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Rolf Torring 074 - Der Zauber-Gürtel

Rolf Torring 074 - Der Zauber-Gürtel

Titel: Rolf Torring 074 - Der Zauber-Gürtel
Autoren: Hans Warren
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unbekannt geblieben sind."  
      Wieder erklang der Pfiff, diesmal näher und aus der Höhe.  
      „Siehst du," wollte ich triumphieren, „doch ein Vogel!"  
      „Ich glaube nicht, daß ich mich geirrt habe," widersprach Rolf. Er blickte in die Richtung, aus der der Ruf erklungen war.  
      Das dichte Laubdach der Bäume machte jede weite Sicht unmöglich. Rolf zuckte mit den Schultern und wandte sich zum Weitergehen. Schweigend schritten wir voran.  
      Da war der Ruf schon wieder. Mir wurde es unheimlich zumute. Auch Rolf hatte sicher nicht die angenehmsten Gefühle. Sollten mehrere der unbekannten Vögel in der Nähe sein? Oder war der eine Vogel mit uns geflogen? Der letzte Ruf war von links vorn erklungen, wieder aus der Höhe eines Urwaldriesen herab.  
      Gleich darauf derselbe Ruf von rechts. Diesmal kam er nicht aus der Höhe, sondern aus dem Dickicht neben dem Pfad. Rolf war stehengeblieben und schüttelte unmutig den Kopf.  
      „Das gefällt mir gar nicht," flüsterte er. „Ich habe das Gefühl, als seien wir von Spähern umgeben, die unser Weiterschreiten melden. Ghampu hat uns wohl doch nicht ohne triftigen Grund gewarnt."  
      Ich zweifelte noch. Sollten es Menschen sein, die sich hier versteckt hielten? Dann benahmen sie sich sehr auffällig.  
      „Da vorn ist eine Lichtung," sagte Rolf. „Vielleicht erhalten wir da Gewißheit."  
      Mehrere Pfiffe, hell und fast kreischend, Warnungspfiffen nicht unähnlich, erklangen dicht um uns herum. Dadurch neigte ich wieder zu der Annahme, daß es sich doch um Vögel handeln könnte, vielleicht um einen ganzen Schwarm, der durch uns oder einen anderen Feind wie eine Schlange aufgeschreckt worden war.  
      „Wenn wir Glück haben," sagte ich, „kriegen wir vielleicht auf der Lichtung einen der Vögel zu Gesicht und können einen erlegen. Die Pfiffe waren so stark, daß es sich um große Vögel handeln müßte."  
      Ich nahm die Mauser von der Schulter. Rolf handelte ebenso. Nach den letzten Warnungsrufen war im Augenblick alles still. Die Stille im schwülen Urwald wirkte unheimlich. Zufällig wandte ich mich um und — sah einen Schatten, der schnell vom Pfad verschwand.  
      „Du hattest recht," sagte ich leise zu Rolf, „es muß sich doch um Menschen gehandelt haben. Ich habe hinter uns einen Schatten gesehen, der sich ins Gebüsch warf, als ich mich umwandte."  
      „War es ein Mensch?" fragte Rolf hastig.  
      „Das konnte ich nicht deutlich genug sehen. Ganz so groß wie ein Mensch schien er nicht zu sein. Vielleicht aber duckte er sich."  
      „Komm schnell auf die Lichtung, Hans! An ihrem Rande können wir uns besser verteidigen als hier, falls wir angegriffen werden sollten."  
      Im Weiterschreiten fragte ich:  
      „Wenn es die Feinde der Inder vom Urwaldtempel sein sollten, weshalb haben sie dann wohl die aufgeregten Warnungspfiffe ausgestoßen?"  
      „Sie glaubten sicher, daß es sich um die Inder handeln würde, und waren erstaunt, Europäer vor sich zu haben," kalkulierte Rolf. „Wir werden ja sehen, wenn wir auf der Lichtung sind."  
      Bald erweiterte sich der Pfad. Wir standen am Rande der Lichtung. Sie trug nur kurzes Gras. Einige große, weit auseinander stehende Bäume spendeten wohltuenden Schatten. Unter den Laubkronen der hohen Bäume wuchs das Gras höher und dichter.  
      Vom Rande der Lichtung aus sahen wir uns um. Die freie Lichtung mitten im Urwald bot einen herrlichen Anblick. Aber wir hatten keine Zeit, uns lange an dem Bild zu erfreuen. Wir mußten sehen, hinter das Geheimnis der eigenartigen Rufe zu kommen. An den Rändern der Lichtung konnten wir trotz genauer Beobachtung nichts Verdächtiges entdecken. Wir nahmen die einzelnen Urwaldriesen inmitten des freien Raumes aufs Korn.  
      In dem hohen Gras unter ihnen konnten sich Menschen leicht verbergen, deren Spuren man im kurzen Gras der übrigen Lichtung nicht erkennen konnte. Aber keine Bewegung des Grases unter den Bäumen verriet, daß sich dort jemand versteckt haben könnte.  
      „Wir wollen bis zum ersten Baum gehen," flüsterte Rolf. „Wenn wir auf ihn hinaufklettern, können wir von den Ästen aus die Lichtung gut übersehen."  
      Nach einem spähenden Rundblick eilten wir auf den ersten Baum zu, der etwa fünfzig Meter entfernt sein mochte. Vor Giftschlangen, die sich im kurzen Gras versteckt halten konnten, brauchten wir uns nicht in acht zu nehmen. Unsere hohen, festen Ledergamaschen schützten uns
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