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Rolf Torring 074 - Der Zauber-Gürtel

Rolf Torring 074 - Der Zauber-Gürtel

Titel: Rolf Torring 074 - Der Zauber-Gürtel
Autoren: Hans Warren
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ich die ernsten Worte hörte. Soeben hatte ich selbst erlebt, daß der Königstiger, der gefürchtete Räuber des indischen Dschungels, zurückgeschreckt war, als er den Gürtel, den Rolf trug, gesehen und den Ruf des Alten gehört hatte. Welches Geheimnis mußte hier walten? Welche Kraft mußte in dem Gürtel stecken, die wie ein Zauber anmutete? Ich war Rolf dankbar, daß er sofort weiterging Im Vorwärtsschreiten schüttelte er ein paarmal den Kopf.  
      Mein Freund bog in den bezeichneten Pfad ein. Er beschleunigte seine Schritte. Vielleicht ging es ihm wie mir: etwas Unheimliches lag in den Worten des alten Priesters.  
      Durch die schnellere Gangart Rolfs war ich etwas außer Atem gekommen und wollte Rolf bereits rufen, daß er mir die Last abnehmen sollte, da erklang ganz in der Nähe ein tiefer, reiner Gongschlag. Wir mußten dicht vor dem Urwaldtempel sein, in dem Magava als oberster Priester herrschte.  
      Der Pfad führte um einen hohen, dichten Busch herum. Hinter Rolf der seine Schritte verhalten hatte, blieb ich stehen Auf einer riesigen Lichtung mitten im Urwald erhob sich ein weißer Tempel. Die Lichtung war so groß daß neben dem Tempel ein Teich Platz hatte, an dessen Seite bestellte Reisfelder lagen. Weit hinten zog sich der Urwald als dunkler Strich um die Ansiedlung in ihrem Herzen.  
      Der Tempel war nicht sehr groß. Hinter ihm und seitwärts zwischen Büschen und Fruchtbaumhainen halb versteckt, lag eine Anzahl Holzhäuser.  
      Seit dem Gongschlag waren höchstens zwei Minuten vergangen. Da kamen weißgekleidete Inder aus den Häusern und strebten eilig dem Tempel zu. Ich begann zu zählen, mußte es aber aufgeben, da von allen Seiten immer mehr herbei strömten. Sie schritten auf das Tor des prächtigen Tempels zu.  
      Plötzlich erhob sich eine klingende Stimme, die ein paar Worte in einer mir unbekannten Sprache rief. Sofort drehten sich alle dem Tempeleingang zueilenden Inder zu uns. Wilde Rufe wurden laut; die uns zunächst stehenden Inder machten Miene, sich auf uns zu stürzen. Da rief ihnen Magava ein paar Worte zu.  
      Mit erschrockenen Ausrufen eilten alle Inder auf uns zu. Behutsam wurde der alte Priester von meinem Rücken herab gehoben. Vier Inder trugen ihn in den Tempel. Die anderen drängten ungestüm nach. Plötzlich standen wir allein am Rande der weiten Lichtung.  
      „Rolf," sagte ich leise, „das ist alles so unheimlich! Die Ansiedlung hier, mitten im Urwald, muß weitgehend unbekannt sein. Sonst hätte uns der Colonel sicher etwas davon erzählt. Und das Erschrecken und Umdrehen des Tigers! Glaubst du, daß es solche Zaubermittel und Gegenstände, an denen ein Zauber hängt, gibt? Sollten gerade nur die Gaurs seit langer Zeit mit der Familie des Priesters in Feindschaft leben?"  
      „Ich habe mir die Sache hin und her überlegt," sagte Rolf, noch halb im Nachdenken versunken, „aber man muß wohl an die Worte des Alten glauben. Natürlich könnte der Tiger auch gezähmt gewesen sein. Ich glaube es aber nicht. Er machte einen beinahe ängstlichen Eindruck, als er mich noch einmal anblickte, nachdem ihn Magava angerufen hatte. Zuerst schien er geradezu angriffslustig, dann zog er sich scheu zurück. Ich werde aus der Sache nicht recht klug. Es muß eben Wunder in Indien geben, die einem Europäerhirn unverständlich bleiben."  
      Mit gemischten Gefühlen betrachtete ich den Tempel. Wer mochte das Bauwerk mitten im Urwald angelegt haben? Wer mochte die Reisfelder bestellt, wer die Wohnhäuser der Menschen, die hier abgeschieden von der Welt lebten, geschaffen haben? überall Rätsel!  
      Aus dem Tempel kam eilig ein hochgewachsener Inder und schritt auf uns zu. Er mochte etwa zwanzig Jahre zählen. Sein Gesicht hatte mit dem Magavas eine gewisse Ähnlichkeit Es zeigte die gleichen edlen Züge und die großen dunklen Augen des Priesters.  
      „Ich danke Ihnen von ganzem Herzen, meine Herren," sagte der junge Inder in fließendem, akzentfreiem Englisch. „Sie haben meinen Vater beschützen wollen und sind dabei selbst in große Gefahren gekommen. Sie haben seinen letzten Wunsch erfüllt und ihn in unsere Weltabgeschiedenheit zu seinem Tempel getragen. Bitte, folgen Sie mir! Mein Vater möchte Sie noch sehen, ehe seine Seele die Wanderung zum Erhabenen antritt. Ich bin sein Sohn und Nachfolger, ich heiße Ghampu."  
      Wir nannten unsere Namen und folgten dem jungen Mann in den Tempel. Eine Buddhastatue stand dem Eingang gegenüber,
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