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Rolf Torring 073 - Der Würger

Rolf Torring 073 - Der Würger

Titel: Rolf Torring 073 - Der Würger
Autoren: Hans Warren
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er sich auf die Feinde, die ich nicht sehen konnte.  
      Nur zwei Schreie erschollen. Die anderen Gegner hatten wohl die Flucht vor dem Riesen vorgezogen.  
      Ich stieß einen Jubelruf aus, dann lief ich schnell zu der Stelle, die ich mir für den Aufstieg ausgesucht hatte, schob die Pistole fest in den Halter und klomm empor.  
      Es war nicht so einfach, wie ich es mir vorgestellt hatte. Wiederholt geriet ich auf der Strecke von vielleicht fünfzig Metern in Situationen, die mir den kalten Schweiß auf die Stirn trieben.  
      Mehrmals hatte ich mich festgestiegen, konnte nicht vor- und nicht rückwärts, aber der Wille überwand die Hindernisse, und endlich konnte ich mich aufatmend über den Rand der Felswand schwingen. Die vier dunklen Gestalten, die hier lagen — die beiden von mir Erschossenen und die von Pongo Getöteten — streifte ich mit kurzem Blick und ging an den Rand des Einschnittes. Ich blickte zur anderen Seite hinüber. Dort stieg gerade Rolf, von Pongo unterstützt, über den Rand der Felswand. Sein Aufstieg war noch schwieriger gewesen. Wie in den meisten Leibesübungen übertrifft mich Rolf auch im Bergsteigen.  
      Drüben lagen zwei reglose Körper, die beiden Inder, die Pongo nach seinem tollkühnen Sprung noch erreicht hatte. Rolf trat an den Rand der Felswand und winkte mir über den Einschnitt zu.  
      „Wieder mal Glück gehabt!' rief er dann. „Am meisten freut mich, daß Pongo heil und gesund wieder bei uns ist. Wir wollen am Rande des kleinen Sees entlanggehen, dann treffen wir uns drüben am Nordrand. Pongo muß uns erzählen, wie seine Flucht gelang."  
      Von den Feinden war nichts mehr zu sehen. Mehr als unsere unerwartet energische Gegenwehr hatte sicher das Erscheinen Pongos auf sie gewirkt.  
      Sie mußten, als er mit furchtbarem Angriffsschrei auf sie sprang, gedacht haben, es käme ein böser Dämon über sie. Wären sie nicht geflohen, hätte er auch die anderen unschädlich gemacht, und die ganze Bande des „Würgers" wäre erledigt gewesen, wenn sie nicht zahlreicher war, als wir vermuteten.  
      Schnell schritt ich um den kleinen See herum. Am Nordrand trafen wir uns. Hier schüttelte ich vor allem Pongo die Hand und sagte:  
      „Ich habe große Sorge um dich gehabt, Pongo. Ich freue mich von ganzem Herzen, daß du wieder bei uns bist."  
      »Pongo sich auch freuen," sagte der schwarze Riese strahlend. „Masser Warren sich nicht sorgen brauchen, Pongo immer wieder freikommen."  
      Nach unseren bisherigen Erfahrungen schien es fast unmöglich, den Riesen mit den übermenschlichen Kräften und Sinnen gefangen zu halten. Höchstens durch einen plötzlichen Überfall und auf hinterlistige Art war es möglich, ihn zu überwältigen, — aber lange konnte sich niemand seines Fanges freuen. Pongo fand immer Mittel und Wege zu entfliehen. Wie er es aber jetzt fertiggebracht hatte, war mir ein Rätsel.  
      Pongo wußte, daß wir vor Begierde brannten, sein Abenteuer kennenzulernen. Er erzählte sofort ohne Aufforderung:  
      „Pongo mit Schlinge um Hals in Felsspalte gerissen. Viele Feinde sich auf ihn stürzen und ihn fesseln. Rhasu unter ihnen. Rhasu Pongo höhnen und Tod androhen. Pongo nichts sagen, nur langsam Fesseln lockern. Rhasu nichts merken, immer weiter höhnen. Andere Feinde bald fortgehen. Pongo mit Rhasu allein. Rhasu sagen, daß Massers auch bald tot sein. Da Pongo Fesseln zerreißen. Rhasu aufspringen, aber gleich tot sein. Pongo Felshöhle verlassen, Schüsse hören und schnell kommen. Feinde angreifen."  
      Das war echt Pongo. In seiner knappen Erzählung, die er in gebrochenem Deutsch gab, lag soviel, daß man daraus einen ganzen Roman hätte schreiben können. Für ihn war die Sache damit erledigt. Er fuhr gleich fort:  
      „Massers schnell mitkommen! Pongo sehen, daß Inder Turm betreten, der dort steht. Vielleicht dort Feinde finden."  
      Pongo zeigte bei den letzten Worten nach Westen. Dort erhob sich, vom Mondlicht fast taghell beleuchtet, die Ruine eines dickwandigen, etwa zehn Meter hohen Turmes.  
      Der untere Teil des Turmes ragte noch wuchtig empor. Er war geschickt ins Gesamtbild der Felslandschaft eingefügt und machte einen großartigen Eindruck.  
      Wir waren noch hundert Meter von ihm entfernt. Während wir langsam auf ihn zuschritten, meinte Rolf: Vielleicht hatten Eroberer früherer Zeiten ihn zerstört. Vielleicht war es die Zeit selbst gewesen, die alles vernichtet, gründlicher
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