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Rolf Torring 074 - Der Zauber-Gürtel

Rolf Torring 074 - Der Zauber-Gürtel

Titel: Rolf Torring 074 - Der Zauber-Gürtel
Autoren: Hans Warren
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sehr kunstvoll aus golden schimmerndem Material gefertigt. Das Bild Buddhas beherrschte den Raum, der ganz in weißem Marmor gehalten war. Erst später bemerkte ich daß der Marmor an verschiedenen Stellen in feiner Filigranarbeit durchbrochen war.  
      Auf der rechten Seite des Innenraumes stand auf niedrigem Sockel ein Thronsessel, ebenfalls mit Gold ausgelegt. Von ihm aus winkte uns Magava, der mehr darauf lag als saß, zu.  
      „Sahibs," sagte er leise, als wir herangetreten waren, „ich werde in diesem Leben nur noch eine ganz kurze Spanne Zeit hier verweilen. Dann trete ich die Reise zum Erhabenen an. Ich danke Ihnen nochmals, daß Sie den Gaoiya angegriffen haben, um mich zu schützen. Ihnen hätte er kaum etwas getan, wenn er seinen Rachedurst an mir gestillt gehabt hätte. So störten Sie ihn, sein Werk zu vollenden. Nur darum griff er Sie an. Ich bin glücklich, daß der Erhabene Sie so sichtbar beschützt hat. Kaum ein anderer wäre dabei dem Tode auf dem Lande oder im Fluß entronnen.  
      Der Gaoiya hat Ihren Gurt zerrissen, Sahib Torring. Ich habe Ihnen dafür den alten silbernen Zaubergürtel gegeben. Mein Sohn als Nachfolger in meinem Amte und die ältesten Priester sind damit einverstanden. Nun geht auf Sie die Macht des Gürtels über, die Sie noch spüren werden.  
      Aber es sind auch Gefahren damit verknüpft, wenn Sie den Gurt tragen. Unser Bund ist unter den Indern bekannt, hat aber viele Feinde. Alle Feinde werden Sie sofort als einen der Höchsten von uns durch den Gürtel erkennen. Ich weiß aber, daß gerade Sie den Gurt stets tragen werden. Wir sind Menschen, die sich ihr Leben lang für das Gute einsetzen. Das schimmert auch aus Ihren Augen, dazu kommen Mut und eine tiefe Freude am Abenteuer, nicht an der billigen Sensation, die wir ebenso wenig mögen wie Sie und Ihr Freund.  
      Möge der Erhabene Sie immer beschützen! Ich werde ihn darum bitten, wenn ich bald vor ihn hintrete."  
      Mit schwacher Bewegung hob Magava die rechte Hand als letzten Gruß für uns, dann fiel sein Kopf plötzlich auf seine Brust herab. Magavas Sohn sprang hinzu, hob das ehrwürdige Haupt in die Höhe und verkündete nach einer Pause feierlich:  
      „Magava tritt vor den Erhabenen."  
      Ein tiefer, dröhnender Gongschlag folgte. Er hatte einen eigenartigen, sonoren Klang, den man ein Leben lang nie vergessen kann. Er schwoll so stark an, daß man meinte, er müßte die Mauern des Tempels sprengen.  
      Alle Inder, die in einigem Abstände vom Thronsessel versammelt waren, verneigten sich tief vor dem Priester. Wir nahmen die Tropenhelme ab.  
      Nach kurzer Zeit wurde wieder ein Gongschlag hörbar. Die Priester richteten sich auf. Vier von ihnen, wohl die ältesten, schritten feierlich an den Thronsessel heran und hoben den toten Körper Magavas herab. Schweigend trugen sie ihn durch eine schmale Gasse die von den Indern gebildet wurde, zur Statue Buddhas, hielten den entseelten Körper eine Weile dem lächelnden Gesicht des Gottes entgegen, wandten sich zur Seite und verschwanden hinter der großen Figur.  
      Ghampu stieg auf den Marmorsockel und setzte sich auf den Thronsessel. Sofort erklang wieder der Gongschlag. Wieder verbeugten sich alle Inder. Nach kurzer Zeit ein neuer Gongschlag — die Inder richteten sich auf. Ghampu hielt in der uns unbekannten Sprache eine Rede. Schließlich wandte er sich an uns und sagte.  
      „Meine Herren, bei der jetzt folgenden Handlung darf kein Fremder zugegen sein. Darf ich Sie daher höflichst bitten den Tempel zu verlassen. Aber warten Sie draußen auf mich, ich habe Ihnen noch etwas Wichtiges mitzuteilen!"  
      Wir kamen seinem Wunsche sofort nach, denn wir achten den Glauben jedes Volkes und jeder Sekte, mag er in Einzelfällen noch so absonderlich sein. Glauben bleibt Glauben! Wir gingen draußen beinahe bis an den Rand der Lichtung. Dort blieben wir stehen.  
      „Mir ist es lieb, daß Ghampu uns noch sprechen will," sagte Rolf. „Ich möchte ihn noch allerlei über die seltsame Gesellschaft fragen, die sich hier mitten im Urwalde zusammengefunden hat."  
      „Vor allem mußt du ihn genau nach ihren Feinden ausforschen," sagte ich, etwas besorgt. „Ich würde an deiner Stelle in Jagdalpur einen neuen Ledergurt kaufen und das alte Silberstück aufbewahren. Weshalb willst du dich unnötig in Gefahr begeben? Vielleicht wirst du von einem Fanatiker auf offener Straße hinterrücks erdolcht. Das kannst du vermeiden, wenn du
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