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Die Rückkehr des Verführers

Die Rückkehr des Verführers

Titel: Die Rückkehr des Verführers
Autoren: Katherine Garbera
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1. KAPITEL
    „Riskieren Sie ruhig einen Blick, Macy. Sie sind sogar noch schöner als zuvor“, sagte Dr. Justin Webb.
    Unschlüssig hielt Macy Reynolds den Spiegel in der Hand, bevor sie ihn langsam anhob. Doch im letzten Moment, bevor sie einen Blick auf ihr Gesicht werfen konnte, schloss sie die Augen. Vor drei Jahren war sie eine Schönheit gewesen und mit achtzehn sogar zur Rosenkönigin von Texas gekrönt worden. Doch seit dem tragischen Unfall hatte sich alles verändert. Sie hatte nicht nur ihr Aussehen und ihren Verlobten, sondern auch ihr Selbstbewusstsein verloren.
    Gerade hatte sie die vermutlich letzte Operation hinter sich gebracht, doch ihr Gesicht, dessen Attraktivität sie einst für selbstverständlich gehalten hatte, war mittlerweile zu einer Art Fluch geworden. Niemals wieder würde sie die schöne junge Frau von damals sein.
    Dr. Webb legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Vertrauen Sie mir, Macy.“
    Allerdings wusste sie nicht, ob sie je wieder einem Mann vertrauen konnte – mit Ausnahme von ihrem Daddy, der ihr in der schwierigen Zeit stets zur Seite gestanden hatte.
    Da ihr klar war, dass sie nicht den Rest ihres Lebens mit geschlossenen Augen im Büro von Dr. Webb sitzen konnte, dachte Macy an die tapferen Kinder, die sie regelmäßig auf der Intensivstation für Verbrennungen besuchte. Diese Kinder fürchteten sich auch nicht vor dem Blick in den Spiegel.
    Also öffnete sie erst ein Auge und dann, nachdem sie erstaunt ihr Spiegelbild wahrgenommen hatte, das andere. Ihre Haut war weiß und makellos, so wie sie sein sollte. Keine Narbe verunstaltete ihr Gesicht. Ihre zierliche Nase hatte wieder die ursprüngliche Form. Überrascht berührte Macy sie. Ihre Augen, die zum Glück bei dem Unfall nicht in Mitleidenschaft gezogen worden waren, strahlten im vertrauten Grün.
    Lediglich ihre Lippen sahen ein wenig verändert aus. Da die Unterlippe von einem Stück Glas zerschnitten worden war, hatte sie jetzt dort eine kleine Einkerbung, die vorher nicht da gewesen war.
    „Vielen Dank, Dr. Webb“, sagte sie. Zwar war sie immer noch nicht perfekt, aber zumindest hatte sie die letzte der zahlreichen Operationen endlich hinter sich gebracht.
    „Sehen Sie, ich hatte recht. Sie sind noch schöner als zuvor“, entgegnete er.
    Sie verkniff sich eine Bemerkung und nickte lächelnd, bevor sie den Spiegel auf das Bett legte. „Verstehen Sie mich nicht falsch, Doktor, aber ich bin wirklich froh, wenn ich Sie nicht wiedersehen muss.“
    Dr. Webb lachte. „Ich auch, Macy. Ich schicke Ihnen die Schwester mit ein paar Unterlagen, die Sie noch ausfüllen müssen, und dann können Sie gehen.“
    Als er sich zur Tür wandte, rief Macy ihn zurück. „Vielen Dank noch mal, Dr. Webb. Was Sie erreicht haben, bedeutet mir wirklich sehr viel.“
    „Gern geschehen“, erwiderte er und ging.
    In diesem Moment vibrierte ihr Mobiltelefon, und Macy schaute auf das Display. Wie ist es gelaufen beim Arzt? lautete die Nachricht von ihrem Vater.
    Da Macy wusste, dass Dr. Webb wirklich alles darangesetzt hatte, um sie fast so aussehen zu lassen wie vor ihrem Unfall, wollte sie nicht undankbar erscheinen – auch wenn sie nie wieder ganz dieselbe sein würde. Sehr gut, Daddy, war ihre Antwort.
    Sie und ihr Vater standen sich näher als früher. Nachdem Macy von ihrem Verlobten Benjamin verlassen worden war, während sie im Krankenhaus gelegen hatte, hatte lediglich der Vater ihr beigestanden. Der Unfall hatte ihr alles genommen, doch jetzt war sie wieder ganz die Alte. Jetzt würde sie die behütete Welt verlassen, die ihr Vater für sie geschaffen hatte, und sich den Herausforderungen ihres eigenen Lebens stellen.
    Nachdem der Papierkram erledigt war, verließ sie das Sprechzimmer und verspürte zum ersten Mal seit Langem nicht den Drang, sofort die große Sonnenbrille aufzusetzen, um sich vor neugierigen Blicken zu schützen.
    Als sie die Tür der Lobby öffnete, stieß sie mit einem Mann zusammen, der sie gerade noch rechtzeitig bei den Schultern packte und so vor einem Sturz bewahrte.
    „Danke“, sagte sie und sah hoch – in blaue Augen, die sie nur zu gut kannte. Christopher Richardson, ihre alte Highschool-Liebe – und der Mann, mit dem sie auf Drängen ihres Vaters hin Schluss gemacht hatte. Obwohl ihre letzte Begegnung beinahe vierzehn Jahre her war, kam es ihr so vor, als wäre überhaupt keine Zeit vergangen. Chris sah immer noch so attraktiv und verführerisch aus wie damals in der Highschool.
    „Macy.
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