Ich kann dir auch helfen, wenn ich gleich mit dabei bin, und Pongo wird uns schon finden, wenn er uns beide befreien muß, falls wir durch deinen Gürtel in Gefangenschaft der Feinde der seltsamen Menschen kommen sollten. Aber so schlimm wird es wohl nicht gleich werden. Die Leute warten ja nicht auf uns."  
      „Ich wußte, daß du gleich mitkommst," lächelte Rolf. „Komm schnell! Wir haben uns durch die lange Rederei nur unnötig aufgehalten. Ich möchte nicht, daß Ghampu uns noch sieht, wenn er den Tempel verläßt."  
      Wir wandten uns dem kleinen Fruchthain zu, neben dem nach Ghampus Angabe der Pfad beginnen sollte, gingen um den Hain herum und stießen bald auf das Dickicht, das sich in einem Streifen vor dem eigentlichen Dschungel hinzog.  
      Bald fanden wir einen gut ausgetretenen, wenn auch schmalen Pfad, der frei von Dornengestrüpp und Schlingpflanzen war, ein Zeichen, daß die Leute, die auf der Urwaldlichtung ihrer Lehre lebten, den Pfad oft benutzten und nach Jagdalpur gingen, wo man sie also genau kennen mußte. Jetzt wunderte es mich noch mehr, daß wir in der Stadt nichts von ihrer Existenz erfahren hatten.  
      Andererseits wunderte ich mich, daß gerade dieser Pfad oft benutzt werden sollte, da Ghampu betont hatte, daß hier Feinde der Sekte umherstreiften. Gerade wollte ich darüber eine Bemerkung machen, da sagte Rolf:  
      „Es wird mit den Feinden unserer neuen Freunde nicht so schlimm sein, wie Ghampu es darstellte. Er ist ein junger Mann, der in dieser Hinsicht vielleicht etwas übertreibt, wenn die Gefahr hier so groß wäre, würde der Pfad weniger begangen, also nicht so frei von Pflanzenhindernissen sein. Vielleicht gibt es noch ein anderes Geheimnis, dem wir nicht auf die Spur kommen sollen. Wir werden ja sehen!"  
      Mit weit ausholenden Schritten ging Rolf mir voraus. Trotz der Eile vergaßen wir die Vorsicht nicht und bemühten uns sogar, möglichst geräuschlos aufzutreten.  
      Bald hatten wir das Dickicht hinter uns und kamen in den Urwald. Der Pfad wurde noch schmaler und verlief in zahlreichen Krümmungen und Windungen um die Urwaldriesen herum.  
      Eine Viertelstunde lang sahen und hörten wir nichts Auffälliges. Meiner Schätzung nach mußten wir schon bald die Hälfte des Weges zurückgelegt haben. Ich begann zu hoffen, daß die Feinde, von denen Ghampu gesprochen hatte, nicht auf demPosten waren.  
      Es mochten wohl auch nicht immer Feindseligkeiten oder gar Überfälle stattgefunden haben, sonst wäre der Pfad nicht so sauber gehalten und würde nicht so häufig benutzt weiden. Plötzlich erklang hinter uns ein eigenartiger, melodischer Pfiff. Ich blickte sofort nach rückwärts, konnte aber nichts entdecken. Im Glauben, daß es sich um einen Vogelruf, den ich nicht kannte, gehandelt hätte, wollte ich weitergehen, aber auch Rolf war stehengeblieben.  
      „Ein Vogelruf?" fragte er. „Das muß ein Mensch gewesen sein. Ich kenne keinen Vogel, der so pfeift."  
      Rolf sprach damit nur aus, was ich selbst eben noch gedacht hatte. Ein unangenehmes Gefühl kroch mir den Rücken hinauf. Wenn es sich nicht um einen Vogelruf handelte, konnte der Pfiff nur von einem der „Feinde" gekommen sein, die Ghampu erwähnt hatte. Oder ob es doch ein Vogel gewesen war, der so gerufen hatte? Warum sollte es im Urwald Indiens nicht Vögel geben, deren Ruf wir noch nicht kannten?  
      Rolf fuhr fort:  
      „Wenn ein Inder den Pfiff ausgestoßen hätte, würde er einen Vogelruf nachgeahmt haben. Einen solchen Pfiff zu wählen, wie wir ihn eben gehört haben, um einander Zeichen zu geben, wäre zu unvorsichtig. Die Gläubigen, die wir verlassen haben, würden bei einem solchen Laut sofort wissen, daß die ,Feinde' in der Nähe sind. Ich komme fast auch zu der Überzeugung, daß es hier Vögel gibt, die uns bisher
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